Freiheit, Ruhe und Frieden

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Hermione seufzte, in einer Woche würde sie Ron heiraten, mit dem Wissen, dass es 'das Richtige' war.
Sie trank ihr Glas Wein aus und widmete sich wieder ganz ihren Gästen. Alle, die Ginny zu ihrem Junggesellinnenabschied eingeladen hatte, waren gekommen. Luna gab dem ganzen wie immer eine zauberhafte Note, während Ginny und die Patil-Schwestern alles gut in Schwung hielten. Sie waren nicht viele, aber sie hatten Spaß.

Es wäre eigentlich eine großartige Idee von ihrer Trauzeugin Ginny gewesen in Hogwarts zu feiern und hier auch die Hochzeit stattfinden zu lassen, wenn da nicht der Umständ wäre, dass Hermiones Herz nicht für Ron schlug und Hogwarts, gerade Hogwarts, diesen Umstand nicht besser machte. Im Gegenteil, denn das Subjekt ihrer Begierde wohnte hinter diesen Mauern. Sie erinnerte sich noch genau an die sternenklare Nacht vor einem Jahr, als sie, nach einem außergewöhnlichen Ereignis so euphorisch war.

Flash-back

Sie hatte ihren Abschluss und saß zufrieden im Hof von Hogwarts, der Krieg war nun seit einem Jahr vorbei, doch manchmal fühlte es sich an wie Gestern. Ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft, ihr frisch Verlobter, der sie allen Ernstes vor allen Leuten in der großen Halle gefragt hatte ob sie ihn heiraten wolle, trank sich vermutlich gerade unter den Tisch.

Sie hatte 'Ja' gesagt, obwohl sie vor wenigen Tagen noch überlegt hatte sich zu trennen. Andererseits hätte sie denn überhaupt 'Nein' sagen können? Immerhin erwarteten alle Menschen die sie anstarrten ein 'Ja'. Niemand konnte sie verstehen oder wollte sie verstehen, dass sie ihr Leben nicht so wollte, mit diesem Erwartungsdruck und diesem vorprogrammierten Familienbild.

Sie wusste genau sobald Ronald und sie geheiratet hätten, würde sie unter permanenter Babybauch Überwachung stehen. Und auch wenn sie diese Menschen, die ihre Familie waren, liebte und auch wenn sie wusste, dass diese sie ebenfalls liebten, so war ihr bewusst, dass unterschwellige Missgunst vorherrschen würde, wenn sie ihre Karriere so sehr verfolgte, wie sie es wollte, anstatt das alles für ein Familienleben aufzugeben.

Sie fühlte sich so sehr fremdbestimmt, auf Autopilot. Der doch leicht protzige Ring an ihrem Finger glänzte und sie sah schon das Leben, dass alle für sie planten an sich vorbeiziehn. 'Wutschen und Wedeln' die schnörkelige Gravur an der Innenseite des Rings, war so liebevoll gemeint und sie versuchte die ganze Zeit das positive daran zu erkennen, doch fand sie in ihrem Inneren nur den Schmerz der Worte, die sie damals aufs Mädchenklo und in die Arme des Trolls getrieben hatten, die Worte die sie schon längst vergeben, aber egal wie sehr sie es versuchte, nie ganz vergessen hatte. Es tat immernoch etwas weh, dass er sich damals nicht die Mühe gemacht hatte hinter die Fassade zu blicken.

Eine Stimme holte sie aus ihren Gedanken, eine Stimme von der sie befürchtete, nach dem heutigen Abend nie wieder in ihren Genuss zu kommen. "Miss Granger, Ihnen muss doch kalt sein, wieso feiern Sie nicht wie alle Anderen im Warmen Ihre Verlobung mit Mister Weasley? " sagte die seidig weiche Stimme ihres, nun ehemaligen, Zaubertränkeprofessors, während sie spürte wie sich ein warmes Stück Stoff über ihre nackten Schultern und ihr Kleid legte. Hatte Severus Snape ihr gerade wirklich seinen Mantel um die Schultern gelegt?! "Ich brauchte Luft zum Atmen." antwortete sie und wusste genau jeder andere hätte diesen Satz falsch verstanden.

Doch nicht er, er der Mann mit dem sie so viele Stunden ihrer Zeit verbracht hatte, mit dem sie stillschweigend Tränke gebraut und danach über Bücher diskutiert hatte. Der Mann an den sie, seit Ende des Krieges, mehr und mehr ihr Herz verlor. Wann es wohl genau passiert war, dass ihr stiller Braupartner, für sie mehr wurde als nur ein Freund? "Nicht jeder hält diesem Erwartungsdruck stand, den das öffentliche Leben einer Hermione Granger mit sich bringt. Ich für meinen Teil fände es bedauerlich, wenn du dein wertvolles Leben dem widmest was man von dir erwartet, wenn du doch so viel mehr erreichen könntest, Hermione." er war einfach so zum 'Du' gewechselt, doch für keinen der beiden fühlte es sich falsch an.

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