P I L O T - der erste abend

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Lieber Zuschauer*innen, heute haben wir für Sie eine ganz besondere Episode der Schilloethe-Diaries parat:


Schilloethe-Diaries

P I LO T - der allabendliche O-Saftkonsum

Goethe steht am verschmutzten, seit dreizehn Wochen nicht mehr geputzten Fenster und blickt nachdenklich auf die sich vor ihm erstreckende Uckermark. Es ist ein seltsames Fleckchen Erde, so denkt er, und greift augenblicklich nach seinen weltberühmten, sagenumwobenen Schreibutensilien. Die Sonne erleuchtet seinen neusten Gedankenblitz mit einem letzten, gequälten Lichtgähnen, bevor sie sich hinter dem Horizont in ewige Nacht hüllt.

Sie ist ein sehr dramatischer Fixstern.

Vertieft in die tiefsten Tiefen seiner Gedanken, produziert der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Goethe ein weiteres Meisterwerk. Es trägt den Titel "Die Sonnenquarantäne" und handelt von der ständigen Isolation des bemitleidenswerten Keim allen Lebens. Möglicherweise lässt er auch ein wenig Hass und Kritik in seine mit Spott gespickten Verse einfließen, wer könnte es ihm verübeln, schließlich haben ihm die jahrelangen Reisen und die ungeschützte Sonnenexposition mehr als nur ein paar Falten beschert.

So bemerkt er auch nicht, dass Schiller hinter ihm aus dem Klavier steigt.

Sollte es bis hierhin nicht erwähnt worden sein, so möchte sich das erzählende Wesen an dieser Stelle ausdrücklichst entschuldigen und nebenbei erwähnen, dass das Klavier eine Zeitmaschine ist.

Schiller, der kurze Zeit zuvor einkaufen war, versucht nun hektisch seine Einkaufstüte zu entleeren.
Heute hat er mal wieder etwas wahrlich Besonderes mitgebracht.

So verlief es häufig bei den Schilloethen. Goethe lässt seiner Kreativität freien Lauf und schreibt Gedicht nach Gedicht, Schiller, der auch schon in die Jahre gekommen war, geht häufig einkaufen und lässt seinem Einkaufsdrang freien Lauf und die Teekanne auf dem Herd kannt vor sich hin.

Nun zurück zu Schillers besonderem Einkauf.
Sein heutiger Erwerb überrascht sogar den sonst so kühlköpfigen Goethe.
Es ist nämlich ein goldiger Goldfisch.
Ja, tatsächlich, es ist ein Goldfisch und dazu ein rundes Gefäß, das voraussichtlich das neue Zuhause des Goldfisches sein würde.

Begeisterst hebt Schiller den Fisch in die Lüfte und stellt ihn dem entgeisterten Goethe vor.
Amadeus der Kleine, so ist sein Geburtsname, blickt nur fischig vor sich hin.

Es ist Goethe nicht ganz eindeutig, was sie denn nun mit einem Goldfisch anfangen sollen und seit wann sein guter Genosse ein Herz für Fische hat. Nach einigem Grübeln merkt er jedoch, dass dies jedoch nichts für Schiller Außergewöhnliches ist, schließlich war es erst letzte Woche, als Schiller einen Esel mit nach Hause gebracht hatte. Leider weilt dieser nicht mehr unter ihnen.

Er ist nicht gestorben. Nein. Er ist einfach nur weggerannt, immer weiter der Sonne hinterher.
Vielleicht befindet er sich nun im sonnigen Hawaii mit Kokosnuss in der Hand oder in Neuseeland mit neuen tierischen Freunden in der Hand oder in Mexiko mit Sombrero in der Hand.
Dies wird wohl auf immer ein Mysterium bleiben.

Und so bekommt also der Goldfisch Amadeus der Kleine ein neues Zuhause. Bis nicht auch er davonläuft.


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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 25, 2020 ⏰

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