LAMEES| Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Nasenspitze, ich spiele mit den Sonnenblumen die um mich herum wachsen. Das grüne Gras ist noch leicht, weshalb ich meine Füße aus meinen Schlappen ziehe. Entspannt binde ich meine Haare zu einem hohen Zopf, damit auch schon mein Nacken mit Sonnenlicht bestrahlt wird. Ich schaue zu Amara, die sich eine große Vintage-Sonnenbrille ausgesetzt hat. Ich bewundere sie wirklich, es sind fünfundzwanzig Grad allein im Schatten und sie sitzt sich direkt unter die Sonne. Wohlgemerkt mit Kopftuch und langen Sachen. Ihr Gesicht ist schon ganz rot, trotzdem genießt sie genauso wie ich jeden einzelnen Sonnenstrahl. Sie scheint in Gedanken zu sein. Ihr Blick bleibt auf dem Boden hängen, weshalb ich versuche ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, indem ich mein Bein gebe und es hin und her wedle, doch das bringt nichts. Ich seufze auf. Natürlich.
„Denkst du immer noch an ihn?", kommt es direkt aus mir, sie schaut rückartig zu mir. Ihre Augen weiten sich, geschockt öffnet sie ihren Mund.
„Wer, ich?!", gibt sie unglaubwürdig von sich. Ich hab doch diesen Schmerz in ihrem Blick gesehen. Sie kann mir nichts vormachen.
„Lüg mich nicht an, Amara.", langsam werde ich sauer. Ist Lieben etwa verboten? Wieso gesteht sie es sich nicht einfach ein? Sie versucht standhaft mich grimmig anzuschauen, doch das gelingt ihr nicht wirklich. Erniedrigt legt sie ihren Kopf in den Nacken und pustet laut aus.
„Ja, du hast recht.", gibt sie nach einer langen Pause endlich zu. Seitdem Enlil da war, ist sie nicht mehr wie davor. Ich fange an zu Lächeln, auch wenn es gerade nicht angebracht ist. Ich meine, hallo? Amara ist das erste Mal verliebt!
„Das alles ist so komisch!", ruft sie und packt sich am Kopf. Ich lache sie aus und trinke aus meinem Eistee. Sie fährt sich übers Gesicht und seufzt erneut auf.
„Davor haben mich Jungs nicht interessiert. Ich hatte nur Religion und Schule im Kopf.", fügt sie hinzu. Ich höre ihr so gerne zu. Ihre lauten Gedanken sind so interessant. Nicht oft bekomme ich die Gelegenheit ihre Gedanken zu kennen.
„Und du weißt, wie ich Männer verabscheue, die ihre Blicke nicht senken können.", am Ende wird sie leiser. Nickend beobachte ich sie, wie sie nachdenklich ihre Schläfen massiert.
„Aber bei ihm...", sie stoppt sich selbst und hält inne.
„... —Bei ihm war es ganz anders. Selbst ich habe seinen Blick gesucht.", ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe. Sie war noch nie so voller Gefühle. Dann noch für einen Mann.
„Wieso hat er mich angeschaut?!", hysterisch legt sie ihren Kopf in ihre Hände. Ich presse meine Lippen auseinander. Das muss also Liebe im Anfangsstadion sein. Schmunzelnd stehe ich auf und gehe auf sie zu. Ich schlug ihr auf den Hinterkopf, damit sie zu mir hochschaut. Als sie dann zu mir rauf schaut, stütze ich meine Hände auf meine Knie ab und beuge mich zu ihr vor.
„Ich habe noch nie an „Liebe auf den ersten Blick" geglaubt. Aber als ich eure Blicke gesehen habe, wusste ich, dass das zwischen euch mehr ist.", sage ich zu ihr, da ich wirklich fest davon überzeugt bin, dass Enlil mehr oder weniger genauso fühlt. Das war nicht dieses Abchecken, es war viel mehr diese Anziehungskraft zwischen ihnen. Nicht mal Arda und ich haben sowas, obwohl wir bald heiraten.
„Nein, nein.", sagt Amara und versucht alles abzustreiten. Ich sage nur zu ihr, dass sie endlich leise sein soll. Jeder Blinde hätte das zwischen Enlil und Amara direkt gespürt. Es war schon fast unangenehm!
„Hast du noch alle Tassen im Schrank?!", sie wird unnötig lauter. Mittlerweile ist sie richtig rot, aber nicht nur von der Sonne. Sie ist richtig wütend.
„Das zwischen mir und ihm wird nie was! Allein unsere Religionen lassen dies nicht zu!", schreit sie schon fast. Wie benommen schaue ich sie an. Heute zeigt sie mir eine ganz andere Seite von sich. So kenne ich sie nicht. Überrascht von sich selbst, entschuldigt sich Amara sofort als sie ihre Stimmlage wahrnimmt.
„Religion soll nicht ein Grund sein, dass sich zwei nicht lieben dürfen.", kommt es nach einer Weile von mir. Amara bläst ihre überschüssige Luft raus und schaut mich verwirrt an.
„Ich glaube, du verstehst nicht was ich meine.", sagt sie jetzt langsam genervt. Oh doch, ich weiß was sie meint. Trotzdem will ich es mir nicht eingestehen.
„Wir sind komplett verschieden. Ich lebe für meine Religion. Für mich steht Religion ganz oben. Da können verschiedene Männer kommen, keiner bringt mich von meinem Sinn des Lebens.", das hat sie schön gesagt. Aber ich weiß, dass es gerade sehr viel Überwindung gekostet hat, das laut auszusprechen. Ich weiß auch, dass es sie von innen gerade auffrorst. Eine verbotene Liebe eben. Eine Liebe die nicht stattfinden darf.
„Soweit darf es nichtmal kommen.", kommt es leise von ihr. Traurig höre ich ihr zu. Sie hat viel weiter nachgedacht, als womöglich manch anderer. Anscheinend hat sie Angst, dass sie einmal Blut leckt und da dann nie wieder rauskommt. Bemitleidend schaue ich sie mir an. Sie hat oder hatte Interesse, doch ein Hindernis hindert sie einen Schritt weiterzugehen.
„Du hast wenigstens jemanden, was erlaubt ist.", sagt sie und wendet den Blick von mir ab, als sie meinen verständnislosen Blick bemerkt.
„Lieber hätte ich eine verbotene Liebe, anstatt eine nicht vorhandene Liebe.", bin ich ehrlich zu ihr. Ich werde niemals glücklich mit ihm. Wir werden niemals eine Familie gründen. Er wird mich nicht zufrieden stellen, genauso wie ich. Es hat was mit geben und nehmen zutun, doch wenn keiner gibt, kann keiner nehmen.
„Denn wenigstens würdest du lieben.", füge ich hinzu. Unbewusst spreche ich meine Wünsche aus. Ich will geliebt werden. Ich will lieben. Ich will glücklich sterben und nichts bereuen. Ich will immer wieder an die alten Zeiten zurückdenken und mich freuen, dass ich das gemacht habe.
Dass ich dieser Ehe zugestimmt habe.
—
Amara spricht über ihre Gefühle. Findet ihr sie handelt richtig ?Nicht korrigiert
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ÇAVZHÎN
Romance[ÇAVZHÎN || BLAUÄUGIG] Die 21-jährige Lamees soll eine Scheinehe führen, damit sie ihre Eltern zurückbekommt. Es ist nicht leicht mit ihrem arroganten und kalten Verlobten Arda, aber sie hält es aus. Zumindest versucht sie es- Wären doch da bloß nic...