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>> Irgendwann muss man sich entscheiden.
Willst du sein, wie die Welt dich sieht, oder wer du wirklich bist?

-Black Widow-

Am nächsten Morgen war Lilian für meinen Geschmack viel zu früh auf den Beinen und besetzte das Bad. Das wusste ich, weil mein Bruder von der anderen Seite gegen die Tür hämmerte und mich ausschimpfte. Dabei war ich es ja nicht mal, die es besetzte.

Aber ich wollte mir nicht die Mühe machen, aufzustehen und schlug die Decke über meinen Kopf, um noch ein paar Minuten weiter zu schlafen.

Tatsächlich legte sich dann auch bald das Klopfen und als Lilian fertig war, kam sie zu mir und rüttelte an mir.

„Hey, du Schlafmütze! Du musst langsam mal aufstehen. Ich hab mir übrigens deine Schminke ausgeborgt." Sie lächelte unschuldig als ich sie verschlafen anblinzelte und ich grummelte nur zur Antwort.

Ich hasste Menschen, die morgens schon gut drauf waren. So etwas war für mich unerträglich.

Nach etwa fünf Minuten quälte ich mich schließlich auch aus dem Bett und ins Bad. Ich brauchte nur eine Viertelstunde, um mich fertig zu machen und war noch pünktlich genug unten, um mir ein Toast zu toasten und es trocken im Auto zu verschlingen.

Lilian hatte sich nach vorne gesetzt, auf Wunsch meines Bruders dessen offizielle Begründung gelautet hatte: „Mit der kann man heute eh nicht sprechen.", aber ich kannte ja sein wahres Motiv.

Tatsächlich war ich am Morgen eine ziemlich eigenartige Person. Es gab genau zwei Möglichkeiten mich anzutreffen. Entweder ich war gut gelaunt und ausgeschlafen oder ich war grimmig und müde. Welcher Tag heute war, war wohl nicht schwer zu erraten.

Als wir an der Schule ankamen entstand eine Situation, die ich ziemlich peinlich fand. Zum einen, weil Elian und Lillian sich ausgelassen und lachend unterhielten nachdem sie ausgestiegen waren, während ich unbehaglich und grimmig danebenstand. Und zum anderen, weil um uns herum alle gafften. Mit verdrehenden Augen verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ungeduldig wartete ich, dass Lilian endlich kam, während ich den Blick über den Schulhof schweifen ließ. 

„Hey!" 

Ich drehte mich um und sah Logan auf mich zu kommen. Grinsend umarmte ich ihn kurz. „Hi, du."

„Wie geht es dir?" fragte er und ließ seinen Blick prüfend über meinen Körper gleiten, als könnte er es dadurch überprüfen.

Ich hob die Schultern „Wie neu. Sogar die Kopfschmerzen sind weg."

Er lächelte.

„Und dir?"

Logan wurde verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Gut." Er zögerte „Ich wollte dich was fragen."

„Klar, hau raus!" 

Aber ehe er etwas sagen konnte, stieß Lil zu uns. Sie hakte sich von hinten bei mir unter und fragte fröhlich: „Was gibt's?"

„Nichts." Entgegnete ich „Logan wollte gerade etwas fragen." Ich sah ihn erwartungsvoll an, aber er warf einen unsicheren Blick auf Lilian.

„Schon gut." Winkte er ab. „Ist nicht so wichtig."

Ich nickte „okay."

„Oh!" rief Lilian „Da ist Kian, wartet kurz, Er hat meine Schulsachen mitgebracht." Sie machte ein paar Schritte in seine Richtung, aber die beiden standen trotzdem noch in Hörweite.

Ich hörte wie sie sich unterhielten und wollte einen Blick zu Kian wagen, aber ich traute mich nicht. Es war mir immer noch peinlich, was er im Auto gesagt hatte. Ich hatte mir Hoffnungen gemacht, obwohl von Anfang an klar gewesen war, dass er nur mit mir sprach, um Elian eins Auszuwischen. 

my brother's enemy is my best friend's brotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt