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Pov Jeongguk

Mit klopfendem Herz und schweißigen Händen sitze ich vor meinem Laptop. Mein Blick starr auf die Bilder vor mir gerichtet. Ein Livestream von uns als Ersatz für die ausgefallenen Konzerte.

Bang Bang Con

Auf dem Bildschirm ist ein fröhliches wir zu sehen. Ein wir, das so schon längst nicht mehr existiert. Was erwartet man auch, nachdem wir über 6 Jahre tagtäglich aufeinander gehockt haben. Es war vorhersehbar, dass wir früher oder später auseinanderbrechen würden.

Ich hatte mir immer ein Später gewünscht...

Es war für uns als Member schon lange klar, dass wir nicht mehr lange halten würden. Unsere einst so starke Bindung hat schon vor längerem angefangen zu bröckeln. Es kam immer wieder unnötig zu Streit und wir haben uns gegenseitig angeschrien.

Als wir beschlossen uns zu trennen, hat es mich trotzdem beinah umgehauen. Eine Welle an Schmerz hat mein Inneres überflutet. Mein Herz hat sich zusammengezogen und es kam mir vor, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen.

Wie gesagt. Es war vorhersehbar. Dennoch habe ich nicht damit gerechnet und immer gehofft, dass wir es doch noch schaffen das Band zu halten. Aber es ist gerissen. Egal wie sehr ich mich bemüht habe es zu verhindern.

Forever we are young..., tönt die Stimme von Taehyung in mein Ohr.

Wir waren noch Kinder, als wir uns kennengelernt haben. Jeder von uns.

Wir hatten denselben Traum. Wollten Singen und damit Menschen berühren und inspirieren.

Wir sind zusammengewachsen.

Wir waren eine Familie.

Wir sind durch dick und dünn gegangen. Gemeinsam.

Wir haben uns auseinandergelebt.

Wir haben uns von unserem Ruhm beeinflussen lassen.

Wir haben uns verändert. Jeder einzelne.

Wir waren nicht mehr wir selbst.

Wir sind auseinandergebrochen.

Wir haben einander verloren.

Es ging einfach nicht mehr. Unsere Konflikte sind immer größer geworden und jeder noch so kleine Streit hat seine Spuren hinterlassen.

Wir wollten einfach zu viel und haben uns aus den Augen verloren. Es gibt keinen Schuldigen. Es ist einfach passiert.

Wir sind gefallen. Haben uns gegenseitig mit in die Tiefe gerissen.

Die Tour dieses Jahr wäre unsere letzte gewesen. Der Abschluss unserer Karriere. Es kam anders.

Es war uns nicht vergönnt ein letztes Mal vor Armys zu stehen und unserer Leidenschaft nachzugehen. Etwas was wir alle liebten. Etwas was wir trotz unserer ständigen Konflikte gemeinsam hatten. Die Liebe zu jedem einzelnen Army und die Leidenschaft zu singen.

Der Livestream ist bloß eine schlechte Alternative. Für uns sowieso. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und ich bekomme kaum noch Luft, als ich sehe, wie glücklich wir damals noch waren.

Danach fing alles an. Mit Streitereien begann es. Zu der Zeit hat noch niemand geahnt, welche Ausmaße das annehmen wird. Es war eine stressige Zeit. Wir hielten es für natürlich, dass es immer mal wieder zu Unstimmigkeiten kommt.

Es waren schließlich nur Kleinigkeiten...

...irgendwann nicht mehr.

Man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist...

Wir haben den Zeitpunkt verpasst.

Wir haben gedacht, dass es wieder besser wird.

Wir waren schließlich an der Spitze angekommen.

Wir haben wirklich gedacht, dass es besser wird.

Wir haben uns geirrt.

Wir wurden von den Schatten eingeholt.

Wir fielen.

Wir hatten niemanden, der uns helfen konnte.

Wir kämpften nur für uns. Jeder für sich.

Wir hätten es ändern können.

Wir hätten zu dieser Zeit zusammenhalten müssen.

Wir hätten gemeinsam kämpfen müssen.

Wir haben es nicht getan.

Wir sind weiterhin gefallen...
...bis wir ganz unten waren.

Wir haben aufgegeben.

Das Konzert im Livestream endet. Ein letztes Mal sieht man unsere verschwitzten, aber dennoch glücklichen Gesichter. Dann wird der Bildschirm schwarz und ein weißer Schriftzug wird darauf sichtbar.

"Alles hat ein Ende! Unseres ist jetzt!"

Tränen verschleiern meine Sicht. In wenigen Minuten wird unser letztes Video online kommen. Ein Video, in dem wir das Ende von BTS erklären. Dann ist es endgültig vorbei und dieses Kapitel meines Lebens ist beendet.

Ich will das nicht.

Ich will nicht mit ihnen abschließen.

Ich will sie nicht vergessen.

Ich kann nicht so tun als wären sie nie Teil meines Lebens gewesen.

Durch den Nachrichtenton meines Handys schrecke ich auf. Eine Benachrichtigung, dass BANGTANTV ein neues Video hochgeladen hat. Mit zittrigen Händen klicke ich darauf.

Wir sehen nicht ansatzweise so glücklich aus, wie in dem Livestream zuvor.

Wir haben Augenringe. Man sieht uns an, dass es uns nicht gut geht- jedem von uns. Etwas was wir die Jahre zuvor immer kaschiert und mit einem Lächeln überspielt haben. Man sollte uns nicht ansehen, wie schlecht es uns geht und dass eben doch nicht immer alles so gut ist, wie es scheint.

Das Video ist zu ende. Unsere Stimmen sind verstummt.

Das sind sie schon längst. Nicht mehr lange und wir sind vollständig stumm. Bald wird niemand mehr unsere Songs im Radio spielen und jemand anderes wird unseren Platz einnehmen. Jemand, der es hoffentlich besser macht als wir. Jemand, der sich den Ruhm nicht zu Kopf steigen lässt.

Noch immer laufen mir heiße Tränen über das Gesicht. Mit zittriger Hand gehe ich auf unseren Gruppenchat.

Wir haben hier die unsinnigsten Unterhaltungen geführt und unzählige Memes verschickt.

Doch er ist verstummt.

Auch Army wird verstummen. Sie werden eine Weile brauchen, um es zu realisieren. Aber ihre Rufe werden leiser werden. Bis sie gänzlich verstummen und wir nur noch eine kleine Erinnerung in ihren Köpfen sind.

874 Wörter

19.04.2020

Alles hat ein Ende! // Bts Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt