Jack

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Er war höchstens ein Jahr älter, also 17. Ich handelte komplett instinktiv, da ich wusste, dass er sonst hinter den Rehen her laufen würde. Als er mich sah, hob er den Bogen und schoss.
Der Pfeil traf mich in der Schulter, da ich nicht ausweichen konnte. Jetzt konnte ich mich nur noch an einem Arm festhalten, das störte mich aber gar nicht. Ich spürte den Schmerz, aber er war auszuhalten. ich griff mit der kaputten Schulter nach dem Bogen und schwang mich auf den nächsten Baum. Ich hatte eine Art Dreieck angelegt und konnte mich so zurück zu meinem Baumhaus schwingen.
Der Junge stand wie versteinert immer noch an der selben Stelle, wie in dem Moment wo ich ihm den Bogen abgenommen hatte.
Ich lag oben auf einer Matratze in meinem Baumhaus und probierte den Schmerz in meiner Schulter zu ignorieren.
Ich hatte den Pfeil rausgezogen und drückte jetzt ein Stück von meinem T-Shirt, das ich abgerissen hatte, auf die Wunde. Dann hörte ich die Stimme des Jägers von unten zu mir herauf schallen."Kann ich jetzt meinen Bogen wieder haben?". Ich grinste und antwortete nur mit einem Wort: "NEIN!". Als er weiter sprach hörte ich aus seiner Stimme, dass auch er grinsen musste."Wieso hast du ihn mir überhaupt weggenommen?" "Du wolltest meinen Schützling jagen" antwortete ich."Deinen Schützling? Du beschützt ein junges Reh?" Ich konnte das erstaunen aus seiner Stimme hören."Was dagegen?", stellte ich einfach die Gegenfrage. "Willst du denn wenigstens runterkommen, damit ich den Pfeil aus deiner Schulter ziehen kann?", fragte er."Nicht um meine Gesundheit besorgt, sonder nur seinen heiligen Pfeil wieder haben." "Okay, okay. Komm runter! Ich hab Desinfektionsmittel dabei. Ich kann dir helfen." , sagt er nun und zu meinem Erstaunen hörte ich etwas Mitleid aus seiner Stimme. "Komm du doch rauf, wenn du mir unbedingt helfen willst.", sagte ich."Würde ich ja, wenn ich wissen würde, auf welchem der vielen Bäume du sitzt." Ach ja, das hatte ich ja ganz vergessen. Ich nahm ein Messer vom Tisch und ging zum Fenster. Ich warf das Messer zielgenau in den Baum hinter dem Jungen. Er zuckte zusammen und drehte sich dann langsam um. Er suchte die Baumkrone mit den Augen ab, bis er mich fand."Hi", sagte er. Ich ging einen Schritt zurück und wartete. Ich hörte wie er probierte den glatten Stamm hochzuklettern. Nach kurzer Zeit hörte ich ein "plums!" und musste laut lachen. Also ging ich zurück zu der Luke und warf ein Seil herunter.
Keine 4 Minuten später kletterte der Junge durch die Luke ins Baumhaus. Er erblickte mich erst nicht sondern schaute sich um.
"Hast du das alles selbst gebaut?" fragte er, als er mich auf der Matratze liegend sah.
Ich sah ihn mit dem nicht-dein-Ernst Blick an und er zog fragend die Augenbraue hoch. "Und wie hast du die Materialien hoch bekommen?" fragte er und ich glaubte leichte Ironie in seiner Stimme zu hören. "Hinter dir ist ein Seilzug mit dem ich Bretter hier hoch ziehen kann. Ich habe im Wald ein frei laufendes altes Pferd gefunden und habe es gefüttert und bringe ihm immer noch Futter mit wenn ich kann. Ich habe es Ella getauft und sie hört inzwischen auf ihren Namen. Sie hat mir geholfen die Bretter nach hier zu bringen da ich nicht alles alleine tragen konnte. Ich habe eine Art Schlitten gebaut damit sie die Bretter ziehen kann. Sonst noch fragen?" fragte ich etwas genervt, weil er mir nicht geglaubt hat. "Eigentlich schon aber ich helf dir jetzt erst mal. Da ich glaube das du dein T-Shirt nicht ausziehen möchtest schneide ich es auf." Er zog ein Taschenmesser aus der Jackentasche und vor Panik schrie ich auf.

Das BaumhausWo Geschichten leben. Entdecke jetzt