Ohne Titel Teil6

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Leicht erwiderte sie den Händedruck und schloss die Augen, versuchte sich blind durch die Menge der Menschen zu schlängeln, während sie der Person folgte, die sie führte.

Das Gewirr aus verschiedenen Stimmen kam von überall, manche konnte die verstehen, andere wiederum nicht.

Es war voll, üblich für einen schönen Sommertag wie diesen. Fast an jeder Ecke wurden frische Getränke und Eis angeboten um von der heißen Schwüle Abkühlung zu verschaffen.

Viele wollten die Vormittagszeit noch nutzen, bevor das Wetter umschlagen und es ein Sommersturm geben würde. So jedenfalls hatten sie es ausgedrückt, die komischen Leute aus dem Fernseher, welche das Wetter immer voraussagten.

Darf ich ein Eis haben?“, fragte sie leise und blickte zur Person auf, die ihre Hand hielt. Ihre Mutter lächelte, engelsgleich, wie ihr Vater es immer beschrieb. Ihr zartes Gesicht war von einigen blonden Strähne umrahmt. Sie hatte so goldenes Haar, es glitzerte förmlich in der Sonne.

Ja, darfst du.“, lächelte sie sanft. „Welche Sorte möchtest du denn haben?“

Blauer Engel!“, rief sie freudig aus, ließ die Hand ihrer Mutter los und rannte vor, um in den Eiswagen zu schauen. Braun, rot, gelb, grün, blau – alles war dabei. Sie hatte vieles schon probiert, doch das Blaue schmeckte einfach am Besten.

Aufmerksam beobachtete sie, wie der Verkäufer die Waffel mit dem Eis füllte.

Wie wurde Eis eigentlich hergestellt? Sie hatte keine Zeit zu fragen, denn ihre Mutter reichte ihr bereits die gefüllte Waffel und schon war sie wieder abgelenkt.

Der Verkäufer lachte und nahm das Geld entgegen, gab sogar noch einen kleinen Rabatt.

Am Eis schleckend folgte sie ihrer Mutter, stolperte jedoch als ein Fremder sie anrempelte und stürzte zu Boden. Dabei hatte sie die Hand ihrer Mutter verloren und sofort stieg Panik in ihr auf.

Mama! Wo bist du?!“

Ihre Stimme war kaum zu hören, wurde von den Schreien der anderen Menschen übertönt. Um sie herum war die Hölle ausgebrochen, und nirgendwo war ein Zeichen ihrer Mutter.

Ängstlich kauerte sie sich zusammen, versuchte sich so klein wie möglich zu machen.

Sie schrie auf, als sie von jemandem hochgezogen wurde. Sofort war aber jedoch klar, es war nicht ihre Mutter.

Dann ertönte ein ohrenbetäubender Lärm und sie hielt sich die Ohren zu. Alles um sie herum verschwamm, wurde milchig und letztendlich schwarz.

Ihr Zustand ist soweit stabil. Sie hat Glück, dass sie noch lebt.“

Sie fühlte sich, als würde sie schweben. Ihr Verstand war vernebelt und sie hatte Schwierigkeiten ihre Augen zu öffnen. Ihr Körper war so schwer, und als sie versuchte sich zu bewegen, wusste sie nicht ob sie Erfolg hatte oder nicht.

Glück? Glück?! Meine Frau ist tot und sie ist noch am Leben, wie können sie da von Glück reden?“

Wärme oder Kälte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt