Ohne Titel Teil7

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 Unsicherheit.

Ja, so würde ich das Gefühl beschreiben, was mich jetzt gerade durchflutete, als ich diesen fremden Mann beobachtete.

Obwohl, irgendetwas sagte mir, dass er eigentlich gar nicht so fremd war, wie er mir derzeitig vorkam.

Da war eine gewisse … Vertrautheit, aber egal wie sehr ich mich auch anstrengen mochte, es wollte mir einfach nicht mehr einfallen.

Gedächtnisverlust, hatte er gesagt, und, dass es nicht von langer Dauer sein würde. Seine Stimme war so weich wie eine Feder gewesen, aber irgendwie hatten in meinem Inneren alle Alarmglocken geläutet. Wieso? Keine Ahnung.

Ich beobachtete ihn jetzt schon eine ganze Weile lang. Er saß einfach nur da, auf dem Stuhl neben meinem Bett. Sein Kopf war nach vorne gesunken, er schien zu schlafen.

Sein dunkles Haar stand wirr vom Kopf ab, scheinbar war er schon länger hier. Seine Haltung wirkte verkrampft. Sein Gesicht jedoch konnte ich nicht sehen, also verhielt ich mich ruhig.

Immer wieder kam mir eine wichtige Frage in den Sinn. Wieso hatte ich mein Gedächtnis verloren? Was war vorgefallen?

Jedes Mal, wenn ich mich zu erinnern versuchte, überkam mich ein schrecklicher Kopfschmerz, ja anders konnte ich es nicht beschreiben. Schrecklich.

Es war fast so als würde ich jeden Moment ohnmächtig werden.

Aber, vielleicht will ich mich ja auch gar nicht erinnern. Vielleicht würde ich es bereuen.

Da war sie wieder, diese Unsicherheit.

Konnte ich ihm wirklich vertrauen? Na ja, er hatte es mir nun oft genug beteuert, aber eigentlich kannte ich ihn ja kaum.

Es war wie ein Neubeginn, so ganz ohne Erinnerungen.

Doch Moment, eine Sache weiß ich noch. Meinen Namen, der ist mir geblieben. Nicht viel, wenn man mal genau drüber nachdachte.

Unweigerlich zuckte ich zusammen, als er sich minimal neben mir bewegte. Er murmelte etwas, zu leise, als dass ich es hätte verstehen können.

Also hatte ich recht, er schlief.

Schnell wandte ich meinen Blick wieder ab, verspürte Unbehagen ihn anzustarren.

Nachdenklich strich ich mit einer Hand über die weiche Decke. Was würde passieren, wenn ich meine Erinnerungen nie zurück bekommen würde? Oder wenn ich mit meinen Erinnerungen nicht fertig werde?

So viele Fragen diesbezüglich schossen mir durch den Kopf. Welche Rolle spielte er dabei?

Irgendwas musste passiert sein. Irgendetwas schlimmes, jedenfalls nach den Verletzungen an meinem Körper zu urteilen. Mir waren die unzähligen Blutergüsse nicht entgangen, außerdem hatte ich Schwierigkeiten auf dem Rücken zu liegen. Jeden Tag kam dieser andere Mann, ich glaube der Arzt, um meine Verbände zu wechseln, sein Blick war … undeutbar.

Manchmal war er traurig, manchmal völlig Teilnamenslos.

Lag es an mir?

Das Zimmer durfte ich nicht verlassen, meist saß ich in diesem Bett, das Laufen fiel mir immer noch schwer, es schmerzte einfach alles.

Wenn es zu schlimm war, bekam ich Tabletten. Manchmal auch einen äußerst bitteren Saft.

Wärme oder Kälte?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt