Kapitel 3

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Makoto war seit Stunden wach. Die Lichter waren gedämmt worden und der Komissar war schon seit langem verschwunden. Wahrscheinlich hatte er sich in seinen Bau zurückgezogen. Schlief in seinem Nest - oder Bett? - und träumte von saftigem Fleisch. 

Makotos Knie schmerzten. Seine Arme schmerzten. Sein Nacken und Hals schmerzten. Sein Rücken schmerzte. Nicht einmal für die Nacht hatten sie seine Ketten verlängert, die Fesseln gelockert. Die breiten Metallstreifen, die seine Unterschenkel überspannten und im Boden verankert waren, hielten ihm am Boden, kniend, auf hartem Stein. Das Stroh war natürlich nicht dort, wo er es brauchte. Es sah so bequem aus. Er wollte nichts anderes, als sich dort auf dem Stroh zusammenrollen und einzuschlafen. Stattdessen fielen ihm immer wieder die Augen zu. Doch sobald sein Oberkörper nach vorne sackte, drückte ihm die Halsfessel die Luftröhre zusammen. Seine Schultern schmerzten, da seine Arme nach links und rechts völlig ausgestreckt waren und er sich beinahe die Schulter auskugelte, wenn er einschlief. 

Ich bin so müde... 

Immer wieder nickte er für ein paar Sekunden ein, bevor die Schmerzen und Atemnot ihn wieder zurückholten. Es war eine ganz neue Art von Folter. 

Aber was hatte Makoto erwartet? Er hatte den Komissar angegriffen. Und verspürte diesen Drang jedes Mal, wenn er ihn sah. Selbst dem Elefant, der ihm sein Essen brachte und ihn fütterte, wollte er an die Kehle gehen. Obwohl er wusste, dass das Tier deutlich stärker war als er. Diese Wut wollte einfach nicht verschwinden. 

Kein Wunder, dass sie ihm nicht mehr Spielraum gaben. Noch nicht. Ab morgen sollte sein Unterricht beginnen. Er musste es einfach schaffen, seine Triebe, seine Wut zu unterdrücken. Mitzuspielen. Je schneller ihm das gelang, desto näher kam er der Freiheit. 

Wieder nickte Makoto weg. Der Halsring drückte auf seine Kehle. Schwach. Stärker. Unerträglich. Nach Luft schnappend schreckte er auf und richtete sich schnell wieder auf. Wie spät war es? Wie lange war der Komissar bereits verschwunden? Seine Augenlider wogen mehr als die Berge seiner Heimat. Er wollte schlafen. Schlafen. Schlafen... 

Makoto hustete und schlug panisch die Augen auf. Röcheln sog er Luft ein. Er konnte es einfach nicht verhindern. Sein Körper fiel immer wieder in den Sekundenschlaf. 

Stunden vergingen. Makoto verlor jedes Zeitgefühl. Der Komissar hätte seit einer Minute oder Jahren fort sein können. Seine Gedanken waren nur noch ein undurchsichtiges Durcheinander, eine träge Masse, die ununterbrochen in Dunkelheit versank, bevor seine Lungen nach Sauerstoff riefen. Seine Schultern standen mittlerweile in Feuer. Das ständige nach vorne sacken riss an seinen Brustmuskeln. Die Wand in seinem Rücken war zu weit entfernt, er konnte sich nicht an ihr anlehnen. 

Der Schlafentzug brach auch seinen letzten Widerstand. Makoto hatte keine Kraft mehr. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Wieder richtig schlafen, sich satt fressen, sich frei bewegen. Frei atmen können. 

Irgendwann war Makoto ein wenig nach hinten gekippt. Der Druck auf seinen Nacken war deutlich besser zu ertragen, als der auf seiner Luftröhre, die Armfesseln hielten ihn fest. Sofort versank er im Tiefschlaf. 


Eine Tür knallte zu. Eine Minute nachdem er eingeschlafen war. Makoto schnellte auf und konnte bereits spüren, wie seine Lider wieder nach unten sackten. Irgendwie gelang es ihm aber doch den Kopf zu heben und dem Komissar einen Blick durch halb geschlossene Lider zuzuwerfen. Der Gepard sah ausgeruht aus. Das Licht wurde schlagartig heller und stach Makoto schmerzhaft in die Augen. 

Tiger waren nachtaktiv. Warum taten sie das? Warum den Raum abdunkeln, wenn alle schlafen gingen? Das ergab keinen Sinn. 

Der Gepard sagte etwas, doch Makoto verstand kein Wort. Er nickte bereits wieder weg. Ein lautes Klopfen an der Glaswand weckte ihn erneut auf. Ein Rufen. Makoto bot all seine Kräfte auf, um seine Ohren zu spitzen. Die Augen aufzuzwingen. Er schaffte es nicht. Schlief wieder ein. Sackte nach vorn. Luftnot. Keuchen. Aufschrecken. 

CARNIVORE | Beastars FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt