Prolog

341 21 58
                                    

„Nun macht euch auf den Weg Chaos, du weißt was zu tun ist", herrschte Gaia den leicht zu beeinflussenden Gott an. Sie hatte alles genau durchdacht, bis ins kleinste Detail. Es würde ein einfaches Unterfangen werden, da war sie sich sicher.
„Wir werden Siegen und dann wirst du über die Welt der Menschen und die unsere herrschen! Die Zeit des Zeus endet heute!", entgegnete ihr Chaos voller Zuversicht und wandte sich ab. Er schritt hinaus aus der stickigen Höhle und atmete die frische kühle der Luft ein. Seine kleine Armee stand bereit und erwartete seine Anweisungen.
Sie hatten einen großartigen Plan geschmiedet. Viel zu lange schon hatte Chaos auf diesen Tag gewartet. Von Tag zu Tag wuchs sein Hass gegen die Olympischen Götter. Gaia hatte sich an ihn gewandt, sie wusste seine Gaben zu schätzen. Im verborgenen hatte sie ihre Fäden gesponnen, Titanen, Harpyien und Gleichgesinnte Götter vereint. Nun war es endlich soweit, der Tag war gekommen. Der Olymp würde fallen und sie würden auf ewig im Tartaros schmoren. Sie hatten den Gott des Krieges auf ihrer Seite, Ares würde ihnen den Weg ebnen.

„Es ist soweit, lasst uns die falschen Götter verbannen!", schrie Chaos, seine Stimme klang vor Aufregung schriller denn je. Gejubel und Gebrüll überflutete die Dunkelheit.

Erebos schritt an seine Seite. „Es wird mir ein leichtes sein, sie der Freiheit zu berauben. Zumal Zeus den Herrscherstab nicht bei sich trägt. Wie töricht von ihm. Dies allein ist schon Beweis genug, das seine Ära heute und hier enden muss!", gab er voller Überzeugung von sich.
Erebos würde ihnen ihr Augenlicht nehmen, ihnen die Finsternis in ihre Herzen pflanzen. Vorfreude stieg in ihm auf.
„Keine Fehler Erebos, auch wenn er den Herrscherstab nicht bei sich trägt, so ist Zeus immer noch sehr mächtig. Ihm gilt deine gesamte Aufmerksamkeit. Es obliegt an dir, dass alles nach Plan läuft!"
Chaos erkannte die Euphorie, welche in Erebos Aufstieg. Es war noch zu früh, um voreilige Schlüsse zu ziehen. Ihr Weg war nicht weit, denn sie hatten es sich seit Monaten in den Höhlen unterhalb des Olymp's gemütlich gemacht. So war es ihnen auch möglich, mehr über ihre Gepflogenheiten herausfinden. Natürlich schritt Ares dort ein und aus, immerhin war er der Sohn des falschen Gottes. Er hasste seinen Vater, was ihnen zu Gute kam. Epimētheús drängte sich zu ihnen hindurch, sein Gesichtsausdruck verhieß nichts gutes.
„Es gibt Schwierigkeiten, wir sollten abrechen!", sprach er und kratzte sich am Kinn.
„Wie meinst du das?! Wir können nicht abbrechen, es muss heute geschehen!", spie Chaos ihm wütend entgegen.
„Zeus sandte einige seine Kinder Kundschaften. Was bedeutet, dass nicht alle Götter im Olymp verweilen.", gab er leise flüstern von sich. Er wollte nicht zu sehr Aufmerksamkeit erregen.
Auf Chaos Gesicht bildete sich ein hämisches Grinsen. Dies war noch einfacher als gedacht. Zeus sandte nur jene aus, zu denen er vertrauen hatte. Dies waren jene Götterkinder die des Kampfes mächtig waren. Ein leichtes Spiel.
„Wir werden uns später um sie kümmern, ein Abbruch kommt nicht in Frage. Dies würde Gaia missfallen! Der Plan wird ausgeführt!", sprach er und rieb seine Hände.

Der prunkvolle Tempel ragte hoch über sie hinaus. Es war der beeindruckendste Bau Griechenlands. Mitten auf der Akropolis, umgeben von Mauern. Doch Kämpfer waren keine zu sehen. Nicht einer. Zeus war sich seiner Sache zu sicher. Mit den Jahren wurde er nachlässig. Es war so, als wolle er gestürzt werden. Dies kam Gaia zu gute.
Chaos und seine Armee begannen leise ihren Aufstieg. Wie Schatten in der Dunkelheit bewegten sie sich fort und erglommen den Olymp. Sie nahmen nicht den Haupteingang. Ares kannte alle Eingänge, er brachte sie sicher und ungesehen hinein. Auch hier war nicht eine Wache zu sehen. Der Olymp lag still und friedlich vor ihnen. Doch dies würde sich schon sehr bald ändern. Erebos ließ seine Finsternis frei. Schwarze dicke Nebelschwaden strömten aus seinen langen klapprigen Fingern und nahmen alles ein. Wie ein gefräßiger Wolf, peitschten sie durch die Hallen des Olymps. Schreie erklangen und gepolter war zu hören. Ares stürmte mit seinem Dolch in das Gemach seines Vaters. Er war nicht mehr als ein alter überrumpelter Mann, mit traurigen Augen.
„Sohn! Was geht hier vor?! Überdenke was du da tust!", donnerte seine dunkle Stimme über das Chaos hinweg.
„Ich tue das, was schon längst hätte getan werden müssen, Vater! Deine Zeit endet hier! Kämpfen ist nutzlos, ohne deinen Herrscherstab bist du nur ein alter Mann! Folgt mir oder leidet schmerzen.", zischte Ares gefährlich.
Leto erzitterte vor Angst. Sie wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Doch das es bereits der heutige sei, erschütterte ihre Herz. Sie sah in das zornige Gesicht des jungen Kriegsgottes, der die selben zornigen Falten seines Vaters trug und wusste umgehend, dass er nicht alleine war. Als die Finsternis hinter ihm hervorkroch stockte ihr Herz.
„Ihr werdet ihn nicht finden Ares! Was ihr auch versucht, hier zu bezwecken, es wird euch nicht nützlich sein!", donnerte Zeus ein weiters mal und stand auf.
„Dies lass unsere Sorge sein Vater!", spie er erneut und wies sie an, ihr Gemach zu verlassen. Zeus trat mit seiner Gemahlin hinaus in die dichten Nebelschwaden des Erebos. Seine Gedanken waren bei seinen Kindern. Zorn durchströmte seinen Geist. Wie konnte er nur so töricht sein. All die Jahre wog er den Olymp in Sicherheit. Er misstraute den falschen Göttern und nun würden alle dafür büßen müssen. Eine schrille Stimme drang an sein Ohr, laut und deutlich hörte er sie über das Gebrüll von Harpyien und Kriegern hinweg.
„Wir haben es geschafft! Gaia hat vorerst gesiegt! Nun bekommen sie, was ihnen zusteht. Das ewige Leben in den Tiefen des Tataros!", brüllte Chaos aufgeregt, seine Worte wurden von Jubel schreien begleitet.
Zeus Herz wog Tonnen. Der Tartaros war auch für Götter kein schöner Ort. Er verseuchte die Seele, die Gedanken eines jeden, welcher nicht den toten angehörte. Man wurde dort unten verrückt. Abgesehen von der Hitze und dem furchtbaren fauligem Gestank, wachte dort der Kerberos. Er würde sie jagen und er würde nicht nachgeben. Denn niemand der noch lebte, oder nicht verbannt wurde durfte den Tartaros betreten. Dafür hatte er selbst einst gesorgt. Zeus vernahm die Stimmen seiner Familie, sie hatten alle im Olymp lebenden Götter gefangen genommen.

„Hades würdest du nun das Tor zur Unterwelt öffnen! Wir haben nicht ewig Zeit!", sprach Ares, auf dessen Worte Gelächter ertönte.
Die blauen Flammen auf seinem Kopf zuckten wild umher. Auch Hades wusste, dass jener Tag irgendwann kommen würde. Etliche Male hatte er seinen Bruder gewarnt. Doch dieser wollte nicht hören. Seine Sicht war getrübt durch die Finsternis des Erebos.
„Das kann ich nicht, solange die Schwärze über meinen Augen liegt! Dies solltet ihr wissen ihr jämmerlich Narren!", gab Hades voller Zorn von sich.
Er spürte die Hand seines Bruders, die Hand von Zeus. Welche sich beruhigend auf seiner Schulter niederließ.
„Erebos, gib ihm sein Augenlicht!", schrillte Chaos so laut, dass es von den Mauern hallte.

Hades Herz hämmerte hart in seiner Brust.
Da standen Sie, seine Familie, umzingelt von Aberhunderten Kriegern in der großen Halle des Parthenon. Seine Flammen lechzten in die höhe. Doch alleine hatte er keine Chance. Wütend schnippte er mit seinen Fingern und wie aus dem nichts erschien das Tor zur Unterwelt. Die Hitze und der abscheuliche Geruch verbreitete sich rasant. Noch ehe er etwas sagen konnte, drang die Finsternis des Erebos tief in seine Gedanken ein.
Die Schwärze ließ alles verschwinden.
Taumelnd wich er zurück und prallte gegen etwas hartes. Als sein Augenlicht allmählich zurückkehrte blickte er sich fragend um. Zeus stand nicht weit von ihm entfernt, gemeinsam mit seiner Frau umzingelt von Felsen und der sengenden Hitze.
Die Erkenntnis kam schnell. Nur die Erinnerung fehlte.
„Hades warum sind wir hier?!", donnerte Zeus verwirrt.
„Ich weiß es nicht", gab er zurück und schnippte immer und immer wieder mit seinen Fingern, obgleich er wusste, dass dies nicht funktionieren würde. Denn er spürte seine Flammen nicht mehr, es war als wäre seine Gabe blockiert worden. Dies konnte nur das Werk des Erebos sein. Er allein war dazu fähig.
„Wir müssen hier weg, umgehend! Wenn der Kerberos uns wittert, sind wir verloren!", schrie er auf und lief los. Während die anderen Götter, seine Familie, ihm folgten.

Hallend drang sein Lachen durch die Hallen des Olymp's. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Die olympischen Götter saßen im Tartaros fest und dort würden sie nicht entkommen. Chaos Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Dies würde Gaia erfreuen.
Jetzt galt es den Herrscherstab zu finden bevor es die Kinder des Zeus taten.
Doch er war sich sicher, das dies ein leichtes werden würde.
Chaos sah sich noch einmal um.
Schon bald würde er hier gemeinsam mit Gaia sitzen.
An ihrer Seite herrschen und die Welt der Menschen ins Chaos stürzen.
Dann verließen Sie den Olymp und traten ihre nächste Aufgabe an.

Ihn beschlich plötzlich ein seltsames Gefühl, welches sein Herz für wenige Sekunden verkrampfen ließ.
Irgendetwas schlimmes musste soeben geschehen sein. Dies konnte er deutlich spüren und damit schien er nicht alleine zu sein. Er blickte in die entsetzten Gesichter seiner Brüder und Schwestern. Eine seltsame Stille breitete sich aus, ehe der auffrischende Wind die Blätter der uralten Bäume über ihnen erzittern ließ.
„Ihr spürt es auch oder?", flüsterte Apollo ehrfürchtig.
„Wir müssen umgehend zurück zum Olymp.", gab Athene ebenso ehrfürchtig zurück.
„Ich befürchte jedoch, dass wir zu spät sein werden.", sprach Hermes und erhob sich in die Lüfte.
Ohne zu zögern stürmten sie los, ahnungslos was sie erwarten würde.

Ihr Kopf schnellte in die Höhe. Ihre nichts sehenden Augen bewegten sich unaufhaltsam. Sie sah alles was geschehen war und alles was geschehen würde. Ihr Atem stockte, während ihre Hand wild über das Papyrus glitt. Als sie das Ende sah und die letzten Striche zog, lächelte sie. Wartend lehnte sie sich zurück, schon bald werden sie Sie aufsuchen. Denn sie war das Orakel von Delphi und die Würfel des Schicksals sind gefallen.

Götterstrahlen - Bleibe bei mir ( Band 1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt