Eine andere Welt

314 20 24
                                    

Als ich wieder zu mir kam, herrschte stille. Kein Grollen, keine Schreie waren zu hören. Mein Kopf fühlte sich Überladen an. Das alles war Zuviel für mich. Vorsichtig setzte ich mich aufrecht hin.

„Hab keine Angst Mädchen, ich werde dir nichts tun. Sie ist bei sich.", erklang eine Stimme in meinem Kopf.
Dann trat der der Kolossale graue Wolf in mein Sichtfeld.

Ich hielt meine Luft an und kroch panisch rücklings von ihm weg, bis ich gegen einen Felsen prallte. Mein Herz hämmerte so stark, dass ich es in meinen Ohren rauschen hören konnte. Panik überkam mich. Der Wolf ragte hoch über mir. Er senkte seinen Kopf zu mir herab und sah mich mit seinen blauen Augen an. Ängstlich schloss ich die meinen. Mein Körper begann unkontrolliert zu zittern. Das war es, dachte ich. Nun wirst du von einem Wolf gefressen. Das hat man davon wenn man mit Göttern rumhängt. Sanft wurde ich an gestupst. Ungläubig öffnete ich meine Augen. Der riesige Wolf lag nun direkt vor mir und fixierte mich mit seinen Blick. Er sah so sanft aus, wie ein Welpe der kuscheln wollte. Erneut stupste er mich mit seiner Schnauze an und legte seinen mächtigen Kopf auf meinen Beinen ab. Vorsichtig und mit klopfendem Herzen strich ich über sein dichtes Fell. Was ihm zu gefallen schien, er schmiegte sie meiner Hand entgegen.

„Danke Perseis, du kannst nun gehen. Bleibt aber in unserer Nähe, es ist gut Verstärkung zu haben.", sprach Eos während sie in mein Blickfeld trat. Sie sah erledigt und besorgt zugleich aus.

„Ich werde nirgendwo hingehen, ich werde genau hier bleiben. Bei Lena.", hörte ich erneut die Stimme in meinem Kopf. Verwundert blickte ich auf ihn hinab. Wissentlich huschte sein Blick zu mir. Hatte der Wolf etwa gesprochen? Oder war dies nur eine Einbindung? Ein gefährliches Knurren drang aus seiner Kehle, welches Eos galt. Dennoch zog ich reflexartig meine Hand zurück.

Mein Nacken prickelte, als Apollo bereits hinter mir stand. Er setzte sich zu mir und kraulte den Kopf des Wolfes.
„Sturer dickköpfiger Wolf. Keine Sorge, er wird dir nichts tun. Sie gehörten Hekate, sie sind nun mir treu ergeben. Geht es dir denn gut?", sprach er mit rauer Stimme.

„Sag ihnen vorerst nicht, dass du mich hören kannst. Du bist etwas besonderes Lena.", kaum merklich nickte ich.

„Wölfe also? Ich hatte unsagbare Angst, ich dachte wir würden es nicht schaffen. Es geht mir aber wieder gut. Habt ihr sie getötet? Geht es allen gut?", sagte ich und erschauderte, als mein Arm den seinen für einen Moment berührte.

„Wölfe also.", Bestätigte er lächelnd. „Sie sind geflohen und sie waren nicht ohne Grund hier. Sie haben bereits auf uns gewartet. Wir werden herausfinden, wer sich gegen uns stellt. Uns geht es gut, nur ein paar Kratzer. Den Rest der Nacht werden wir hier bleiben. Argia und Minas werden die Wälder bewachen und Perseis dem Anschein nach, dich.", sprach er weiter und sah Perseis an.
Welcher entschied, mich an ihrer Unterhaltung teilnehmen zu lassen.

„Natürlich werde ich sie bewachen. Schließlich war auch ich mal ein Mensch. Lena sollte nicht alleine in der Gegenwart der Götter sein. Auch wenn du mein Vertrauen genießt Apollo, den anderen vertraue ich eben nicht."

„Perseis kann, wie Argia und Minas auch, mit uns über unsere Gedanken kommunizieren. Meist redet er mit mir. Sagen wir so, er redet nicht mit jedem.", versuchte Apollo mir zu erklären.
Die Geschichte der Hekate hatte ich schon einmal gelesen.

„Die drei Wölfe der Hekate. Perseis war der einzige Mensch den Hekate in einen Wolf verwandelt hatte, nach dem er gestorben war. Eine traurige Geschichte.", flüsterte ich und strich dem Wolf erneut über sein weiches Fell. Apollo nickte mitfühlend.

„Nun versuche ein wenig zu schlafen, der morgige Tag wird wieder anstrengend werden."
Jetzt da er es aussprach, spürte ich meine Müdigkeit deutlich. Doch ich wollte noch ein wenig mit Perseis reden. Der Wolf lag hinter mir, seine mächtige Pranke zog mich an seinen Bauch. Sein Fell spendete mir eine wohlige Wärme, ich fühlte mich sicher.

Götterstrahlen - Bleibe bei mir ( Band 1) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt