Prolog

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"Du hast mich besiegt", keucht der Mann zu meinen Füßen und sieht aus verständnislosen Augen zu mir hoch. Eine leichte Angst liegt in ihnen, wo sie in dem grauen Ton doch sonst immer stählernd hart auf seinen Untertanen lagen. Eigentlich sollte die Welt mit den neuen Gesetzen besser werden, aber damit lag die Menschheit falsch und warf uns um einiges zurück, zu meinem persönlichen Gunsten.

Ein überhebliches Grinsen liegt auf meinen Lippen und ich genieße die geschockten Blicke der Umstehenden auf mir. "Ja, das habe ich", erwidere ich mit tiefer Stimme, so kalt wie die eisigste Sommernacht. "Dein Thron gehört nun mir", lache ich, nehme ihm die Krone ab und setze sie mir auf. Präzise und anmutig gehe ich zu diesem riesigen Thron, gänzlich in Gold gefasst und mit eingearbeiteten Rubinen. Ohne zu zögern setze ich mich und genieße das Gefühl der Macht. Ich hatte nichts und jetzt habe ich alles indem ich einzig und allein diese mickrige Person im Kampf ohne Waffen besiegte. "Was könnte ein Mensch wollen, der die ganze Welt und all ihre Besitztümer haben kann?"

Bei dieser Frage wandeln sich alle Blicke deutlich in Verwirrtheit. Manche fragen nochmal nach, aber ich wiederhole meine Worte nicht. Nach einer quälend langen Minute erhebt sich der ehemalige König vom Boden und sieht mich an. "Das, was Sie nun in Ihren Händen wiegen."

Ein kaltes Lachen entfährt mir. Ich nehme die Krone ab und werfe sie einige Meter weiter in die Flammen des Kamins im Thronsaal. "Das wäre viel zu langweilig. Nein, ich will diesen Titel nicht und auch dein Schloss kannst du behalten." Während ich das sage stehe ich auf und gehe zu einem der riesigen Fenster, durch die das Licht den Raum erhellt. Mit einem Schlag zerbricht das Glas und meine Hand beginnt zu bluten, aber das ist mir ziemlich egal. "Wir leben in so modernen Zeiten und doch ließest du dir ein Schloss erbauen", seufze ich und ziehe meinen Mantel in der richtigen Form über meinen Körper. Meine Kapuze bedeckt schon die ganze Zeit mein Gesicht. "Ich will diese Macht nicht, aber unsere Welt ist kaputt. Der Stärkere gewinnt war mal ein altes Sprichwort und nun ist es wortwörtlich wahr geworden. So sollte Politik aber nicht sein, so sollte eine Welt nicht aussehen." Trauer schwingt in meiner Stimme mit. "Ich kämpfe nicht für Macht, ich kämpfe für Veränderungen. Wir haben die Welt von Waffen befreit und behielten unsere Fäuste, nun ist es an der Zeit unseren Verstand an Stelle unserer Fäuste zu stellen."

Meine Hand blutet weiter. Ich hebe sie und drücke sie auf die Rückenlehne des Thrones, sodass ein Abdruck bleibt als ich sie wieder wegnehme.

"W-was bist du?", haucht eine Frau eher im Hintergrund. Jedem hier ist aufgefallen, dass ich keine vollendende Schmerzstelle besitze, sondern ihn überall etwas verspüre. "Ich bin ein Niemand", sage ich nun etwas sanfter. Dann springe ich aus dem Fenster hinaus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 29, 2020 ⏰

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