Eve - Die letzte Ava

15. Attentat

„Greif Aaron! Eine Botschaft für euch."

Verärgert unterbrach Aaron das Training. Nirgendwo hatte er seine Ruhe! Er stapfte auf den schmächtigen Jungen zu, der in seiner braunen Kutte zu verschwinden drohte. Er war blass, Schweiß stand ihm auf der Stirn und er zitterte.

„Geht es dir nicht gut Novize?" Verlangte Aaron zu wissen.

„Do-doch, ich bin nur etwas geschwächt. Hier eine dringende Botschaft vom obersten Priester an euch."

Stirnrunzelnd nahm er das weiche Pergament aus der zitternden Hand des Jungen entgegen. Er brach das rote Wachssiegel, welches die vier Elemente zeigte, die den Glauben und gleichzeitig die Geschichte des Landes präsentierten.

„Da steht ja gar nichts,was..." Weiter kam er nicht. Ein Dolch ragte aus seiner Brust. Brennende Schmerzen breiteten sich wie ein Buschfeuer in ihm aus. Die Palmen, der Wald, der Strand alles begann sich zu drehen.

„Es-es tut mir leid." Stoterte der Junge, ehe er stolpernd über den weißen Sand flüchtete.

Aaron versuchte mühsam Luft zu holen. Blut füllte seine Lungen. Alles in ihm brannte. Er taumelte und schlug auf die Knie.

~

Eve war wie gelähmt. Als sie den Dolch in seiner Brust sah, konnte sie es nicht fassen.
Elvan reagierte schneller als sie, er sprintete hinter dem Attentäter her, schnappte ihn an seiner weiten Kapuze und riss ihn nieder.

Als Aaron taumelte konnte sie sich aus ihrer Starre lösen. Gerade noch rechtzeitig um ihn aufzufangen. Sein warmer Körper lag ihn ihren Armen. Der Greif sah sie schmerzerfüllt an. Schnell öffnete sie sein blutgetränktes Hemd. Ein Dolch ragte zwischen der ersten und zweiten Rippe hervor. Der Stich war tödlich, Aaron würde an seinem eigenen Blut ertrinken. Wenn Eve nichts unternahm würde der Greif sterben. Aber was sollte sie tun?!

Instinktiv legte Eve ihre Hände auf seinen Brustkorb. Sie tauchte ab in das Meer ihres Bewusstseins und griff nach einer uralten Macht.

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Elvan hatte den Attentäter geschnappt. Eilig kehrte er zu Aaron zurück. Eve war bereits bei ihm und beugte sich über ihn. Aber was machte sie da?

Ihre Hände lagen auf der blutigen Brust, die sich nur flach und unter größten Qualen noch bewegte. Elvan spürte ein Vibrieren in der Luft. Dann leuchtete es unter Eves Händen auf. Der Dolch war verschwunden.

Keuchend holte Aaron tief Luft.

Elvan sah ungläubig zu Eve. „Was hast du getan?"

„Ich habe ihn geheilt." Flüsterte sie. Plötzlich zuckte sie schmerzerfüllt zusammen. Auf ihrem Brustkorb bildete sich ein Blutfleck. Angst war in ihren Augen.
„Elvan, leg mich ins Meer."
Panisch stürzte Elvan zu ihr. Sie hatte die exakt selbe Wunde wie Aaron gerade eben noch. Eve verlor das Bewusstsein. Ihre zierliche Gestalt lag in seinen Armen.
Was sollte er tun? Er riss ihre Kleidung auf, entfernte den Stoff. Die Blutung hörte nicht auf. Ihr Atem wurde immer flacher. Das Meer!
Ohne zu überlegen bettete er sie sanft in die Brandung. Salziges Wasser spülte über den Körper in seinen Händen, wusch das Blut weg.

Spielten seine Augen ihm einen Streich? Elvan blinzelte. Die Wellen trugen silbrige Fäden herbei, die wie durch Zauberhand auf Eves Brustwunde zukamen. Sie drangen in sie ein und erfüllten sie von innen mit einem hellen Leuchten. Es wurde so grell, dass es Elvan fast blendete. Dann war es weg. Und mit ihm die tödliche Wunde.

Wie betäubt hob er Eve aus dem Wasser, nach ein paar Schritten legte er sie sanft in den weichen Sand. Er kniete sich neben sie, zog sein Hemd aus und legte es über ihre Blöße. Aaron kam zu ihm. Fasziniert beobachteten sie, wie sich Eves pechschwarze Haare zu einem silbrigen Weiß verfärbten.

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„Unmöglich... Eine Ava" Wisperte Aaron kaum hörbar.
Die Bedeutung dieses Ereignisses war für ihn kaum zu ermessen. Niemand durfte das erfahren, oder ihr Leben war verwirkt. Mit der Hilfe von Elvan versteckte er Eves weißes Haar und trug sie zwischen dunklen Palmen heimlich zurück in die Burg.

Sie hatte ihm das Leben gerettet, sie war kein Monster oder Dämon. Er war ihr etwas schuldig.
Vorsichtig streckte er seinen Geist nach ihrem aus.
„Eve, hörst du mich? Ich lasse nicht zu, dass dir etwas passiert..."