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Am Samstag bin ich bereits eine Stunde zu früh am S-Bahnhof Friedrichshagen, weil meine innere Uhr mir einfach keine Ruhe lassen wollte. Sie hat mich solange dazu gedrängt, loszufahren, dass ich mir schließlich eine Stunde zu früh die Schuhe angezogen habe und unter Velvet kritischem Blick verschwunden bin.

Ich laufe den Bahnsteig auf und ab, während ich Taylor Swifts Stimme über meine Kopfhörer zuhöre, die irgendetwas von junger Liebe singt. Gleichzeitig suche ich fieberhaft nach einer glaubwürdigen Ausrede, dafür, dass ich viel zu früh hier bin. Ich will nicht wissen was Polly von mir denkt, wenn sie mich hier viel zu früh am Bahnhof vorfindet.

Die Wahrheit kann ich ihr nicht sagen. Sie würde mich vermutlich auslachen und die Blöße will ich mir nicht geben. Ich komme halt ungerne zu spät - was ist so falsch daran? Andere Menschen sind auch ständig viel zu früh am ausgemachten Treffpunkt. Warum fühle ich mich dabei so schlecht? Als hätte ich irgendetwas verbotenes getan!

Als Pollys kupferroter Haarschopf plötzlich auf dem obersten Treppenabsatz auftaucht, halte ich für einen Moment die Luft an.

Sie sieht so anders aus in dem strahlend weißen T-Shirt und der Radler Jeans. Sie trägt die Haare geflochten; ein Zopf fällt schwer über die rechte Schulter, der andere über die linke. Sie ist gänzlich ungeschminkt und man sieht jede einzelne Sommersprosse auf ihrem Gesicht.

Polly ist wie Nina. Sie kann auch alles tragen und sieht verboten gut darin aus. Sie will nicht auffallen und trotzdem dreht sich jeder nach ihr um. Dagegen komme ich mir in meinem zartrosa Tunikakleid schon wieder etwas blöd vor. Als käme Polly direkt vom Laufsteg und ich aus der Umkleide einer No-Name-Marke. Und dabei habe ich fast eine Stunde im Bad zu gebracht, um mich auf diesen Tag vorzubereiten. Ich will eine gute Figur machen, ohne zu wissen wen ich beeindrucken will. Polly hätte vermutlich im Schlafanzug erscheinen können und sähe trotzdem besser aus als ich.

Als Polly mich entdeckt, schiebt sie sich die Pilotensonnenbrille auf die Haare. Sie bleibt stehen, weil sie keinen unnötigen Schritt gehen will. Sie zieht auffordernd die Augenbrauen hoch. Ich soll zu ihr kommen.

Mein Körper reagiert von alleine auf ihre non verbale Aufforderung und ich setze mich in Bewegung. Auf halber Strecke werde ich langsamer. Was soll ich zu ihr sagen? Sie einfach begrüßen und den Fakt, dass wir beide eine halbe Stunde zu früh dran sind, umkommentiert lassen? Soll ich sie fragen wie es ihr geht? Oder was sie die Woche über gemacht hat?

Dann komme ich direkt vor ihr zum Stehen und bin mir mit mir selbst nicht einige geworden, was ich sagen soll.

Zum Glück nimmt Polly mir diese Entscheidung ab. Sie schließt mich in eine kurze Umarmung und flüstert dabei ein leises »Hey« in mein Ohr.

»Hallo«, antworte ich schüchtern und merke sofort die Röte in meine Wangen aufsteigen.

»Hast du den vorlauten Zwerg gar nicht mitgebracht?«, fragt Polly neugierig und scannt den ganzen Bahnsteig ab.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 18, 2020 ⏰

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