Kapitel 2

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Das goldene Morgenlicht fiel durch das Fenster in Sorians Zimmer und erhellte den Raum. Müde streckte sich Sorian und setzte sich schliesslich in seinem Bett auf. Erst fragte er sich, wo er hier gelandet war, doch dann fiel es ihm schlagartig wieder ein: er war mit seiner Schwester im Internat angekommen und würde von nun an auf diese Schule gehen. Gähnend streifte er die Decke von seinen Beinen und stand auf. Sein Blick fiel auf den Schreibtisch, wo er den Talon zum Ausfüllen liegen sah. Seufzend setzte er sich an den Schreibtisch, schnappte sich einen Stift und fing an, das Papier auszufüllen. Zuerst den Namen: Sorian Oneilla, dann den Stamm: Seraphim/Paondra. Klasse: 5. Klasse und Haus: Choa. Als nächstes musste er ankreuzen, ob und welche Wahlfächer er wählen wollte. Er entschied sich für Mythen und Geschichten. Bei der Aufgabe entschied er sich für Bootshausaufseher. Da musste er wenigstens nur rumstehen und ein paar Leute dabei beobachten, wie sie Geräte abholten und hoffentlich wieder zurückbrachten. Die nächste Frage war: Was hast du für ein Tier und wie heisst es? Sorian schrieb: Adler, Cajun. Unter die nächste Frage notierte er, was sein Adler alles frass: Mäuse, Frösche, Schlangen, Eidechsen, Fische. Er vermisste seinen Adler jetzt schon, auch wenn sie erst einen Tag getrennt waren. Aber zum Glück würde Cajun auch bald nachkommen, zusammen mit Sorians Pflegegeschwister. 

Sorian füllte den Rest des Talons aus, und beantwortete Fragen wie: Hast du irgendwelche Allergien? – Nein, hatte er nicht. Die nächste Frage liess er aus, da es ihn als Fünftklässler nicht betraf. Die letzten zwei Fragen verwirrten ihn ziemlich: Brauchst du in einem Pflichtfach Nachhilfe? Könntest du dir vorstellen, in einem Pflichtfach Nachhilfe zu geben? Woher sollte er das wissen? Das Schuljahr hatte ja noch nicht einmal begonnen. Aber nach seinen Erfahrungen in der alten Schule war er in dem Fach «magische Geschöpfe» nicht der Hellste. Also schrieb er das kurzerhand hin. Selber Nachhilfe zu geben hatte er keine Lust. Er war zwar gut im Kämpfen, aber er wollte nicht noch mehr von seiner Freizeit fürs Lernen vergeuden. Ausserdem gab es bestimmt noch andere, die sich dazu bereit erklären würden, Nachhilfe im Kämpfen zu geben. 

Seufzend packte er das Papier in einen Umschlag und zog sich dann an. Mit dem Umschlag ging er nach unten in die Küche, wo Althaea schon am Herd stand und Speck und Eier briet. Als sie Sorian bemerkte, lächelte sie ihn fröhlich an und sagte: «Guten Morgen, Sorian! Gut geschlafen?» Sorian erwiderte lächelnd: «Und wie! Ich glaub das war die erste Nacht, wo ich mal richtig durchgeschlafen habe. Zuhause mit den ganzen Chaoten ist das ja ziemlich schwierig.» «Das glaube ich dir», meinte Althaea und fügte hinzu: «Magst du vielleicht den Tisch draussen decken? Es ist so schönes Wetter, ich denke, wir können im Garten frühstücken.» «Klar! Ach, und hier ist der ausgefüllte Talon.» «Danke!» Sorian legte den Umschlag auf die Kücheninsel. Dann nahm er Teller, Besteck und Gläser, ging damit in den Garten, der sich hinter jedem Wohnhaus befand, und lief zum Tisch. Kurze Zeit später kam auch schon Althaea hinterher mit einem Tablet voller Essen. Bei dem Anblick lief Sorian das Wasser im Mund zusammen. 

Nach dem Essen und Abwaschen machte sich Sorian auf den Weg zu Elyn. Hoffentlich hat sie sich gut eingelebt, dachte er sich. Aber als er am Haus Yaosa ankam, hörte er schon lautes Gelächter. Verwundert darüber betrat er das Haus. Normalerweise dauerte es eine Weile, bis Elyn sich jemandem öffnete. 

Elyn und Vaeril sassen gemeinsam in der Küche und assen Frühstück. Dabei lachten sie, als würden sie sich schon Jahre kennen und wären die besten Freunde. «Morgen», begrüsste Sorian die beiden lächelnd. Jetzt bemerkten auch die zwei den Neuankömmling. «Morgen», grüsste Elyn zurück. Vaeril nickte ihm freundlich zu, weil er gerade den Mund voll hatte. «Setz dich doch zu uns!», forderte Elyn ihn auf. Das liess sich Sorian nicht zweimal sagen und er schnappte sich einen Stuhl. «Gut geschlafen?», fragten Elyn und Sorian wie aus einem Mund. Beide fingen an zu lachen. «Ich habe noch nie so gut geschlafen wie hier», meinte Elyn begeistert. Sorian erwiderte: «Geht mir genauso. Aber sagt mal, wollt ihr nicht im Garten essen? Draussen ist es richtig schön!» Elyn sah ihn verwundert an. «Wir haben einen Garten?» Vaeril schaute sie entschuldigend an. «Du hast gestern so müde ausgesehen, da dachte ich, wir sparen uns den für heute auf.» Sofort sprang Elyn auf und Vaeril zeigte ihr den Garten. Ausgestattet mit Tisch und Liegestühlen sah es sehr bequem aus. Es gab auch viel freie Fläche, auf der man sich zum Beispiel sportlich betätigen konnte. Als sie um die Ecke gingen, wurden Elyns Augen noch grösser. Hier gab es sogar einen Pool! Sie wandte sich gespielt empört an Vaeril. «Wieso hast du mir das nicht schon früher gezeigt? Das ist so cool!»

Four Elements - Die Vereinigung der Lüfte (MMG) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt