~ Kapitel 3 ~

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Meine Laune war wieder auf einem Tiefpunkt angekommen. Normalerweise war ich immer gut drauf und versuchte aus jeder Situation das Beste zu machen. Doch seit dieser Alex aufgetaucht war schien mich die miese Laune nicht mehr loszulassen. Ich lief mit schnellen Schritten über den Campusparkplatz und steuerte mein Auto an. Hinter mir hörte ich Schritte, doch ich lief unbeirrt weiter. «Skyler warte mal!», hörte ich Alex' Stimme. Nun drehte ich mich doch um und fragte genervt: "Was willst du denn noch?"

«Ich wollte mich entschuldigen. Es ist nicht nur deine Schuld. Naja eigentlich ja doch, du bist in mich hineingelaufen. Aber jedenfalls wollte ich mich entschuldigen.» Er redete so schnell, dass ich ihn nur mit Mühe verstehen konnte. «Du bist es nicht gewohnt dich zu entschuldigen, was?», fragte ich und musste mir ein Lachen verkneifen. «Normalerweise entschuldigen sich die Leute bei mir», erwiderte er achselzuckend. «Stimmt, du bist ja auch so liebenswert und charmant.» Meine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. «Ganz genau, du hast es kapiert.» Er grinste selbstgefällig. «Was, wenn ich deine Entschuldigung nicht annehmen will?», ich konnte ihn ruhig noch ein bisschen zappeln lassen. «Dann werde ich dich so lange nerven, bis du mir vergibst», meinte er und machte ein todernstes Gesicht.

«Na, in diesem Fall muss ich die Entschuldigung wohl annehmen. Ich könnte nicht damit leben, wenn du mir jeden Tag auf die Nerven gehen würdest.» Ich lachte und bemerkte, dass er gar nicht so übel war, wie ich anfangs dachte. «Oh glaub mir, du würdest mich lieben», erwiderte er und stimmte in mein Lachen ein. Sein Lachen war genau so tief und warm wie seine Stimme. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, welche ich sofort auf das kühle Wetter schob. «Also ich muss dann mal los», meinte ich schnell und kramte meine Autoschlüssel aus der Tasche. «Bis zum nächsten Mal, Skylar.» Die Art wie er meinen Namen aussprach, liess ein erneutes Kribbeln durch meinen Körper laufen. Ich murmelte schnell ein paar Abschiedsworte, drehte mich um und lief die letzten paar Schritte zu meinem Wagen. Ich wagte einen kurzen Blick über meine Schulter. Alex stand noch immer an der Stelle, an der ich ihn zurückgelassen habe, die Hände in den Hosentaschen vergraben und schaute mir, mit einem undefinierbaren Blick, hinterher.

«Muss ich wirklich mitkommen?», ich sah Harper flehend an. Ich hatte wirklich keine Lust meinen Freitagabend auf einer Verbindungsparty zu verbringen und meiner Freundin beim anschmachten der Studenten zuzuschauen. Viel lieber würde ich jetzt zu Hause liegen, eingekuschelt und meine Serie weiterschauen, bis mir die Augen zufielen. «Komm schon, ich will da nicht alleine hin, ausserdem hast du es mir versprochen.» Verdammt sie hatte recht. Ich hatte Harper letzte Woche in einen Horrorfilm gezerrt, denn ich unbedingt sehen wollte. Ich liebte den Nervenkitzel und das Adrenalin, sie jedoch konnte damit überhaupt nichts anfangen. Im Gegenzug musste ich ihr versprechen sie auf diese Verbindungsparty zu begleiten.

Ich hasste solche Partys; der beissende Geruch von Alkohol, die vielen verschwitzten Menschen, Leute die sich gegenseitig die Zunge in den Hals steckten und dabei betrunken herum torkelten. Das war überhaupt nicht meine Welt. Ich seufzte ergeben und liess mich von ihr in das volle Haus ziehen – wenn auch wiederwillig. Ich liess meinen Blick durch die Menge schweifen und rümpfte die Nase. Die Luft war erfüllt von dem Geruch nach Alkohol und Schweiss. «Das ist eine Party und kein Seniorentreff Sky, mach dich mal locker», rief mir Harper über den ohrenbetäubenden Bass der Musik zu. Genervt verdrehte ich die Augen und bahnte mir einen Weg durch die tanzenden Menschen. «Ich will nach Hause,» murmelte ich, doch Harper hörte mir gar nicht zu, sie war viel zu fixiert auf das Ganze. Ich konnte es ihr noch nicht mal übel nehmen. Ich liess mich neben ihr auf den freien Platz auf einem Sofa plumpsen und zog meine dünne Jacke etwas enger um mich.

«Du musst dich locker machen, weisst du was dabei hilft?», Harper sah mich wissend an, «Alkohol!» «Ich will nichts trinken», erwiderte ich genervt. Harper ignorierte mich und stand kurzerhand auf. «Bin gleich wieder da.» Ehe ich protestieren konnte, war sie auch schon in der Menge verschwunden. Na toll! Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Sie schleppt mich gegen meinen Willen auf diese verdammte Party und nun lässt sie mich in einem Haus voller wildfremder Menschen alleine zurück. Ein paar Minuten sitze ich einfach da, in der Hoffnung, dass sie gleich wieder zurückkommt. Doch auch nach fünfzehn Minuten war nichts von ihr zu sehen. Wo steckt sie nur? Ich erhob mich zögernd und lief durch das überfüllte Wohnzimmer. Immer wieder wurde ich angerempelt, doch ich setzte meinen Weg unbeirrt fort. Schliesslich gelangte ich in einen Raum, der sich nach kurzem Umsehen als Küche entpuppte. Langsam liess ich meinen Blick über die einzelnen Leute schweifen, in der Hoffnung Harper zu entdecken, doch auch hier war keine Spur von ihr.

Ich wollte gerade mein Handy aus meiner Tasche holen, um sie anzurufen, als sich mir plötzlich ein Typ in den Weg stellte. Irritiert sah ich ihn an. Er war breit gebaut und wahrscheinlich etwas älter als ich es war. Ein breites Grinsen lag auf seinen Lippen. «Du hast ja gar nichts zu trinken, das müssen wir ändern.» Misstrauisch sah ich ihn an. «Nein danke, ich möchte nichts.» Er ignorierte meine Worte, drehte sich um und füllte einen Becher mit einer Flüssigkeit, die ich nicht identifizieren konnte. «Hier, bitte.» Ehe ich reagieren konnte, drückte er mir den roten Plastikbecher in die Hand, zwinkerte mir kurz zu und verschwand in der Menge.

Unsicher, was ich nun mit dem Getränk tun sollte, bewegte ich mich wieder auf die Tür zu. Ich wollte gerade um die Ecke biegen, als ich gegen die harte Brust von jemandem knallte. Nicht schon wieder! Die braune Flüssigkeit in dem Becher schwappte gefährlich und ehe ich mich versah zierte mein weisses Oberteil einen wunderschönen tiefbraunen Fleck. Dieser Abend war ein einziges Desaster. Warum hatte ich mich überhaupt hierzu überreden lassen? «Pass doch auf», nahm ich eine tiefe Stimme wahr. Ich blickte hoch und meine Laune sank noch ein Stückchen tiefer. War ja klar! Vor mir stand kein anderer als Alex!

The boy I used to knowWhere stories live. Discover now