Kapitel 4

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Ich rieb mir kurz die Augen. Bildete ich mir das nur ein? Nein. Da lag tatsächlich eine Nase. Und es fiel direkt aus dem Gesicht dieses Mannes!

"Ähm...entschuldigen Sie bitte.", fing ich unsicher an.

Der Mann drehte sein Gesicht in meine Richtung und sah mich direkt an. Dieses Grinsen war so unheimlich.
UND ER HATTE KEINE NASE MEHR!

"Kann ich dir irgenwie behilflich sein, junge Dame?", fragte er mich. Seine Stimme klang so nett und friedlich, dass ich es nicht glauben konnte. Obwohl er so eine gruselige Erscheinung hatte, klang er wirklich nett. Man sollte wirklich nicht andere nach dem Aussehen beurteilen. Ich fühlte mich deswegen ein wenig schlecht. Wenn wir schon einmal beim Thema Aussehen sind - mir ist seine Krawatte, auf dem ein goldener Sichelmond zu sehen war, in Auge gestochen. Sie sah wirklich...einzigartig aus? War dies das richtige Wort dafür?

"Ähm...ich...ich glaube, Sie haben ihre...Nase verloren.", versuchte ich zu sagen. Mit jedem Wort wurde ich leiser. Das war so absurd. Einem fremden Menschen sagen, man hätte die Nase verloren. Er hielt mich bestimmt für verrückt.

Dann sah ich zu Boden vor meinen Füßen. ES WAR WEG?! Ich rieb mir wieder die Augen. Haluziniere ich etwa? Ich sah wieder zum Mann. Die Nase war wieder da?!

"Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.", antwortete der Mann.

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Das war mir so unglaublich peinlich. Boden öffne dich!

"Wie ich sehe, gehst du auf die Kunugigaoka-Mittelschule.", stellte der Mann fest, während ich ihn mit meinen goldenen Augen weiter anstarrte.

Als Antwort auf seine Frage nickte ich knapp. Mich hat seine Feststellung nicht verwundert. Man konnte es ganz einfach an der Schuluniform erkennen. Außerdem war die Kunugigaoka im ganzen Land bekannt.

"Der Unterricht dort ist sehr schwer. Also lern schön fleißig.", riet der seltsame und doch nette Mann mir. Dann drehte er sich um und ging in Richtung Kasse. Bevor ich es ihm gleich tat, beschloss ich mir noch ein Getränk zu kaufen.

"Ah, schön Sie wieder zu sehen, Koro-sensei.", begrüßte der Kassier des Ladens den Mann von vorhin, als ich an einem Regal um die Ecke kommen wollte. Ich stoppte stattdessen dahinter und blieb versteckt stehen. Der Mann war Lehrer?

"Mich freut es ebenfalls, Tanizaki-kun.", begrüßte der Mann den Kassierer zurück. Er nannte ihn beim Namen, das heißt, er kaufte hier öfters ein.

"Wie geht es eigentlich ihren Schülern?", fragte der Kassierer ihn während er die Waren einscannte.

"Naja, sie hatten es am Anfang des Jahres nicht leicht aber sie werden von Tag zu Tag immer besser.", erklärte ihm der Lehrer stolz.

Der Junge hinter der Kasse lächelte. "Das freut mich aber."

Nachdem alle Süßwaren gescannt, bezahlt und verpackt wurden, verließ der Mann den Laden. In dem Moment kam ich aus meinem Versteck and die Kasse. Nachdem ich bezahlt hatte verließ ich den Laden und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich dachte nicht länger über den Mann, der sich als Lehrer heraustellte, nach. Die Welt ist wirklich voll mit...außergewöhnlichen Menschen.

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Nach dem Abendessen warf ich mich auf mein Bett. Der Tag war mal wieder sehr anstrengend. Eine kurze Pause und ich fange an zu lernen. Ich holte mein Handy aus meiner Schultasche und speicherte darin Asano's Nummer ein. Eine Weile lang starrte ich dann auf seinen Namen in meiner Kontaktliste. Er hatte auch meine Nummer und mir versprochen, dass sobald es etwas neues gibt er mich anrufen wird. Irgendwie konnte ich ihm das beim besten Willen nicht glauben. Aber eins musste ich ihm lassen - er hatte ein Charisma, welches die Klasse zusammenhielt. Jeder folgte ihm blind, auch wenn sie wussten, wie er war. Jeder außer mir.

Plötzlich klingelte mein Handy. Vor Schreck fiel es mir aus der Hand und landete unsanft auf meinem Gesicht.

Genervt nahm ich das Handy wieder in die Hand und sah auf den Bildschirm.

Asano Gakushu

Asano rief an. ASANO RIEF AN?!

Aus einem mir unbekannten Grund fingen meine Hände, gar mein ganzer Körper, an zu zittern. Warum?!

Hastig drückte ich den Knopf um abzunehmen und legte den Hörer an mein Ohr. Mein Hals wurde plötzlich ganz trocken. Nicht mal mehr ein "Hallo" kam durch meine Kehle.

"Guten Abend, ist das die Nummer von Ishida Ayano?", hörte ich am anderen Ende Asano fragen.

Ich holte tief Luft und sammelte mich wieder.

"Guten Abend. Ja ich bin es.", antwortete ich monoton auf seine Frage, versuchte aber dabei meine mir unerklärliche Aufregung zu verbergen. Krieg dich wier ein, Ayano!

"Gut. Ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen.", wollte der Klassensprecher von mir wissen.

Was soll diese dumme Frage?

"Ähm...ja?! Aber das ist nicht der Grund warum du mich angerufen hast. Komm direkt zum Punkt.", verlangte ich mit einer strengen Stimme. Ich hatte mich wieder ganz unter Kontrolle.

Ich hörte ein Kichern am anderen Ende der Leitung. "Mal wird ja wohl fragen dürfen. Aber du hast Recht. Es gibt noch einen weiteren Grund, weswegen ich dich angerufen habe."

Wusste ich's doch! Ich antwortete nicht darauf, sondern ließ ihn weiterreden.

"Wie du ja weißt, haben wir nur einen Klassensprecher - nähmlich mich. Doch die Regel besagt, dass es zwei Klassenprecher geben muss. Ein Junge und ein Mädchen.", fing Asano an.

Und was hat das mit mir zu tun? Wieder antwortete ich nicht darauf und wartete weiter.

"Ich finde, du eignest dich perfekt dafür. Du wirst im Schülerrat sitzen, and Veranstaltungen teilnehmen und gewisse Dinge organisieren.", beendete der Sohn des Vorstandsvorsitzenden seinen Text.

Ich und perfekt dafür? Dass ich nicht lache.

"Warum ich? Warum fragst du nicht eine der anderen Mädchen?", fragte ich ihn und klang neugierig, was ich auch war.

"Einen ganz besonderen Grund gibt es  nicht. Ich möchte dich in dieser Position, da du plichtbewusst, ehrgeizig bist. Außerdem mögen dich die Mädchen, du wisst sue bestimmt sehr gut leiten können.", erklärte mir Asano.

Ein "hmpf" kam aus meiner Kehle als ich den letzten Satz hörte. Die Mädchen wissen nur nicht, an wen sie sich klammern können. Es ist zwar war, dass die Mädchen sehr nett zu mir waren und bei mir Hilfe beim lernen suchten, dennoch beruhte es nicht auf Gegenseitigkeit. Ich war zwar immer nett und hilfsbereit ihnen gegenüber, dennoch sah ich darin nichts freundschaftliches.

"Natürlich musst du mein Angebot nicht annehmen. In diesem Fall frage ich ein anderes Mädchen. Aber dann wirst du dich ihrer Führung unterwerfen.", meinte Asano.

Ab da drehte sich ein Schalter bei nir um. Ich wusste, dass Asano's Aussage übertrieben war. Dennoch wollte ich keinem der Mädchen die Position als Klassensprecherin überlassen. Außerdem möchte ich beobachten, wie Asano Clubs, Klassenführerschaft und Lernen unter einen Hut bekam.

"Ich mache es.", gab ich knapp von mir.

Ich spürte Asano's Schmunzeln hinter der Leitung. Warum auch immer.

"Das freut mich zu hören. Also dann, wir sehen uns morgen, Ishida-san.", sagte Asano.

"Bis morgen.", verabschiedte ich mich und legte auf.

Dann vergrub ich mein Gedicht in mein Kissen. Was war das vor dem Anruf? Warum wurde ich so nervös? Wahrscheinlich, weil der Anruf unerwartet war. Ich gab es ungern zu, aber Asano's Aussage brachte mich innerlich ein wenig zum lächeln. Ich musste zugeben, dass es mich gefreut hat als Asano mir die Stelle angeboten hatte.

Hallöchen :) Alsoooo viel zu dem Kapitel gibt es nicht zu sagen😅Ich hoffe, es hat euch gefallen💖 Zu diesem Kapitel habe ich leider nichts gezeichnet :( aber ich hoffe, dass Asano's Lächeln euch den Tag/Abend versüßt.
Bye <3

Their little secret - by minasentsukiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt