Kapitel 1

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Tamiel war gerade imUnterricht als sein Ausbilder Zachriel herreingestürmt kam. Noch nie hatte der junge Engel ihn während seiner Ausbildung zum Gelehrten dritten Ranges so aufgeregt gesehen. „Entschuldigt Meister",sprach Zachriel an Ezechiel, den Obersten Gelerten und somit seinen Vorgesetzten, der bis eben unterrichtete, gewandt. „Ich bringe Nachricht vom Herrn persönlich" Sofort wanten sich auch die letzten Augen ihm zu, denn jeder wollte wissen, was Gott wollte. „Natürlich Zachriel, sprich", antwortete Ezechiel ohne auch nur etwas Aufregung zu verspüren, denn er war als oberster Gelerte aus dem zweiten Quartal direkt Gott unterstellt und zusätzlich auch eine Art Berater. „Was will der Herr", fragte Ezechiel noch einmalnach ohne auch nur einen Teil seiner unerschöpflichen Geduld zu verlieren. „Er möchte", begann Zachriel langsam, als müsste er selbst erst glauben, was er gerade sagen wollte „Er möchte, dass Tamiel sofort zu ihm gebracht wird" Wie erstarrt saß Tamiel auf seinem Stuhl während um ihn herum der ganze Saal in Aufruhe kam,denn es kommt für einen Engel aus dem dritten oder vierten Quartal eigentlich nie vor mit Gott persönlich zu sprechen. „Vielleichthat er ja etwas angestellt?", hörte Tamiel einen Mitschüler tuscheln. „Ja, das wäre die einzige sinnvolle Erklärung" Langsam bekam Tamiel Angst. Eigentlich hatten seine Mitschüler recht, er müsste, damit er auch nur in die Nähe Gottes gerufen wurde, etwas sehr schlimmes angestellt haben, doch Tamiel konnte sich an nichts erinnern.

„Du hast es gehört,Tamiel", durchbrach Ezechiels Stimme das Durcheinander und obwohl sie laut war verlor sie nicht die Ruhe. Als Tamiel langsam aufstand und nach vorn schritt wurde es plötzlich still. Alle Blicke ruhtenauf ihm. Unten schob ihn Zachriel aus dem Unterrichtsraum und durch die Tür, die der Ausbilder hinter ihnen schloss, hörte man nur noch wie Ezechiel die Klasse aufforderte, weiter im Lehrbuch zu arbeiten. Zachriel führte Tamiel einen breiten Flur bis zu einer doppelflügeligen Tür, aus der sie das Schulgebäude verließen. Erst als sie auf die Straße traten fragte Zachriel: „Hast du eine Ahnung, warum Er dich sprechen will?" „Wenn ich es bloß wüste..." „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du negativ aufgefallen bist. Du bist mein vorbildlichster Schüler!" Tamiel  erwiederte nichts und die Beiden gingen schweigend die Straße entlang in Richtung des Stadtkernes, in dem Gott sein Büro hatte. Um dort hin zu kommen durchquerten sie die Stadtviertel der höheren Engel aus dem oberen dritten und sogar zweiten Rang . „Warum gibt es eigentlich kein erstes Quartal?", fragte Tamiel um sich abzulenken. „Es gibt ein erstes Quartal", erklärte Zachriel und verlangsamte seinen Gang etwas. „Nur das das erste Quartal aus Respekt nur dem Herrn allein zusteht" Dieser Fakt erinnerte Tamiel wieder an sein Treffen mit dem Schöpfer und er wurde wieder nervös. „Hast du ihn schon mal getroffen?", fragte Tamiel und Zachriel antwortete: „Nein, du weist doch, dass auch ich aus dem dritten Quartal bin, ich komme nur aus dem oberen Teil und du aus dem Unteren" „Hast du keine Angst?" „Nein, ich bin nur nervös"

Schweigend schritten sie weiter, bis sie vor einem riesigen Gebäude aus Marmor standen. Vor der doppelflügeligen Tür standen zwei Wachen, die sie nach ihrem Anliegen fragten, doch als Zachriel erklärte, dass der junge Engel Tamiel wäre, und der Herr nach ihm geschickt hätte, ließen die offenbar informierten Wachen sie passieren nachdem sie ihnen den Wegzu Gottes Arbeitszimmer beschrieben hatten.



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