Kapitel 2

17 5 0
                                    

"Herrein", sprach eine leise Stimme auf der anderen Seite der Tür nachdem Zachriel geklopft hatte. Die Stimme hörte sich an als würde sie aus weiter Ferne kommen, doch als die beiden Engel Gottes Arbeitszimmer betraten, saß Gott gerade einmal fünf Meter von der Tür entfernt an seinem Schreibtisch. Er war ein alter Mann mit langem, grauen Bart und faltigem Gesicht, doch seine Haltung war gerade und trotz des Alters hatte Tamiel noch nie ein so respekteinflößendes Wesen gesehen. "Kommt doch herein", sagte Gott freundlich. Wie im Traum trat Tamiel durch die schlichte Tür. Mit einem Blick zur Seite merkte er, dass es seinem Ausbilder ebenso erging. "Setzt euch bitte", forderte der alte Mann die Beiden freundlich auf und sofort wurde Tamiels Aufmerksamkeit wieder auf Gott gerichtet. Nachdem sich Zachriel und sein Schüler gesetzt hatten entstand ein angenehmes Schweigen in dem die Engel von Gottes Ruhe ergriffen wurden. "Also", brach der Schöpfer die Stille. "du möchtest jetzt sicherlich wissen warum du hier bist, Tamiel" Vorsichtig nickte der junge Engel. "Ich dachte mir es hilft dir vielleicht wenn dein Ausbilder hierbleibt. Es ist doch in Ordnung, dass Zachriel mithört, oder ?" Wieder nickte Tamiel, denn er und Zachriel waren in seiner bisherigen Ausbildungszeit zu guten Freunden geworden. "Also", fuhr der hochgewachsene Mann fort. "Der Grund warum ich dich hergerufen habe, ist dass du für mich einen ganz besonderen Auftrag erfüllen musst" Tamiel fuhr aus seiner Trance und seine Augen weiteten sich. "Ich?", fragte er aufgeregt. "Ein Engel aus dem unterem dritten Quartal, noch nicht einmal mit der Ausbildung fertig, und ihr wählt mich?"  "Beruhige dich wieder", probierte Zachriel ihn zur Ordnung zu rufen. "Ja, ich habe dich gewählt", fuhr Gott unbeirrt fort. "Der Auftrag ist von äußerster Wichtigkeit. Du musst etwas, dass ich dir geben werde, auf die Erde bringen." "Auf die Erde?" Tamiel kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, denn er hatte den Himmel noch nie verlassen. "Warum schickt ihr dann keinen erfahrenen Engel, der sich dort schon auskennt?"  "Nun", erklärte der Schöpfer. "Du musst wissen, dass wir vermuten, dass die Erde von Dämonen überwacht wird, und auch, wenn Engel auf der Erde keine Flügel mehr haben, wissen die Dämonen vermutlich über die Engel, die öfters auf der Erde sind, bescheid. Darum schicken wir dich, da mich Ezechiel mich darauf hinwies, dass ein einfacher Schüler nicht auffallen würde, da die Dämonen nicht erwarten werden, dass ich einen Jüngling schicke. Außerdem empfahl Ezechiel dich, da du sein zuverlässigster Schüler seist" "Aber ist das nicht gefährlich?", meldete Zachriel sich wieder zu Wort. "Ich will euch nichts vormachen", redete Gott weiter. "Es wird nicht risikofrei zugehen, denn wie ich schon sagte, da unten wimmelt es von Dämonen. Darum überlasse ich dir die Entscheidung, ob du meiner Bitte folgst oder nicht, Tamiel. Du darfst jetzt wieder in den Unterricht gehen. Aber bitte komme morgen nach dem Unterricht wieder zu mir und treffe bis dahin eine Entscheidung" Und ehe er sich versah stand der junge Engel mit seinem Ausbilder wieder vor der Tür zu Gottes Arbeitszimmer.

EngelsliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt