„Mum, es ist gerade ganz schlecht." Schnaufe ich in den Hörer, der zwischen meinem linken Ohr und meiner Schulter klemmt. Währenddessen versuche ich verzweifelt, auf einem Bein stehend, meine Schuhe anzuziehen, ohne dabei umzufallen. „Warum?" fragt meine Mutter. Sie weiß genau, dass ich Dienstags mittags arbeiten muss und noch genauer weiß sie, dass ich die Unpünktlichkeit von meinem Vater geerbt habe. Eigentlich müsste sie eins und eins zusammen zählen können und wissen, dass ich wie immer spät dran bin. „Du weißt doch ganz genau, dass ich arbeiten muss und spät dran bin." Seufzte ich und schaffe es irgendwie meine Schuhe anzuziehen und wieder gerade zustehen um das Telefon normal in die Hand zunehmen. „Oh man, dass ich das immer wieder vergesse. Meld dich." Lacht sie und legt, schneller als gedacht, auf. Sie wird es nicht mehr lernen. Ich lege das Telefon auf meinen Schuhschrank und nehme die daneben liegenden Schlüssel um endlich aus der Wohnung gehen zu können. Als ich die Tür schon fast ins Schloss fallen lassen habe fällt mir auf, dass mein Handy noch auf dem Schränkchen im Flur liegt. Kopfschüttelnd hechtet ich zum Schrank um nach meinem Handy zu greifen.Ich laufe schneller als gewohnt aus der Bahn in Richtung Diner. Generell laufe ich schnell aus der Bahn, weil ich immer zu spät bin. Heute bin ich allerdings extrem spät dran. „Neuer Rekord." Staunt Max und schaut auf ihre Armbanduhr. Positiv oder negativ kann ich nicht beurteilen. Ich setzte ein schiefes Lächeln auf und gehe in Richtung Personalraum, zum antworten fehlt mir eindeutig die Puste. Wiedermal einer der Momente in denen ich mir wünsche mehr Sport zu machen.
Nachdem ich mich innerhalb von Sekunden umgezogen habe nehme ich die senfgelbe Schürze vom Hacken und gehe nach vorn. „Ist es eigentlich anstrengend unpünktlich zu sein?" grinst Max als sie mich sieht. Wie jeden Dienstag Mittag ist nichts im Diner los. „Sehr." Antworte ich und stelle mich neben sie. Ich kann nur von Glück reden, dass der Chef Dienstagmittag nie da ist. Dann hätte ich schon einige Male eine Abmahnung bekommen.
Wie immer zieht sich die Schicht wie Kaugummi und wir sind froh, dass wir als es halb zehn ist endlich den Laden dicht machen dürfen. Anders als die meisten Restaurants in New York haben wir unter der Woche nie lange auf. „Du kannst ruhig schon gehen, Max. Ich war auch wieder später da als du." Grinse ich. Dankend verabschiedet sich Max und verschwindet nach draußen. Ich wische die Theke zu Ende und gehe mich schließlich umziehen .
Endlich zuhause ziehe ich meine Schuhe aus und schmeiße sie in die Ecke. Hatte ich nicht erwähnt, dass ich einen Schuhschrank habe? Naja, der dient mehr so als Dekoration und ist die meiste Zeit eigentlich leer.
Als ich mich endlich auf die Couch schmeißen kann beginnt mein Handy zu klingeln, welches sich noch in meiner Tasche befindet. Schnaufend stehe ich auf um den Anruf entgegenzunehmen. „Minnea!" schreit mir Niall entgegen. Niall ist mein Kommilitone und so ziemlich bester Freund. Er ist der Grund weshalb ich nicht schon mindestens zehn mal mein Studium geschmissen habe, weil er mich immer wieder überredet bekommen hat weiterzumachen. „Ja?" frage ich und halte mein Handy nun mit fünf Zentimeter Entfernung zu meinem Ohr. Dem Geräuschpegel nach ist er in einer Bar und wird mich vermutlich dazu überreden wollen dort hin zukommen. „Kannst du deinen kleinen süßen Hintern aufrappeln und in die Bar um die Ecke kommen?" lacht er. Witzig. Die Bar um die Ecke. In New York. „Wir haben Dienstag und ich bin pleite." Seufzte ich und hoffe ihn irgendwie abwimmeln zu können, weil ich wirklich müde bin. „Zählt nicht. Ich kenn deinen Plan für morgen. Du hast um 12 eine Vorlesung zu der du eh nicht gehen wirst, weil ich dich kenne. Pleite gibt es nicht. Es gibt etwas zu feiern!" schreit er und ich nehme mein Telefon noch ein Stück weiter von meinem Ohr weg. Ich seufzte. „Eine Stunde." – „Zwei!" kontert Niall. „Aber nicht mehr und du holst mich zuhause ab." Sage ich und gehe in Richtung Schlafzimmer um mir etwas gescheites anzuziehen. „Bin in zwei Minuten da." Hinter Niall wird es leiser, was darauf schließen lässt, dass er gerade die Bar verlassen hat. Im nächsten Moment legt er auf. Ich öffne meinen Kleiderschrank, greife ein sauberes Oberteil mit Knöpfen am Ausschnitt und ziehe eine hellblaue Hose an, welche etwas weiter fällt. Als ich den Knopf meiner Hose schließe klingelt es. Schnell laufe ich zur Tür, vorher greife ich noch schnell eine Handtasche hinter der Tür weg. „Hi." Strahlt Niall als ich die Tür öffne. „Du kannst verdammt glücklich sein, dass du mein bester Freund bist. Für jemand anderes wäre ich nicht mehr weg." Grummele ich und ziehe meine weißen Sneaker an. „Du stellst dich an als wärst du 30." Grinst Niall. „Ist es draußen kalt?" frage ich und deute auf die Garderobe hinter mir. „Geht. Nimm lieber mal eine mit. Wer weiß wie lange wir machen." „Zwei Stunden." Murmele ich und nehme eine Lederjacke vom Kleiderbügel.
In der Bar angekommen steigt mir der gewohnte muffige Rauchgestank einer Bar in die Nase. Jedesmal frage ich mich wie Leute es hier aushalten können, bis mir einfällt, dass ich zu genau diesen Leuten zähle. Niall geht vor und schleppt mich zu dem Tisch an dem Freunde von ihm sitzen, die ich nie zuvor gesehen hatte. Ein paar unserer Kommilitonen sitzen auch dort. Eigentlich habe ich kaum etwas mit ihnen zutun. Ich beschließe mich mit ihnen abzugeben, weil ich gerade wirklich keine Lust darauf habe neue Leute kennen zulernen, dafür bin viel zu müde.„Hi." Murmele ich in die Runde und lasse mich neben James fallen. Er ist eigentlich ganz nett und ich hab auch ein paar Seminare mit ihm zusammen. Niall verschwindet und geht an die Bar um etwas zu trinken zu holen. Ich frage ihn nicht ob er mir etwas mitbringen kann, weil eigentlich ich gar keine Lust habe etwas zu trinken.
„Hier." Grinst Niall und gibt mir ein kleines Glas von einem Tablet. „Nein. Ich möchte nichts." Protestiere ich. „Oh doch, ich hab was zu feiern." Schneller als ich gucken kann hab ich das Gläschen in der Hand. Hoffentlich ist es kein purer Wodka. Niall ist ein richtiger Showmaker. Immerhin hat er mir immer noch nicht gesagt, warum er mich her zitiert hat und was er zu feiern hat.
„Meine Freunde." Sagt Niall, als jeder etwas zu trinken hat. Als wären wir im Mittelalter. Jeder hebt sein Glas und schaut ihn gespannt an. „Ich habe etwas zu verkünden." Kann er nicht einfach sagen was los ist? „Also... Ich werde in 2 Wochen meine eigene Vernissage haben." Wow. Das ist wirklich etwas, was man feiern muss. Eine Vernissage, eine eigene, ist so ziemlich das größte, was man im Kunststudium erreichen kann. Niall hat Glück, dass er Kunst im Schwerpunkt Fotografie studiert, da ist es wesentlich einfacher etwas in die Richtung auf die Beine zustellen. Rechtfertigt aber nicht, dass er es geschafft hat, denn das hat er.
Alle beginnen zu lachen und ihm zu gratulieren, was in einem Geschrei endet. Schließlich setzt jeder sein Glas an und trinkt es in einem Schluck. Ich tue es ihnen gleich und merke eine Millisekunde später wie die brennende Flüssigkeit meine Speiseröhre runterläuft. Es ist purer Wodka. Kurz schüttele ich mich und stelle das Glas ab. Ich bin stolz auf ihn. Wenigstens einer von uns beiden, der es zu etwas bringt.
________________________________
Hallo Ihr! :-)
Ich weiß nicht ob ich hier in der neuen Runde bekannt bin. Aber ich bin Celine und habe Twin und My Ex Harry Styles geschrieben. Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen.
Lasst mir gerne ein Vote und ein Kommentar da. Ich würde mich sehr darüber freuen. :-)Eure Celine
DU LIEST GERADE
Scope
Fanfiction„Ich kann mich im Moment einfach nicht auf Leute konzentrieren, die mir nicht gut tun." Murmele ich und wische verzweifelt die Träne weg, die sich einen Weg über meine Wange bahnt. Ich entferne mich vom ihm, in dem ich schneller werde. „Jetzt warte...