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Mittlerweile waren Dylans Eltern zu Hause. Seitdem er nach Hause kam hatte er sich nicht aus dem Zimmer gewagt, nur einmal um auf die Toilette zu gehen, dabei hatte er seine Eltern gehört, wie sollte man die beiden auch überhören, sie stritten, so wie jeden Tag. "Du hättest unsere Tochter nicht ständig zu irgendwelchen Sportveranstaltungen mit nehmen sollen! Sie wäre jetzt ein ganz normales wunderschönes Mädchen! Nur deiner wegen hat sie sich ihre schönen langen Haare abgeschnitten!"
Darauf bedacht nicht entdeckt zu werden, versteckte sich der Braunhaarige hinter einer der Wände, die in einem perfekten Winkel stand, so das man ihn nicht sehen konnte. Er schluckte, seine Eltern verstanden es einfach nicht, das tat er ja selbst nicht, deshalb hatte er auch nie irgendwelche Argumente wenn es mal zu einem Streit kam, außer das er sich wie sich selbst fühlte. Plötzlich schepperte es, langsam und auch nur ein Stück, sah Dylan hinter der Wand hervor und sah in das große Wohnzimmer. Der Fernseher lag auf dem Boden, vermutlich war der Bildschirm grade gesprungen. "DU hättest sie nie solange vor der Klotze hocken lassen sollen! Ist doch klar das sie da nur Dummheiten in den Kopf gesetzt bekommt!" Seine Mutter verschränkte nun die Arme, noch immer sah Dylan den beiden zu. "Daria, wieso belauscht du uns?!"
Verdammt, er war aufgeflogen. Direkt biss er sich auf die Unterlippe, er hasste diesen Namen "Man...kann euch eigentlich nicht überhören". Jetzt trat er hervor, die Hände in die Taschen seinen Hoodies gesteckt. Seine Mum holte erschrocken Luft "Daria! Was hast du denn da schon wieder an?!" Kurz war es still, so ruhig ist es nicht oft in dem kleinen Haus. Sie kam urplötzlich auf ihn zu gestampft "DU HAST DOCH NICHT ETWA SCHON WIEDER DEINE BRUST ABGEBUNDEN!?"
Da stand er jetzt, zitternd, innerlich war ein Chaos ausgebrochen welches sich nun nach außen grub. So ein...nein er musste ruhig bleiben, alles andere brachte nichts. "Mom...du weißt wieso, ich fühle mich so einfach wohler, und Nachts habe ich ihn doch gar nicht an". Der Versuch seine Mutter zu beruhigen scheiterte jedoch "Ab auf dein Zimmer! Ich bin in 10 Minuten oben, wenn du das...DING dann nicht aus hast wirst du deinen Computer, so wie dein Handy, zwei Wochen lang nicht zu Gesicht bekommen!" Langsam gab er nach und nickte, denn nur über das Internet hatte er ein paar Freunde gefunden.Oben angekommen zog er sich nur mühselig aus. Wiedermal stand er vor dem Spiegel. Er zog sich den Binder über den Kopf und begann danach direkt zu weinen. Die Tränen starteten mehrere Wettrennen hintereinander. Schwerfällig sackte er auf den Boden und fuhr sich durch die Haare. Wieso? Wieso konnte er nicht wie die anderen sein? Warum war er so anders? Und dann auch noch dieser Typ, ein Gedanke an diese grünen Augen und sein Herz schien wieder aus ihm heraus springen zu wollen.
Dann klopfte es. Zügig streifte er sich ein weites Shirt über und versteckte den Binder unter der Matratze. Grade rechtzeitig, denn im nächsten Moment wurde die Tür auch schon aufgerissen. Erneut starrte seine Mutter ihn an "Gut...komm dann runter, essen". Kalt wie eh und je. Deprimiert trottete er ihr also nach, aber stoppte abrupt. "Wir sollten sie in ein Camp schicken, du weißt schon, diese wo den Kindern solche Flausen ausgeredet werden".
Kopf schüttelnd stolperte er rückwärts, fiel natürlich auch um und landete, mit dem Hintern zu erst, auf der Treppe. Keine Minute später stand sein Vater vor ihm, er holte bereits aus. So schnell wie er konnte schützte er sein Gesicht mit seinen Armen. Diese wurden jedoch im gleich Moment von der anderen Hand des Vaters weggezogen und die flache Hand landete genau auf Dylans Wange. Der verängstigte Junge zuckte zusammen, er hielt das nicht aus. Rasch sprang er auf, stieß dabei seinen Vater weg und rannte in sein Zimmer zurück, dort schloss er sich auch gleich darauf ein.Eine Weile saß er am Fenster, sah hoch in den Abendhimmel. Einige Sterne waren schon zu sehen, aber er nahm sie nur verschwommen war. Seine blauen Augen waren zum wer weiß wie vieltem mal gefüllt mit Tränen. Der Schmerz in seinem Unterarm war dabei nicht die Ursache. Immerwieder schnitt er mal leichter und mal fester in die blasse Haut, aber nie zu nah an der Pulsader, davor hatte er einfach zu viel Angst. Außer als jemand erneut an die Tür klopfte, seine Hand rutschte weg und er verfehlte die pulsierende Ader nur knapp. Panisch schnappte er nach Luft, er sprang auf und taumelte zu seinem Schreibtisch, dort kramte er einen Verband heraus. Zuerst tat er etwas Salbe auf die frischen Schnitte, dann umwickelte er den zittrigen Arm. Wieder ein klopfen. "VERSCHWINDE!" platze es aus ihm heraus, er wollte mit niemanden reden, denn er konnte es schließlich auch nicht.
Erst sein Bett schenkte ihm die Ruhe die er nun brauchte. Er lag kaum richtig drin und schon war er weg, das letzte an das er dachte, waren wieder einmal die grünen Augen des Fremden.
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Körperknast
Teen FictionWie es wohl ist geliebt zu werden, sein zu können wie man wirklich ist und zu wissen dass man nicht alleine ist? Dylan hat bis jetzt noch keine Antwort auf all diese Fragen. Über seine Gefühle kann er mit niemandem reden und auch seine Gedanken sind...