Eingewöhnung

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Mit jeder Stunde kamen sie der Insel näher, in jeder Minute hoffte sie auf einen See, voller Trinkwasser. Die Soldatin traute sich kaum mehr etwas zu sagen, zu groß war der Schmerz in ihrer ausgetrocknet Kehle und auch ihr Begleiter hatte aufgehört zu grinsen. Sobald sie den Strand erspähen konnte, fuhr ein Ruck durch das Boot und sie bersteten mit hoher Geschwindigkeit über die Wellen. Doflamingo hatte einen Faden zwischen ihnen und der Insel gespannt, sodass sie innerhalb weniger Minuten auf dem Sand auftrafen und stehen blieben. Als wären es Jahre gewesen, die sie auf diesem Schiff verbracht hätte, stürzte sich Yuna auf den festen Boden. Endlich schaukelte sie nicht mehr durchgängig, endlich konnte sie aufstehen und kippte nicht direkt ins Wasser. Nun war die nächste Aufgabe, Trinkwasser zu finden, weshalb sie sich schnell vom Sand erhob und die Gegend musterte. Aufeinmal bekam sie das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, doch als sie zu dem Blonden sah, stand dieser neben ihr und sah ebenfalls in den Jungel, er war es also nicht gewesen. Durch ein lautes grummel ihres Magens wurde sie aus ihren Überlegungen gerissen. Durch das leise lachen des Piraten wurde sie leicht rot und stapfte zielstrebig auf das Dickicht zu, bevor sie dieses allerdings erreichten konnte, hielt sie an. Mitten in der Bewegung hatte sie inne gehalten, da Doflamingo seine Fäden um sie gespannt hatte. "Weißt du kleine Yuna." hörte sie seine Stimme, die von hinten immer lauter wurde. Gemütlich schlenderte er an ihr vorbei und stellte sich vor sie. "Ich glaube nicht, dass es schlau wäre, wenn wir uns jetzt trennen. Wer weiß was dort alles auf uns wartet? Am besten du bleibst in meiner Nähe, dann kann ich auf dich aufpassen." Meinte er arrogant, beugte sich zu ihr herunter und tätschelte ihren Kopf. Yuna wiederum kochte innerlich. Er behandelte sie wie ein kleines Kind, das nicht auf sich aufpassen konnte. So weit sie wusste, war sie es, die ihm das Leben gerettet hat und auch wenn er deutlich stärker war als sie, hieß das nicht, dass sie hilflos war. Allerdings siegte schließlich der Respekt vor ihrem Gegenüber und der gesunde Menschenverstand, weshalb sie nichts darauf entgegnete, sondern nur leicht nickte. Sofort wurde sie losgelassen und konnte sich wieder von selbst bewegen. Der Hüne lief daraufhin zielstrebig in den Wald hinein und zerschnitten alles, was ihm im Weg war, Yuna folgte ihm indes mit ein paar Metern Abstand. Immer stärker spürte sie das Verlangen nach etwas zu trinken und auch ihr Bauch schmerzte. Inständig hoffte sie, dass sie bald auf einen Bach oder See oder dergleichen stoßen würden, doch hatte sie keine Ahnung, wohin sie gerade liefen, was den Mann vor ihr nicht daran hinderte, zielstrebig weiter ins Dickicht zu laufen. Sie beobachtete weiterhin aufmerksam ihre Umgebung und fiel dabei unbemerkt etwas weiter zurück, bis sie den rosa Mantel irgendwann nicht mehr sehen konnte. Allerdings hinterließ der Blonde einen deutlichen Pfad von zerschnitten Pflanzen, sodass sie problemlos diesem Weg folgen konnte. Irgendwann endete dieser allerdings schlagartig und Yuna blieb überrascht stehen und sah sich um. Wo war der Brillenträger denn aufeinmal hin gegangen? Zuerst führte er sie mitten in den Jungel und dann verschwand er einfach spurlos? Hatte er sie nur hierher geführt, um unbemerkt fliehen zu können? Nein, das ergab keinen Sinn, sonst hätte er das vorhin nicht abgezogen, sondern sie einfach gehen lassen. Vielleicht war ihm auch etwas passiert. Langsam machte sich Panik in ihr breit und sie kämpfte sich weiter durch das Gestrüpp, in der Hoffnung, den Piraten irgendwo zu entdecken. Ängstlich schlich sie durch das sich lichtende Pfanzengewusel und hörte aufeinmal etwas plätschern. Zielstrebig beschleunigte sie ihre Schritte, bis sie beinahe schon rannte, nur um ruckartig stehen zu bleiben. Sie stand direkt vor einem fließenden Bach, dessen Wasser glasklar und schnell hinabfloss. Ohne lange nachzudenken kniete sich die Braunhaarige hin und trank gierig etwas von dem kühlen nass. Sobald sie ihren durst allerdings gestillt hatte, stand sie wieder auf, schließlich war sie immernoch auf der Suche nach dem Blonden. "Doflamingo!!" rief sie laut und Spitze die Ohren. Ein Sprichwort besagte: Wie man in den Wald hineinrief, so schallte es auch wieder heraus. In diesem Fall allerdings kam nichts zurück und das bereitetete ihr Sorgen, mehr, als sie sich eingestehen wollte. Vorhin hatte sie sich noch eingeredet, wie selbstständig und taff sie war, doch in Wahrheit war sie ohne den Hünen wahrscheinlich ziemlich aufgeschmissen. "Doflamingo!!!" rief sie nocheinmal lauter und man konnte ihre Angst nun deutlich heraus hören, doch wieder bekam sie keine Rückmeldung. So gut sie konnte, versuchte sie sich den Weg zu erinnern, auf dem sie hier her gekommen war, musste jedoch feststellen, dass sie ihn nicht mehr wusste. Sie hatte noch nie einen guten Orientierungssin gehabt und jetzt, da auch noch alles irgendwie gleich aussah, war sie hoffnungslos verloren.
Sich weiter zu verlaufen, hatte keinen Sinn, lieber sollte sie beim Bach bleiben. Vielleicht würde der Blonde auch nach ihr suchen und deshalb eben diesen Ablaufen. Auf dem Boden konnte sie jedoch nicht bleiben, viel zu groß war die Gefahr, dass es hier wilde Tiere gab. Die Soldatin suchte sich einen der Bäume aus, dessen Äste robust genug aussahen, um sie zu tragen und kletterte einige Meter in die Höhe. Nun hatte sie nicht nur einen guten Blick auf ihre Umgebung, sondern war nun auch etwas sicherer. Gerade hatte sich Yuna richtig hingesetzt und wollte erneut nach dem Piraten rufen, als sie aufeinmal eine Stimme an ihrem Ohr vernahm. "Hab ich dir nicht gesagt, du sollst in meiner Nähe bleiben?" Zu Tode erschreckt verlor sie das Gleichgewicht und viel vorne über und stürzte von ihrem Ast. Auf ihrem Weg nach unten verfing sich ihr linker Fuß in einer Liane und hielt somit auch ihren Sturz auf, jedoch durchzuckte sie ein stehender Schmerz. Sie spürte wie Fäden an ihr zogen und sie langsam nach unten gelassen wurde, wobei die Schlingel an ihrem Fuß zerschnitten wurde. Unten wartete der Hüne bereits mit verschränkten Armen auf sie und wollte gerade zum sprechen ansetzen, als sie schmerzerfüllt Aufschrei.

Den Umständen geschuldetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt