Ein guter Start

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Nervös lief der Professor im Wohnzimmer auf und ab. Am Abend zuvor hatte Seoul sich auf den Weg gemacht, um den Überfall zu starten. Obwohl sie alles bedacht hatte, hatte der Professor ein ungutes Gefühl bei der Sache. „Beruhige dich Sergio. Es wird schon alles gut gehen. Du kennst sie doch. Sie hat den letzten Überfall beendet, also schafft sie diesen auch." sagte Lissabon mit ruhiger Stimme. Sie saß neben Stockholm und Denver auf dem Sofa, die begeistert auf die kleine Alba hinab schauten. Angespannt kam Rio herein. Er schien ebenfalls ziemlich besorgt zu sein. Palermo, der ziemlich entspannt war, folgte ihm und sah schließlich auf die Uhr. „Wir sollten uns so langsam auf den Weg machen." sagte er gelassen und sah in die Runde. Rio sah ihn gestresst an. „Wie kannst du dabei so ruhig bleiben? Die spanische Polizei denkt wir wären tot! Wenn sie uns jetzt erwischen, dann ist unser sicheres Leben vorbei! Wir riskieren so gut wie alles und du freust dich, als würde es gleich Kaffee und Kuchen geben!" Daraufhin lachte Palermo nur spöttisch auf. „Rio, hör mir mal gut zu. Würdest du Ámbar vertrauen, dann wärst du jetzt auch nicht gestresst. Wie war das noch mal? Du hast sie damals verlassen, weil du dachtest, dass sie dich betrogen hat? Kein Wunder, dass du dir jetzt sorgen machst! Keiner hindert dich daran zu gehen!" Seine Worte machten Rio noch wütender. „Ach ja? Ich hab wenigstens nicht mit der Tochter der Person geschlafen, die ich liebe!" Palermo stockte der Atem. „Was hast du gerade gesagt?" fragte er leise. Auch er wurde immer zorniger. „Ich habe gesagt, dass du..." Doch bevor er weiter reden konnte, ging Denver dazwischen, der zusammen mit den anderen alles beobachtet hatte. „Habt ihr sie noch alle? Was soll das hier? Anstatt euch gegenseitig anzuschreien, solltet ihr lieber eure Ärsche hier raus bewegen, sonst können wir den Überfall vergessen!" Es herrschte stille. Palermo und Rio sahen sich hasserfüllt an. Ohne jedoch zu diskutieren machten sie sich nach und nach auf den Weg zum Tower. Dort angekommen sah man schon viele Touristen vor dem Eingang warten. „Was sollen wir tun? Hier kann man doch unmöglich einen Aufstand anfangen." sagte Denver zu Lissabon. „Oh doch und ob das geht. Denk doch mal nach. Die Touristen hier wollen mit Sicherheit die Kronjuwelen sehen, richtig? Also gehe ich davon aus, dass sie die Queen mögen. Wenn wir jetzt zufällig laut über die Queen lästern, dann ziehen wir die Aufmerksamkeit erst einmal auf uns. Dann mischen sich die Passanten mit ein. Wenn das Chaos dann immer größer wird, dann werden die Wachen eingreifen müssen und wir folgen den anderen unbemerkt hinein." erklärte sie. Denver sah sie verblüfft an. „Wann hast du dir das denn ausgedacht?" „In der Nacht. Ich war mir schon irgendwie sicher, dass du keine Ahnung hast, wie wir vorgehen sollen." Und ihr Plan ging auf. Schon nach einigen Minuten herrschte ein so großes Chaos, dass die Wachen kaum eine Chance hatten für Ordnung zu sorgen. Um Punkt 10 Uhr öffnete Seoul den Eingang, wodurch die anderen hinein kamen. „Also ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass das funktionieren würde." sagte Tokio amüsiert. „Wie du siehst hat es einwandfrei funktioniert. Als nächstes machen wir eine Live Schaltung in das britische Fernsehen, um die gesamte Bevölkerung darüber zu informieren, was hier vor sich geht. Ich bin mir durchaus darüber bewusst, dass wir dadurch unsere Sicherheit verlieren, aber dafür habe ich schon vorgesorgt. Macht euch also keine Sorgen." antwortete Seoul. Sie bauten eine Kamera auf und stellten sich alle mit ihren Verkleidungen davor auf. Als der Professor sein okay gab, begann die Übertragung. „Meine sehr geehrten Damen und Herren, es freut mich sie mal wieder etwas von uns hören zu lassen. Ich liege wahrscheinlich richtig in der Annahme, dass sie uns für tot halten, aber da muss ich sie leider enttäuschen." Sie zog ihre Maske herunter und fuhr fort. „Meine Damen und Herren, sie sehen ganz recht. Ich, Ámbar de Fonollosa, sowie meine geschätzten Verbündeten, sind noch am Leben." Auch die anderen zogen nun ihre Masken herunter. „Wir befinden uns im Tower of London und stehlen in diesem Moment die Kronjuwelen. Sie fragen sich jetzt wahrscheinlich, warum wir das ganze machen, warum wir alles aufs Spiel setzen. Naja die Erklärung ist ganz einfach. Vor vielen Jahren habe ich mit meinem Vater den selben Überfall gemacht. Er ging jedoch schief. Es mag vielleicht verrückt klingen, aber der einzige Grund, warum wir hier sind ist, dass ich eine Perfektionistin bin. Dieser gescheiterte Versuch ist ein Makel in meiner Lebensgeschichte, den ich durch einen Sieg überflüssig machen möchte. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis und wünsche ihnen im Namen meines ganzen Teams einen schönen restlichen Tag." Mit diesen Worten endete die Übertragung. In Spanien war dieses Ereignis nicht unentdeckt geblieben. Der Einsatzleiter lief angespannt auf der Polizei Wache herum. „Wie kann das sein? Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie die Bank eingestürzt ist! Haben sie etwa keine Leichen geborgen?" rief er in die Runde. Ein Polizist nahm seinen Mut zusammen und antwortete „naja, also da wir davon ausgegangen sind, dass sie darin gestorben sind, haben wir nach keinen Leichen gesucht und somit auch keine gefunden." Der Einsatzleiter sah ihn fassungslos an. „Und wann hatten sie vor mir das zu sagen?" rief er entsetzt. Als er keine Antwort bekam, stürmte er zornig hinaus. Der Plan hatte vielleicht gut gestartet, aber keiner hatte damit gerechnet, dass die britische Polizei den Verbrechern einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Haus des Geldes - Der zweite Versuch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt