Kapitel 2

1.2K 44 16
                                    

Kapitel 2

Auf dem Parkplatz kamen wir dann endlich bei meinem Wagen an. Ein alter blauer Audi, dessen Türen schon jedesmal beim Öffnen ohrenbetäubend knarschten. Immerhin fuhr er und ich war somit mobiler. Fragt sich nur, wie lange dieses Auto noch fahren würde.

Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir mit Lindseys schnittigen Sportwagen zum Krankenhaus gedüst wären, doch dieser Anruf von dem einem Augenzeugen geschah genau dann, als wir gerade auf dem Weg zur Shoppingmall waren.

Mit meinem Auto.

Und als hätte Lindsey meine Gedanken gerade mitbekommen, fiel das Thema als nächstes, während ich meinen Wagen mit geröteten Wangen unter Coles deutlich amüsierten Blick aufzuschließen versuchte.

Wie immer klemmte nämlich dieses verdammte Schloss.

"Ach und du Idiot hast außerdem unseren Shoppingtag versaut. Eigentlich wäre es jetzt das Mindeste, wenn wir dich durch die Läden im Anschluss mitzerren, doch da der Arzt meint, du sollst dich ausruhen, fahren wir jetzt nach Hause", zeterte sie weiter im Hintergund mit ihm vor sich hin.

Lindsey wohnte natürlich noch bei ihren Eltern und Cole kam dort hin und wieder für ein paar Tage zurück. Meistens, um seinen Vater bei Bauprojekten zu helfen wie jetzt zum Beispiel bei der neuen Garage.

Ansonsten war er als angehender, ziemlich talentierter Architekt viel unterwegs und bezeichnete manche Hotelräume mehr als Zuhause, als sein Apartment in unserer Nachbarstadt.

Das musste man ihm lassen, wenn es ums Bauen, Konstruieren und Naturwissenschaften, besonders Mathe und Physik ging, war er ein Genie.

Deswegen war dieser Kontrast immer so komisch, wenn man wusste, dass er mit beiden Füßen fest im Leben stand und so einige Auszeichnungen und extrem viel Wissen vorweisen konnte, aber im Privatleben das Nachtleben liebte und hin und wieder auf den Straßen sein Leben riskierte, sodass seine jüngere Schwester ihn dann abholen musste.

Ich registrierte aus den Augenwinkeln, dass er gerade offenbar auch überlegte, ob er uns nicht einfach stehen ließ und alleine nach Hause ging, statt mit meiner stummen Wenigkeit und der Wut seiner Schwester eine fünfzehnminütige Fahrt in meiner Schrottkiste durchzustehen.

Mein Auto erntete immer noch skeptische Blicke von ihm und ich konnte mich noch genau erinnern, als er mein Auto zum ersten Mal gesehen hatte.

Er meinte sofort in seinem arroganten Tonfall, wenn ich lange leben will, ohne körperlich eingeschränkt zu sein, sollte ich mir auf der Stelle ein anderes Auto kaufen oder so lange sparen, bis ich mir ein vernünftiges leisten konnte.

Ich hatte nicht auf ihn gehört und war auf wunderwahrer Weise noch nicht im Krankenhaus gelandet - da konnte er sich mal eine Scheibe von mir abschneiden.

"Wenn dich das mit deinem Shoppingtag so stört, dann setz mich doch bei Cody ab und ihr fahrt dann weiter", unterbrach Cole irgendwann den fluchenden Redeschwall von Lindsey.

"Auf keinen Fall. Dass du dann mit seiner Maschine weiterfahren kannst? Bestimmt nicht. Wo ist deine denn jetzt überhaupt?"

"In der Werkstatt. Paul hat sie abgeholt", bürstete er sie schroff ab. "Und jetzt krieg dich endlich ein. Wir fahren jetzt einfach." Anders als sie hatte er schon längst mitbekommen, dass ich mich in meinem Auto auf den Fahrersitz niedergelassen hatte und geduldig abwartend immer wieder die Linien auf meinem Lenkrad nachfuhr.

Sie stöhnte genervt auf, doch dann ging sie um das Auto herum - zumindestens wollte sie das. Cole hielt sie mit einem Arm auf. "Ich sitz vorne, du weißt genau, dass ich es hasse, hinten zu sitzen", erinnerte er sie in einem etwas sanfteren Ton daran.

PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt