Kapitel 8

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Joshura Gou (Schüler #3) lief am Rande der Insel entlang. In der Ferne war ein Leuchtturm zu sehen. Er hoffte, dass er der erste dort wäre, aber falls nicht, wäre das auch kein Problem.

Auf dem Weg hierher hatte er Kiyoshi Mizuno (Schüler #21) mit einer seiner Granaten gesprengt und sein Gewehr eingesammelt. Der Junge hatte ihn nicht einmal bemerkt, da er, wie eigentlich immer, Musik gehört hatte. Mit den restlichen Granaten und diesem Gewehr konnte er notfalls den Turm einnehmen.

Ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Er war ein leidenschaftlicher Kämpfer, seit dem Kindesalter trainierte er Kampfsport und das sah man ihm an seinen Muskeln an. Er beschleunigte vor Vorfreude seine Schritte. Zwischen ihm und seinem Ziel lagen noch etwa 500m. Plötzlich hörte er neben sich ein Rascheln im Gebüsch, gefolgt von einem Schmatzen.

Er drehte sich und zielte mit dem Gewehrlauf auf die Quelle des Geräuschs. Er schoss ins Blaue. Suzuna Okaba (Schülerin #20), ein ziemlich dickes Mädchen sprang auf und rannte los. In der rechten Hand hielt sie eine Gabel (ihre Waffe?) und in der linken eine Tüte mit Süßigkeiten. In der Tüte war ein Einschussloch. Glück gehabt, dachte Joshura grimmig und sprintete ihr hinterher.

Schnell hatte er sie eingeholt, da sie nicht so schnell rennen konnte wie er, er war halt viel besser trainiert. Obwohl sie nur eine Strecke von etwa 20 Metern gerannt war, japste sie und war völlig außer Atem. Er runzelte die Stirn. War sie tatsächlich SO schlecht trainiert? Das war ja viel zu einfach.

Er zuckte mit den Schultern und umschloss ihre Kehle mit beiden Händen. Ihre Augen weiteten sich entsetzt. „Nein, nein, nein, nein, nein!“, sie legte all ihre verbliebene Kraft in diese Worte um ihn zum Aufhören zu bringen. Natürlich wusste sie es besser, so etwas wie Gnade von Joshura zu erwarten, war zu  viel verlangt. Es war ihre letzte Hoffnung.

Einige Sekunden später hauchte sie ein letztes „Nein…“ mit ihrem letzten Atemzug hervor. Sie sackte zusammen. Sie sah schrecklich aus – ihr Gesicht war vom Blutstau aufgedunsen. Er ließ sie los und sie sackte zusammen. Mit einem letzten Blick auf die entstellte Leiche seiner ehemaligen Klassenkameradin setzte er seinen Weg fort.

***

(Kurz zuvor im Leuchtturm)

Das helle Lachen von Rika Imasusen (Schülerin #18) erfüllte den Raum. „Was, wirklich? Das hat sie echt gesagt?“- „Ja!“ Makami Fuboshi‘s (Schülerin #13) Antwort war ebenso ausgelassen.

Shizuka Akiba (Schülerin #12), die gerade am Herd stand, drehte sich um und sah genauso gut gelaunt aus: „Und sein Blick erst! Das hättest du sehen müssen!“ Rika erwiderte: „Oh Mann, ich wäre so gerne dabei gewesen!“ Die drei Mädchen lachten noch weiter und wirkten nicht so, als steckten sie inmitten eines tödlichen Spiels, in dem sie jederzeit sterben könnten.

„Ok, das Essen ist fertig.“, kündigte Shizuka an. Makami schnupperte übertrieben und schloss verträumt die Augen. „Hmm, Shizuka, wie das duftet! Du hast dich mal wieder selbst übertroffen!“ Sie stand auf und reichte ihrer Freundin die Teller zum Befüllen. „Danke.“, schmunzelte diese.

Bald saßen die drei Mädchen am Tisch. „Wow, Shizuka, das ist so lecker!“, schwärmte Rika. Makami grinste: „Na, hab ich zu viel versprochen?“ Wieder lachten alle drei. Daraufhin herrschte kurz Stille.

„Hey, Leute…“, Rika klang auf einmal viel ernster. „Habt ihr das gehört?“ Beide schüttelten den Kopf, runzelten die Stirn und lauschten angestrengt. Aus der Ferne, hörten sie jetzt auch, wie jemand immer wieder „Nein“ schrie.

„Wer ist das?“, fragte Makami schockiert. „Klingt nach Suzuna…“ Niemand sprach aus, was zweifellos alle drei dachten – dass Suzuna schnell sterben würde, war keine Überraschung.

„Wer auch immer das war, wird wahrscheinlich auch hierher kommen.“, stellte Shizuka fest. Ihre Stimme zitterte ein wenig. „Was sollen wir tun?“ Sie beschlossen, sich zu verstecken. Töten war keine Option. Gemeinsam begannen sie, alles, was auf ihre Anwesenheit hindeutete, zu verstecken.

***

Anami Fuyoko (Schülerin #2) stand im Wald. In ihren Händen hielt sie ein Gummitwist, auf das sie nachdenklich hinabsah. Direkt hinter ihr war ein Felsen. Sie fasste den Entschluss, diesen Bereich als Lager zu nutzen. Also lief sie ein Stück tiefer in den Wald, etwa 50 Meter, und spannte so breit wie möglich den Gummitwist über dem Boden um es als Stolperfalle zu benutzen. Dann ging sie zurück und setzte sich auf den kalten Boden.

Sie war verunsichert und überfordert von der Situation. Sie wollte nicht töten, aber vielleicht hatte sie keine andere Wahl. Das ist nicht gut, war alles was sie wusste. Sie wollte hier nicht sein, sie wollte nach Hause, zu ihren Eltern und ihrem großen Bruder, die sich wahrscheinlich schreckliche Sorgen um sie machten. Sie wollte einfach nur endlich sicher sein, keine Angst mehr haben.

 32 Schüler übrig.

Ewiges Schweigen - Battle Royale FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt