Kapitel 1: Homeparty

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Jack stieg aus dem Auto. Ich wollte nicht hinschauen, aber konnte mich nicht daran hindern. Alle Mädchen am Eingang zerschmolzen förmlich im Anblick seines leicht aufgeknüpften Hemdes, aber ich hatte nur Augen für das, was hinter ihm zum Vorschein kam.

Ein Mädchen stieg nach ihm aus und stellte sich dicht hinter ihm. Sie war klein, hübsch angezogen und sah ganz niedlich aus mit ihren langen Haaren, die ihr bis zur Hüfte gingen. Ihre Anwesenheit änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass die anderen Mädchen Jack weiterhin betrachteten.

Maddie, die seitdem wir in der 1sten Klasse zu Freunden wurden, immer am Anfang des Schultages mit mir am Eingang eintraf, entwich auch ein kleiner aber für mich sehr bemerkbarer Seufzer. Ich schaute sie entsetzt an.

Wir nennen einander zwar Freunde, aber jeder von uns wusste, dass etwas nicht mehr in dieser Freundschaft stimmt, seitdem sie angefangen hat, mit dem Jungen zu flirten, auf den ich seit über einem Jahr stehe. Jack... Meine Liebe zu ihm war zwar unausgesprochen. Etwas, von dem ich ihr zwar auch nichts gesagt habe, aber es war so selbstverständlich, dass ich der Meinung war, es nicht erzählen zu müssen.

"Das hättest du dir aber nicht verdrücken können, was?" Sagte ich. // "Flory, du bist aber echt sensibel auf diesem Gebiet. Ist es die Schuld von Jack's kleinen Schwester?" Entgegnete sie sarkastisch.

Ich verdrehte meine Augen. Ich wusste nicht, was ich ihr antworten soll. Sonst war sie nicht so, aber in letzter Zeit hat sie sich geändert. Sehr geändert. Ob das wohl etwas mit Jack zu tun hat?

Er kam näher in Richtung Eingang und somit in die unsere. Ich spannte mich an und versuchte wie ein Kameleon mit der Umgebung zu verschmelzen, damit mich Jack und seine kleine Schwester nicht erkannten. Aber Maddie musste ausgerechnet jetzt Jacks Aufmerksamkeit auf sich lenken und somit die Richtung des Karawane- gleichenden Schwarmes in Form von Mädchen, der sich hinter den Beiden bildete, ändern.

Maddie und Jack redeten miteinander, aber diesmal war etwas anders als sonst. Sonst ist es übliches Smalltalk, dass sie die ganze Zeit führen. Diesmal redeten sie etwas anders. Aber ich weiß nicht, was sich geändert hatte. Ich drückte mich etwas weiter nach hinten und hoffte darauf, dass mich der Boden verschluckt. Ich wollte nicht hier sein und mir das ansehen. Es tat weh. Plötzlich trafen die Augen von Jack meine und ich schaute nur verlegen zur Seite. Er versuchte etwas zu sagen, aber er schaffte es nicht denn seine Schwester war schneller. Sie kam auf mich zu und fing an zu reden.

"Florence Francois. Es ist nett dich hier zu treffen, aber ich bin sehr überrascht meine Tanzlehrerin hier auf einer Highschoolparty vorzutreffen. Jack, Bruderherz, wenn ich vorstellen darf; das ist..." // "Flory. Ja wir kennen uns, Samantha." Unterbrach sie Jack und sein Blick galt unvorbereitet mir, was mir sehr unangenehm wurde.

Er schaute mich ganz intensiv an. Es waren womöglich nur wenige Sekunden, aber für mich fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an, die nicht enden wollte. Schließlich wich ich sein Blick aus und schaute Samantha an. "Ja Es freut mich auch..." entgegnete ich abwesend. Und schon fing ich damit an, mich nochmal zu fragen, wieso ich hier bin. Maddie hatte mich hergeschleppt. Wahrscheinlich, weil sie mir die bittere Wahrheit zeigen wollte. Wie sie mit Jack flirtet und mir zeigt, dass ich in seinem Leben keinen Platz haben kann und haben werde.

"Wo wir doch schon alle hier uns gegenseitig sehr intensiv angaffen, wollte ich mich aufgrund der unangenehmen Situation von euch verabschieden. Also bis auf! Jungs und Mädels", ich versuchte mich theatralisch aus der Situation zu drehen. Lieber ehrlich sein und es lustig werden lassen, als bei diesen aristokratischen Elite-spielchen mitzumachen. Innerlich hoffte ich, weniger Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, was auch so gewesen wäre, wenn nicht Samantha meine Pläne durchkreuzt hätte.

"Kann ich mit dir kommen?" fragte sie und schaute mich mit großen Augen an. Ich konnte nicht nein sagen. Ich wusste, dass sie sich genauso fehl am Platz fühlte, wie ich. Ich nickte nur und drehte mich, um wegzugehen, allerdings wurde ich von Jack aufgehalten. Er fasste meine Schulter und drehte sich weg von Maddie. "Ich weiß echt nicht, wovon du redest. Keiner gafft hier irgendwen an. Wir wollen uns doch nur einen schönen Abend machen. Bleib doch bei uns und wir setzten uns irgendwo hin." Er lächelte und ließ seine Augen nicht von mir ab.

"Ich kann dich nicht hören Jack!" Versuchte ich ihn abzulenken und seine Hand von meiner Schulter zu schütteln "die Musik ist zu laut!" Schrie ich ihm ins Gesicht. // "Das ist ne Ganz schön doofe Ausrede." Sagte er ruhig und ich wusste, dass ich so nicht weiterkomme. // "Ich wollte doch gerade Samantha mit zum Wohnzimmer begleiten, wo ich mit ihr etwas tanzen wollte, bevor die Musik zu wild wird." // "Schon besser." Und er lächelte "Sam hat mir viel von deinen Tanzstunden erzählt. Wo du doch eh vor hast zu tanzen, werde ich wohl Samantha enttäuschen müssen. Ich habe ja nicht jeden Tag die Gelegenheit, das Tanzen zu lernen." Das ist gar nicht gut, dachte ich mir und sah im Augenwinkel wie Maddie mich böse anblickte und Samantha bereits von einem deutlich älteren Jungen angequatscht wurde.

"Also?" hob er eine Augenbraue hoch, eine Fähigkeit die ich auch zu haben begehrte. "Hilfst du mir dabei?" fragte er. Ich wusste nicht was ich sagen soll. "Aber ich bin nicht so geduldig. Wenn du nicht schnell lernst, bin ich nicht mehr so ruhig wie jetzt" sagte ich und versuchte ihm den Eindruck zu geben, als wäre ich mental stark und als würde er mir nicht den Kopf verdrehen. // "Flory, du bist Tanzlehrerin. Diese Ausrede glaube ich dir auch nicht." sagte er und ein tiefes Kichern entwich ihm. Er nahm meine Hand und zog mich zur Tanzfläche. Mein Kopf glühte und mein Herz pochte. Ich war schon wegen des Gefühls von seiner Hand auf meiner ganz durcheinander. "Also dann Flory, zeig mir wie man tanzt" sagte er, nachdem wir auf der Tanzfläche angekommen waren, und plötzlich waren alle Tanzschritte, die ich jemals getanzt hatte, aus meinem Kopf verschwunden.

Sie waren veschwunden, weil ich das Verhalten von diesem verantwortungslosem "Bruderherz" absolut inakzeptabel fand. In einer Sekunde war mein Kopf klar und erfüllt mit Abscheu gegenüber Jack. Ich versuchte, mich seinem Griff zu entlocken, was nun kein Problem wäre, aber ich ihm nicht wehtun wollte. Eine der grundlegenden Regeln von Taekwondo ist, dass man es nur in Notsituationen benutzen sollte und obwohl es schon eine war, hätte sie für mehr Aufmerksamkeit und Schaden gesorgt als gutes getan. "Ich zeige dir gar nichts! Jetzt lass mich los!" Ich sah Verwirrung in seinem Gesicht, etwas was ich wirklich noch nie bei ihm bemerkt habe. Ich hatte mit ihm zwar noch nie viel zu tun und habe ihn auch nicht sonderlich beobachtet, nur wenn sich die Gelegenheit ergab. Es reichte leider auch, um sich in ihn zu verknallen, was doch so kindisch von mir war. Er ließ los und ich eilte zu Samantha, die ich eben noch am Ansatz der Treppe mit dem Jungen gesehen habe. Ich war so wütend, dass Jack seine Schwester mitbringt, obwohl sie noch nicht auf sich selbst aufpassen kann und viel zu jung für so eine Party ist. Und zusätzlich fühlt er sich nicht einmal für ihre Sicherheit hier zuständig, sondern versucht immer neueren Mädchen den Kopf zu verdrehen. Ich fand Samantha nicht dort, wo sie noch vor kurzem zu sehen war. Ich hatte ein Gefühl, dass sich das hier zu nichts Gutem entwickeln wird. Oben angekommen sah ich gerade eine Tür schließen und der Schüssel wurde umgedreht.

Ich klopfte an der Tür, aber konnte nichts hören. "Samantha? Bist du da?" fragte ich und hämmerte noch stärker als vorher an die Tür. "Was ist denn los?" hörte ich Jack plötzlich, der mir hinterhergekommen ist. "Ach, es ist gar nichts los. " sagte ich gespielt seelenruhig "Abgesehen von der Tatsache, dass deine jüngere Schwester gerade abgeschleppt wurde!" fuhr ich fort, allerdings viel lauter. Die Tür öffnete sich daraufhin und ein Mädchen, das viel älter als Samantha war, kam raus. "Ich glaube ihr habt das falsche Zimmer "sagte sie und schloss die Tür daraufhin wieder. Erst jetzt bemerkte Jack wie unachtsam er war und realisierte die ernste Lage.

Florence Francois. Kurz: FlorieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt