Stressiger Tag

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>> Chloë Grace Moretz - Emma Strolem


„Was willst du", fragte ich genervt.

Sie setzte eine gespielt freundliche Mine auf. „Dir beibringen, wie man sich gegenüber mir verhält." Ich fing an zu lachen und es war sogar ehrlich. Mary starrte mich wütend an.

„Du bist witzig. Aber jetzt verzieh dich, bevor ich mich vergesse."

„Offenbar ist dir noch nicht bewusst, wer von uns beiden hier überlegen ist", erwiderte sie bissig und deutete mit einer Kopfbewegung auf ihre Freunde.

„Wir wissen doch alle, dass es mir nichts ausmacht, jeden einzelnen von euch ins Krankenhaus zu schicken. Noch habt ihr die Gelegenheit zu gehen, überlegt es euch. Zudem ist es mir peinlich mit euch gesehen zu werden. So tief will doch keiner sinken."

Marys Augen funkelten mich böse an. Sie verzog ihren Mund zu einem fiesen Grinsen, was sie noch hässlicher machte. „Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, wie man mit Überlegenden redet?" Zufrieden mit sich selbst verschränkte sie ihre Arme.

Das letzte bisschen Lächeln von meinem vorherigen Lachanfall verschwand vollends.

„Ach, was rede ich da? Deine Eltern interessieren sich bestimmt nicht für dich, ich meine, hast du schon mal in den Spiegel geguckt?" Sie zeigt auf meine Augen. „Du bist eine Missgeburt." Ihre OYS Clique fing an zu lachen und mein Geduldsfaden riss.

Kann ja sein, dass Mary keine Ahnung hatte, wie es um meine Eltern bei mir steht, aber selbst wenn sie es wüsste, hätte sie bestimmt noch mehr Spaß dabei, über sie zu reden.

„Jetzt hör mal zu, Miss mein Vater bläst mir sein Geld in den Arsch, Wenn du dich nicht gleich verpisst, kann ich dir nicht versprechen, dass du dieses Gespräch unbeschadet überstehst", flüstere ich angestrengt leise, damit nur sie es hören kann. Ihre blauen Augen weiteten sich und ein erkennendes Grinsen stahl sich auf ihre Lippen.

„Uhh... habe ich da einen wunden Punkt getroffen?" Dieses Mal war sie die, die anfing zu lachen. Ich atme tief ein und aus.

Bloß nicht ausrasten, Jess. Sie ist es nicht wert! Du hast dir selbst versprochen dich zurück zuhalten.

„So wie du aussiehst müssen deine Eltern dich wirklich hassen", lachte sie und sah zu ihren Freundinnen. Alle waren amüsiert und manche lachten mit. Bis jetzt hat keiner bemerkt, dass ich näher an Mary heran gerutschte.

Als sie sich wieder zu mir wendete verstummte sie sofort.

Ich kann mir auch vorstellen wieso. Eigentlich wollte ich das jetzt nicht tun, aber sie hat es darauf angelegt. Wieder brannte eine Sicherung bei mir durch und ich kann mich einfach nicht mehr kontrollieren. Aber will ich das überhaupt?

Ohne weiter an die möglichen Konsequenzen zu denken, ließ ich meinen Aggressionen freien Lauf.

In einer schnellen Bewegung packte ich ihren Kopf und schlug ihn mit dem Gesicht voran so hart auf den Holztisch, wie ich konnte.

Ein erstickter Schrei ertönte und als ich die Milliardärstochter los ließ, viel sie mit einer wahrscheinlich gebrochenen Nase von der Holzbank zu Boden. Natürlich fing sie an zu heulen.

Zwei ihrer Freundinnen fiepten ihren Namen und rannten zu ihr. Ich wiederum versuchte mir ein Grinsen zu unterdrücken und stand von der Bank auf. Mit einem letzten herabwürdigten Blick zu dem Mädchen mit dem blutverschmierten Gesicht schnappte ich mir meinen Rucksack und schulterte diesen.

„Das nächste Mal wirst du mehr bluten."



„Du hast was?"

Erik starrte mich entsetzt an. Gerade habe ich ihm von dem kleinen Vorfall während der Hofpause erzählt.

Fahrig strich er sich mit beiden Händen übers Gesicht und stöhnte auf. „Das kann nicht dein ernst sein, Jess." Ich zuckte nur mit den Schultern und knabberte an meinen Nägeln.

Natürlich war das eine scheiß Aktion, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders. Zu lange habe ich mich schon zurück gehalten und schließlich stand mein Ruf auf dem Spiel.

Verzweifelt stöhnte Erik wieder auf.

Wir saßen auf dem Boden in einer der Jungs Toiletten. Die kalten Fliesen wurden von dem gruseligen Licht der Lampe, die an der Decke hängt, beleuchten und einzelne, nicht benutzte Papiertücher lagen neben uns.

Eigentlich müsste ich jetzt im Sportunterricht und Erik im Psychologiekurs sein, aber mein Bruder wollte mit mir reden und ich hatte keinen Bock auf körperliche Betätigungen. Dazu bin ich heute schon tüchtig genug gewesen – falls man einem Mädchen die Nase brechen als Sport bezeichnen kann.

„Das wird Ärger geben. Ich hoffe, das ist dir klar", riss mich Erik aus meinen Gedanken. Mit einem neutralen Gesichtsausdruck nickte ich und mied Augenkontakt. „Luna wird das ganz und gar nicht gefallen."

„Mary hat mich provoziert, sie wollte doch von mir angegriffen werden. Sie hat es verdient-", wollte ich mich verteidigen, ließ es aber bei Eriks Blick lieber bleiben, da es eh nicht half.

Plötzlich erhob er sich keuchend. „Was auch immer, in 20 Minuten ist Unterrichtsschluss. Wir können ja jetzt schon gehen und einfach nur hoffen, dass Luna keinen Schlaganfall kriegt, wenn sie das erfährt." Ohne ein Wort zu erwidern stand ich ebenfalls auf.

Zusammen verließen wir das Klo und liefen den Gang des Schulgebäudes entlang.

„Ach, verdammt", sagte Erik und schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Ich habe vergessen mein Psychologiebuch in den Spint zu packen. Geh schon mal vor, ich komme dann nach."

Ich stöhnte genervt auf und blieb stehen. „Du weißt ich bin schnell. Beeil dich lieber!" Mit einem Grinsen auf den Lippen drehte er sich um und joggte den Flur entlang schnell zurück.



Ungeduldig lief ich auf und ab. Seit ein paar Minuten wartete ich schon vor der Schule, da ich wusste, dass er mich niemals einholen könnte. Genervt trat ich einen Stein so hart, dass er vom Gehweg auf den Rasen landete.

„Okay, jetzt reicht's mir." Wütend öffnete ich die Eingangstür der riesigen High School und machte mich auf den Weg meinen Bruder zu finden. Wo war eigentlich sein Spind?

Suchend ging ich in die Richtung, die er vorhin eingeschlagen hatte.

Auf einmal hörte ich streitende Stimmen, die, je näher ich dem zweiten Korridor kam, immer lauter werden. Als ich um die Ecke bog, blieb ich wie angewurzelt stehen. Meine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und meine Hände verkrampften sich.

Vier Jungs belagerten den Flur und einer stach ganz klar mit seiner Größe heraus. Die drei Typen umzingelten Erik und in ihren Händen erkannte ich seine Schulsachen samt Rucksack. Der eine von den drein hielt meinen Bruder am Kragen fest und die anderen beiden rissen Blätter aus seinen teuren Büchern.

Innerlich verfluchte ich sie, da Luna hart für das Geld, was wir für seine tausend Bücher benötigten, arbeitete und jetzt alles zu Nichte war.

„Naw, fang bloß nicht an zu weinen, Nerd. Sonst geb dir was zum Flennen." Der Kleinste feixte und seine Gehilfen lachten. Erik wehrte sich nicht, was ich sehr an ihm bewunderte, denn wäre ich an seiner Stelle, würden alle schon auf dem Boden liegen.

Zielstrebig lief ich auf die Gruppe zu, mit dem Entschluss meinen Bruder zu beschützen. In diesem Moment war mir komplett egal, was sie von mir hielten oder eventuell ausfinden, dass wir Geschwister waren. Hauptsache Erik geht es gut.



Überarbeitet am 18.12.16

Badboy vs BadgirlWhere stories live. Discover now