Kapitel 1

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"Denk dran, es ist unser letztes Jahr an der Highschool", sagte Maya aufmunternd zu mir. 
"Ich weiß", knurrte ich "Aber das macht es trotzdem nicht besser." 
Maya sah mich kopfschüttelnd an und zog mich weiter durch den Flur zum Klassenzimmer. Heute war der erste Schultag nach den Sommerferien und meine Motivation könnte nicht geringer sein. 

Vor dem Klassenzimmer stand eine Gruppe von Mädchen, die sich alle umarmten und lauthals verkündeten, wie sehr sie die anderen doch vermisst hatten. Ich verdrehte nur die Augen, als ich sie so reden hörte. Bei dieser Gruppe handelt es sich um die beliebtesten Mädchen der Schule. Sie mögen vielleicht von außen ganz hübsch sein (obwohl das auch Geschmackssache ist), aber von innen waren sie einfach fake und dazu noch dämlich. Als ich jünger war habe ich tatsächlich mal versucht zu ihnen zugehören, was ich dann aber schnell aufgegeben habe. Ein Jahr später habe ich dann Maya kennengelernt und seit dem sind wir unzertrennlich. Maya ist meine beste und gleichzeitig auch einzige Freundin. Vermutlich klingt das für einige sehr traurig und einsam, aber das war es nicht. Ich hatte lieber wenige Freunde, die dafür aber echt waren und ich auf sie zählen kann. 

Die Schulglocke läutete, aber die Lehrerin war immer noch nicht da. Ich schaute durch den Gang und sah vereinzelte Schüler, die zu ihren Räumen hasteten. Nach einigen Minuten erblickte ich auch Mrs. Silver , unsere Mathematiklehrerin, wie sie zu unserem Klassenzimmer stolzierte. Hinter ihr trottete ein großer Junge mit dunklen Haaren. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans, an der eine silberne Kette baumelte. Weiter konnte ich ihn nicht betrachten, da ich in diesem Moment von anderen Schülern zur Seite gedrängt wurde. Mrs. Silver schloss den Raum auf und alle drängelten sich hinein, um sich die besten Plätze zu sichern. Ich ließ mich an einem Fensterplatz nieder und kramte meine Unterlagen aus meinem Rucksack. Die Lehrerin wartete einige Minuten bis sich die erste Unruhe gelegt hatte, dann begann sie mit den üblichen Ankündigungen für das kommende Schuljahr. 
"Und wie ihr sicherlich schon gesehen habt, gibt es einen neuen Mitschüler in eurer Stufe. Logan, möchtest du dich nicht vorstellen?", mit diesen Worten richtete sie sich an den Jungen, den ich vorhin gesehen hatte. Ich war so abgelenkt gewesen, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass er nun in meinem Kurs sitzt. Leicht genervt blickte er auf und ich musterte ihn erneut. Er sah wirklich gut aus, markantes Gesicht, grüne Augen, schöne Haare und dazu hatte er diesen typischen "Bad Boy-Blick". 

Ich war allerdings nicht die einzige der aufgefallen war, dass unser neuer Mitschüler recht gut aussieht. Alle Mädchen sahen ihn mit großen Augen an und man sah den Speichel förmlich aus ihren Mündern tropfen. Logan schien das alles recht wenig zu interessieren. Mrs. Silver sah ihn immer noch abwartend an. 
"Nun?", hakte sie nach.
"Ich heiße Logan", sagte Logan monoton. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Mrs. Silver fand das jedoch weniger lustig.
"Das ist uns allen bereits bekannt", sagte sie in einem scharfen Ton "Wie wäre es wenn du uns kurz mitteilst, woher du kommst, warum du hier bist oder wofür du dich interessierst?"
Logan schaute nur gelangweilt drein und zuckt mit den Schultern.
"Ich wüsste nicht was sie das angehen sollte", antwortete er gleichgültig.

Die Lehrerin hatte nun genug von dem Theater und begann ihren Unterricht ohne eine Vorstellung von Logan. Ich versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was mit nicht einfach viel, da ich sehr müde war und Mathematik auch nicht zu meinen besten Fächern zählte. Der hübsche, neue Mitschüler förderte auch nicht gerade meine Konzentration. Ich ertappte mich immer wieder, wie ich zu ihm herüber blickte. 

Als die ersten zwei Stunden vorbei waren, verließen wir erleichtert den Raum. 
"Na was hältst du von dem Neuen?", fragte mich Maya und stieß mir spielerisch den Ellbogen in die Rippen. 
"Naja der hat schon was", gab ich zu "Aber er ist ziemlich mürrisch."
"Da kenne ich ja noch eine", sie sah mich vielsagend an.
"Hey! Das bei mir ist nur so eine Montagssache", verteidigte ich mich.
"Jaja weiß ich doch."
Wir plauderten noch weiter bis die Pause endete. Maya hatte nun Physik, während ich zwei Stunden Chemie hatte. Eilig stieg ich die Treppen hinauf, um nicht zu spät zu kommen. 

Als ich den Raum erreichte war die Tür jedoch bereits zu und kein Schüler stand mehr davor. Na super, jetzt würde ich direkt negativ auffallen. Ich klopfte an und der Chemielehrer öffnete mir die Tür, da er nichts sagte hoffte ich, ich würde verschont bleiben. Doch gerade als ich mich setzen wollte sagte er zu mir: "Du kannst direkt wieder runter laufen und aus dem Materialraum eine neuen Karton mit Reagenzgläsern holen. Wir haben hier im Labor zu wenige für den heutigen Versuch, da es immer an dieser Schule zu viele Idioten gibt, die bei den Versuchen die Gläser zerstören."
"Wo genau sind denn da die Reagenzgläser?", fragte ich.
"Alles ist ganz genau beschriftet, dass wirst selbst du finden. Hier ist der Schlüssel", mit diesen Worten scheuchte er mich nach unten. Zum Glück hatte er Recht gehabt und ich fand schnell den Karton mit Reagenzgläsern. 

Oben angekommen wollte ich gerade zum Chemieraum abbiegen, als ich gegen etwas stieß. Der Karton fiel scheppernd zu Boden und einige Reagenzgläser rollten hinaus und gleichzeitig eine Menge Scherben.
"Scheiße, scheiße, scheiße!", fluchte ich. 
Das Objekt, gegen welches ich gelaufen bin stellte sich als Person heraus, genauer gesagt als Logan Eastwood. Er betrachtete das Desaster und ohne ein Wort zu sagen, geschweige denn mir zu helfen, lief er an mir vorbei weiter. 
"Spinnst du eigentlich?!", rief ich ihm fauchend hinterher "Erst läufst du gegen mich und machst die ganzen Gläser kaputt und dann hilfst du nicht mal?!"
"Das ist nicht mein Problem", sagte er ohne sich umzudrehen.
"Arroganter Mistkerl! Du hast nicht mal Anstand genug, um dich zu entschuldigen!", schrie ich. Da blieb er stehen und drehte sich zu mir um.
"Entschuldigung", sagte er mit einem trockenen Lächeln "Auch wenn ich nicht weiß, was dir das jetzt bringt." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und ging weiter. So ein verdammter Idiot!

Caught in the NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt