Kapitel 2

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Erschöpft ließ ich mich auf meinen Bett fallen. Der heutige Tag nicht schlimmer verlaufen können. Im Chemieunterricht musste ich alleine einen Versuch vorführen und natürlich habe ich es geschafft mir den Finger zu verbrennen. Der Lehrer hat mich die ganze Stunde fertiggemacht und hat mir außerdem noch Nachsitzen aufgebrummt wegen der Sache mit den Reagenzgläsern. Und wieso das Ganze? Nur wegen diesem dämlichen Logan! Der Typ war echt ein Albtraum. Er kümmerte sich einen feuchten Dreck um seine Mitmenschen und trotzdem liebten alle ihn (bis auf die Lehrer und ich, denn ich hasste ihn!!!) Ich versuchte meine Gedanken auf etwas anderes zu lenken, denn ich wollte keine Sekunde länger Gedanken an diesen widerwärtigen Typen verschwenden. Also griff ich nach dem Buch, welches auf meinem Nachttisch lag und begann zu lesen. Ich las sehr gerne, denn mein Leben war nicht gerade sehr aufregend und Bücher gaben mir die Möglichkeit in eine andere Welt zu schlüpfen. 

"Adelaine das Essen ist fertig!", rief meine Mutter von unten. Ich las mein Kapitel noch zu Ende und machte mich dann auf den Weg in die Küche.
"Mmmh das sieht lecker aus", sagte ich lächelte meine Mutter an. Während des Essens erzählte sie mir von ihrem und ich ihr von meinem Tag. Logan erwähnte ich nicht, da ich nicht ständig über ihn sprechen oder denken wollte. Was ich streng genommen in diesem Moment schon wieder tat. Ich schüttelte mich.
"Alles gut?", fragte meine Mum.
"Ja alles gut", sagte ich schnell.
>>Die 17-Jährige Tochter von Miles Mitchell, gilt seit heute offiziell als vermisst.<< Ertönte es aus dem Fernseher im Wohnzimmer.
"Hast du das gehört?", fragte ich meine Mutter. Sie nickte und lief eilig ins Wohnzimmer, um sich den Bericht anzuhören. Ich folgte ihr und gemeinsam verfolgten wir die Nachrichten.  Die Vermisste hieß Ellie Mitchell und seit Sonntag hatte sie niemand mehr gesehen oder von ihr gehört. Ihr Handy wurde in der Nähe des Party-Hauses gefunden, doch es gibt keinerlei Auskunft darüber wo sie nun steckt. 
"Das sind ja Nachrichten", murmelte meine Mutter während sie weiterhin gebannt auf den Fernseher blickte. 
"Ja das arme Mädchen", sagte ich "Hoffentlich findet man sie schnell."
"Ich bete zu Gott, dass man sie schnell und unverletzt findet. Was die Familie jetzt durchmacht, kann ich mir kaum vorstellen", Mum sah mich aufgewühlt an. Meine Mutter war ein sehr fürsorglicher und sozialer Mensch, sie half jedem immer so gut sie konnte und das Unglück anderer ging ihr so Nahe als sei es ihr eigenes. Ich glaube es gibt nicht viele gute Menschen auf dieser Welt, aber meine Mutter gehörte definitiv zu ihnen.

Nachdem wir noch einige Minuten den Nachrichten zuhörten, sagte ich meiner Mutter Gute Nacht und ging auf mein Zimmer. Ich las noch einige Kapitel aus Eine wie Alaska (eins meiner Lieblingsbücher) und ging dann auch schlafen. Doch bevor ich ins Land der Träume driftete musste ich erneut an jene grüne Augen denken, von einem Typen den ich verabscheute...

Am nächsten Morgen traf ich Maya vor der Schule und gemeinsam gingen wir aufs Schulgelände. Dabei erzählte ich ihr was gestern vor und in Chemie passiert ist und dass ich  am ersten Schultag nachsitzen musste.
"Und das alles nur wegen diesem scheiß Logan", schloss ich meine Erzählung ab.
"Das ist echt mies. Wie kann der nur so kaltherzig sein?", fragte Maya "Wenn man vom Teufel spricht." Sie deutete auf den Schulparkplatz, wo Logan stand und rauchte. Wie immer schaute er gleichgültig durch die Gegend. Als sich unsere Blicke kreuzten funkelte ich ihn böse an, doch sein Blick schweifte einfach weiter, als hätte er mich gar nicht gesehen. Idiot.
"Sieh dir die ganzen Mädchen an, wie sie ihm alle hinterher starren", sagte Maya kopfschüttelnd.
"Vorallen Stella. Gestern hat sie jedem klar gemacht, dass Logan ihrer ist und  niemand ihm zu nahe treten soll. Pffft . Als wenn irgendjemand das vor hätte", schnaubte ich.
"Naja außer uns haben das glaube ich alle vor", gab Maya lachend zurück. Ich verdrehte bloß die Augen.

Mein erster Kurs für heute war Englisch, welchen ich zum Glück mit Maya hatte. Dieses Schuljahr hatten wir leider nur wenige Kurse zusammen. Ich nahm wie immer einen Platz am Fenster ein und Maya setzte sich neben mich. Bis der Lehrer reinkam beobachtete ich meine Mitschüler und musste erfreut feststellen, dass Logan nicht in diesem Kurs war. Englisch war eins meiner Lieblingsfächer und ohne Logan würde es  noch besser sein. Mr. Willock, der Englisch Lehrer, betrat den Raum und teilte die Aufgabe für heute mit. Paarweise sollte wir Szenen aus William Shakespeare's Hamlet analysieren. Dazu teilte er uns in Zweier-Teams auf und gab uns einen Zettel auf dem unsere Szene stand. Am Ende war nur noch ich übrig.
"Komisch eigentlich hätte das genau aufgehen müssen. Dann gehst du Adelaine einfach noch zu Marcy und Jake dazu", sagte Mr. Willock zu mor gewandt. Na toll, dachte ich, jetzt durfte ich mit einer Zicke und einem Computernerd in eine Gruppe. In diesem Moment öffnete sich die Tür und wer trat ein? Richtig. Es war niemand anderes als Logan.
"Sieh mal einer an", rief Mr. Willock erfreut aus "Jetzt passt es doch noch. Sie müssen Mr. Eastwood sein. Heute analysieren sie zusammen mit Miss Graham eine Szene aus Hamlet, sie wird ihnen den Auftrag gleich noch genauer erläutern." Mit diesen Worten drückte er mir den Zettel mit unserer Szene in die Hand. Die Schüler verließen in ihren Gruppen den Raum um in ihren Teams die Szenen zu analysieren. Ich und Logan waren die letzten beiden im Raum und als er realisierte, dass er nun mit mir arbeiten musste sah er weniger erfreut aus. Das konnte ja lustig werden. Ich packte meine Sachen und verließ ebenfalls den Raum. Logan folgte mir. Ich ließ mich im Flur vor den Fenstern nieder und Logan tat dem gleich.

"Wir haben die dritte Szene aus dem Ersten Aufzug", teilte ich Logan mit. Keine Antwort. Er schaute einfach nur in sein Buch. Womit habe ich das verdient?? Ich schlug ebenfalls mein Buch auf und markierte Sachen die ich wichtig fand. Logan hat immer noch kein Ton gesagt. Nachdem ich die Szene durchgelesen hatte, übrigens immer noch nicht.
"Na gut, also was erfährt man in dieser Szene über das Verhältnis zwischen Hamlet und Ophelia?", fing ich erneut an. Und Logan? Der sagt immernoch nichts!(!!!!!) Langsam riss  mein Geduldsfaden.
"Erde an Logan!", ich fuchtelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht "Das hier ist eine TEAM Arbeit! Keine Adelaine-macht-alles-alleine-und-Logan-sitzt-nur-rum-Arbeit!" Aufgebracht funkelte ich ihn an. Logan schaute nur unbeirrt auf.
"Vers 38", sagte er dann trocken. Das machte mich nur noch wütender.
"IcH biN LoGAn uNd sO cOOl,  dASS eS reiChT eIn WoRT zu sAGen, stAtT iN gaNzEn SÄtzEn zU reDEn, wIe nOrmAle MenScHeN", äffte ich ihn nach "Du musst auch schon sagen, was man dort erfährt und nicht nur wo man es erfährt!" 
Logan sah mich an und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt in seinen Augen schimmerte ein Funken Vergnügen. Ohne ein weiteres Wort hielt er mir sein Ausgabe von Hamlet unter die Nase. Er hatte bereits mit Bleistift neben, die Verse gekritzelt, was man dort erfährt, statt alles nur zu markieren. Für einen Augenblick war ich sprachlos. Aber nur für einen kurzen Augenblick.
"Schön. Das ist aber auch nicht die Definition von TEAMWORK", giftete ich ihn an.
"Sei doch froh, dass du es jetzt schon hast", sagte er schulterzuckend. Ich wollte  gerade erneut ausholen, als sein Handy klingelte. Er schaute auf den Bildschirm, stand hastig auf und lief weg.

Sein Buch noch in den Händen haltend, starrte ich ihn an, wie er weg lief.  Was sollte das jetzt schon wieder? Neugierig sprang ich auf und folgte ihm heimlich. Er verließ die Schule durch den Haupteingang und blieb auf dem Hof stehen. Damit er mich nicht bemerkte ging ich durch den Seiteneingang. Leise schlich ich mich um das Gebäude herum und versteckte mich hinter den großen Gebüschen.
"Nein, weiß ich noch nicht", hörte ich  Logan sagen.
"Das könnte jede sein... ja es gibt einige... Richard, es ist erst mein zweiter Tag verdammt! .... Mach ich .... Ich melde mich." Logan legte auf und fluchte. Ich lief schnell zurück, um vor ihm wieder oben zu sein. Oben angekommen setzte ich mich schnell hin, griff nach dem Buch und tat so als würde ich konzentriert arbeiten. Was genau hatte ich gerade eigentlich belauscht? Ich schüttelte meine Gedanken ab und versuchte nun wirklich weiter zu arbeiten. Logan war jedoch immer noch nicht zurück.
"Ah Miss Graham, die Stunde ist gleich  vorbei kommen Sie bitte wieder in den Klassenraum. Wo ist denn ihr Partner?", Mr. Willock der plötzlich vor mir stand, sah fragend zu mir hinunter.
"Uhmm der ist nur kurz auf der Toilette", log ich für Logan, der in diesem Moment auf uns zukam.
"Für Toilettengänge gibt es eigentlich die Pausen Mr. Eastwood", sagte Mr. Willock an Logan gerichtet. Dieser nickte nur. Mr. Willock lief zum Raum zurück und wir packten unsere Sachen ein, um ihm zu folgen.
"Mit wem hast du gerade telefoniert?", fragte ich Logan neugierig.
"Das geht dich nicht im geringsten an", zischte er wütend. Das war das erste Mal, dass er eine Emotion zeigte. Ich sah ihm nach als er zum Raum ging und runzelte verwirrt meine Stirn. Aus diesem Typ wurde man auch nicht schlau.



                             



Caught in the NightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt