Kapitel.8

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"Du hast eine Tochter?"

Nach unserem Spaziergang habe ich beschlossen, dass es erst mal in Ordnung sein wird, obwohl ich den Erwachsenen nicht traue. Jack hat von sich aus angeboten, mich aufzunehmen, er will Zeit mit mir verbringen und mich richtig kennenlernen. Vermutlich fühlt er sich in einer Art und Weise schuldig, wobei ich Mitleid nicht ertragen kann. Unaufmerksam höre ich mir das Gespräch zwischen Jack und einem schwarzhaarigen Mädchen an, die nicht glauben kann, das ich seine Tochter bin. Sie klingt entsetzt, als hätte er sie betrogen, dabei würde ihn das strafbar machen, sie sieht wie eine Elfjährige aus. Jack sagt ganz klar, das sie kein Recht darauf hat ihn zu hinterfragen, sie soll mir nicht nahekommen und ihm ebenfalls nicht mehr. Nina, er hat ihren Namen gesagt, guckt wütend, bevor sie meint, dass Jeff viel süßer wäre und sie ihn nicht braucht. Er reagiert mit einem Schulterzucken, ihre Worte treffen ihn nicht, seine Reaktion entspricht dem Desinteresse, das er für sie fühlt. Ich muss versprechen von ihr wegzubleiben, dieses Mädchen macht nur Ärger, sie ist kein guter Umgang. Mir zu sagen das jemand kein guter Umgang ist, was offensichtlich stimmt, würde ein verantwortungsvolles Elternteil machen. Zumindest ist es unwahrscheinlich, dass er mich fallen lassen wird, wie Mama es getan hat. Er erlaubt mir das Haus frei zu erkunden, allerdings soll ich erst an Türen klopfen, um keinen der anderen zu stören. Vielleicht gehe ich zuerst zu Ben, sein Zimmer ist voller Videospiele und anderer Dinge, die interessant sein könnten. Außerdem bin ich mir sicher, dass er völlig von seinem Spiel abgelenkt sein wird, was es einfacher machen sollte, sein Zimmer zu durchsuchen. Seine Besitztümer haben keinen Reiz für mich, ich will bloß sehen, ob sie hier Waffen verstecken. Bei Mama musste ich früh lernen, dass alles eine Waffe sein kann, deswegen müssen richtige Waffen immer sofort verschwinden. Hier werden sie wohl bemerken, wenn plötzlich Messer, Schusswaffen oder Ähnliches verschwinden. Tatsächlich lässt Ben mich in sein Zimmer, in dem sich zwei weitere Jungs befinden, die ungefähr so aussehen wie er selbst. Beide haben schwarze Haare, tragen Cappies und sehen aus wie Trainer aus den Pokémon spielen. Das weiß ich da die Serie manchmal im Fernseher lief, mein Lieblings Pokémon ist Relaxo, er ist riesig sowie niedlich. Relaxo schläft und isst den ganzen Tag, aber wird mehr oder weniger geliebt, zudem ist er ein Einzelgänger, es ist faszinierend. Die Jungs sagen kurz ihre Namen, ich hätte nicht erwartet, dass sich überhaupt jemand vorstellen würde. Glitchy Red und Lost Silver, ihre Stimmen sind genauso verzerrt wie die von Ben, vermutlich reden sie deswegen nur das nötigste. Eigentlich klingen ihre Stimmen nicht schlimm, ein bisschen ungewohnt allerdings ganz in Ordnung. Lost Silver hat keine Arme, zumindest nicht bis diese plötzlich erscheinen und die drei gegeneinander spielen. Merkwürdig ist es schon, jedoch beschäftig mich die Frage, wie lange seine Arme bestehen bleiben. Wahrscheinlich nicht so lange, denn die Jungs beeilen sich ziemlich, den Kampf abzuschließen. Dabei fällt mir auf, dass an der Wand neben Ben ein Schwert lehnt, das ziemlich lang aussieht. Abstand allein reicht nicht, ich müsste sehr weit von ihm wegbleiben, um nicht getroffen zu werden. Das Zimmer genauer betrachtend gehe ich um die Jungs herum, natürlich ohne ihnen zu nahe zu kommen. Aus dem Augenwinkel kann ich sehen wie sie den Fernseher anstarren, ohne sich zu bewegen, dieser zeigt bloß ein Schwarzbild. Wenigstens beobachten sie mich nicht direkt, das würde eine stärkere Nervosität bei mir auslösen.

"Dein Name ist Kaylee, richtig?"

Es ist überraschend das Ben meinen Namen weiß, schließlich habe ich mich nicht vorgestellt. Nickend sehe ich mir ein Poster an, auf dem ein paar Mädchen abgebildet sind, die vermutlich aus einem Anime stammen.

"Magst du Animes und Mangas?"

Erneut bekommt er ein nicken, obwohl ich gar nicht weiß, ob ich diese Dinge mag, sie sehen einfach interessant aus. Relativ schnell danach verlasse ich das Zimmer, die Jungs scheinen sich ein wenig gestört gefühlt zu haben. Angespannt würde ebenfalls passen, dabei habe ich nichts anderes getan, als auf einer Stelle zu stehen und zu gucken. Toby, Tim und Brian sind die nächsten, deren Zimmer ich ansehen möchte, denn die anderen kenne ich nicht. Nach den Zimmern zu suchen könnte lange dauern, außer wenn ich an den Türen lausche, um ihre Stimmen zu erkennen. An Türen zu lauschen ist unhöflich und wenn jemand mich erwischt gibt es bestimmt Ärger, allerdings möchte ich nicht mit vielen Leuten reden müssen. Die meisten Zimmer sind still, bis ich an einem vorbeigehe, in dem sich scheinbar zwei Leute streiten. Leise öffne ich die Tür, damit die sie nicht aufhören zu streiten, und gucke wer sich da anschreit. Das Zimmer ist groß, mit drei Betten, drei Schränken, einem Fernseher und einer Couch auf der Brian sitzt. Er guckt einen Moment und zeigt dann, dass ich mich neben ihn auf die Couch setzen soll, während Toby und Tim sich weiter anschreien. Brian macht eine weitere Geste, dass ich kein Wort sagen soll, wir beobachten wie die beiden anfangen, sich zu schubsen. Toby schubst Tim stärker, dieser fällt zu Boden, ab da fangen sie richtig an, sich zu prügeln. Ich werde von Brian näher gezogen, er platziert auf meiner anderen Seite ein paar Kissen und hält diese gegen mich gedrückt. Die Kissen verhindern das ich spüre, wie Toby auf mir landet, obwohl es größtenteils Brian's Verdienst ist. Er hält einen Arm schützend über meine kleine Gestalt, während er mich mit dem anderen an sich drückt. Diese Situation gefällt mir nicht, ich hasse es, wenn Leute streiten und alles um sich herum vergessen. Toby springt schnell auf, als er merkt, dass Brian ihn nicht von sich selbst, sondern von mir weghält. Der Streit stoppt im selben Augenblick, beide Erwachsenen sehen mich ziemlich geschockt an. Tim fragt, wie lange ich bereits im Zimmer bin, die Antwort bekommt er von Brian, der sagt, das ich ungefähr am Anfang reingekommen bin. Ratlos sieht Tim zu Toby, der ein bisschen schuldbewusst guckt, ich denke, sie wollten sich nicht vor einem Kind streiten. Streit bin ich gewohnt, daher macht es keinen Unterschied, hätte Sally es mitbekommen, wäre es schlimmer gewesen.

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