Kapitel 4

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Endlich war es soweit. 22 Uhr, stand in schwarzer Schrift auf meinem Handy Display. Nun würde ich wohl los gehen, um Aaron zu treffen. Möglicherweise zu treffen.

Mittlerweile waren auch meine Freunde wieder zuhause, wie sich heraus stellte waren sie zu einem spontanen Aufbruch in die Stadt, mit unserem Van gefahren. “Tut uns so leid, dass wir ohne dich gefahren sind“, hatte Lilly tausend Mal zu mir gesagt. Thomy fügte, mindestens genau so oft, hinzu: “Wärst du hier gewesen, hätten wir dich natürlich mitgenommen!“ Und dann war da noch Luca der als Entschuldigung sagte:“Ich hab dir doch extra, ein Glas Limonade da gelassen!“
Ich war Ihnen eigentlich nicht böse deswegen, und entschuldigen mussten sie sich für gar nichts.
Es war ja eigentlich nichts passiert. Dennoch machte es mich ein wenig traurig, denn ich hatte das Gefühl, die meisten Trips die sie starteten verliefen ohne mich, da ich meist woanders bin. Vielleicht lag es einfach an mir.
Doch hätten sie mich heute, kurz angerufen und mir Bescheid gegeben, dass sie los fahren, ich wäre mitgekommen. Ganz bestimmt. Ich hätte es Jil erklären können, oder sie einfach mitgenommen.

Die Temperatur draußen war frisch, wie am vergangenen Abend, also beschloss ich mir direkt etwas warmes anzuziehen, umso die Gefahr eine weitere Jacke zu bekommen, auszuschließen.
Schnell nahm ich Aaron's Jacke vom Stuhl und rannte los.
Der Weg zum Strand war nicht weit, und manchmal wünschte ich mir er wäre es, denn dann würde ich mehr Zeit haben diesen Weg zu genießen.
Als ich auf der oberen Düne ankam, konnte ich schon das Meer sehen, und wie die Wellen auf den Sand schlugen. Die Schuhe hatte ich auch an diesem Tag weggelassen, ich wollte einfach den Sand und das Wasser spüren, trotz des frischen Wetters.
Am Strand guckte ich voller Hoffnung in alle Richtungen. Irgendwo musste er doch sein, wahrscheinlich käme er gleich erst wieder, um mich dann plötzlich von hinten anzusprechen und mich zu Tode zu erschrecken.
Doch auch nach weiteren Minuten, sah und hörte ich niemanden. Niemanden war vielleicht nicht richtig, weiter weg ging ein junges Ehepaar spazieren, aber sie waren nicht das auf das ich wartete.
Nach weiteren Minuten, beschloss ich mich in den Sand zu setzen. Meine Beine taten weh, vom ganzen stehen. Zudem wurde ich langsam echt müde.
Ich nahm Aarons Jacke und deckte mich damit zu. Es vergingen weitere Minuten, und nachdem ich beinahe eine Stunde wartete, hatte auch ich keine Lust mehr. Hätte er seine Jacke wieder haben wollen, wäre er wohl gekommen, dachte ich mir und machte mich dann auf den Weg nach Hause.
Ich war gerade in den Dünen verschwunden als plötzlich jemand, genau neben mir, anfing zu atmen.
Woahhh“, schrie ich erschrocken und sprang zur Seite, tollpatschig wie ich war, drohte ich gerade umzukippen. Doch plötzlich griffen zwei Hände nach meinen Armen, und verhinderten das schlimmste. Im gleichen Moment fand ein strenger Geruch wieder den Weg zu meiner Nase, und ohne mich umzudrehen, wusste ich wer es war.
“Was ein Zufall, treffen wir uns schon wieder?“, er drehte mich vorsichtig um und nun wurde ich in meiner Vermutung bestätigt. Es war Aaron, wie er vor mir stand, sich eine Locke aus dem Gesicht strich, und mir ein Lächeln schenkte. Es wunderte mich, ich kannte ihn gerade mal einen Tag, und trotzdem hatte ich das Gefühl neben ihm in Sicherheit zu sein.
“Scheint so“, lächelte ich, ein wenig schüchtern, zurück. “Aber ehrlich gesagt... Ich habe dich gesucht.“
“Mich gesucht?“, er schien überrascht zu sein.
“Ähm, Ja. Ich hab doch noch deine Jacke“, ich hielt sie ihm hin.
Er schaute mir in die Augen und fing dann an zu lachen.“Das ist der Grund, weshalb du um diese Uhrzeit noch hier herum läufst?“
Ohne ein Wort zu sagen, nickte ich bloß.
“Die hättest du auch am Tag mir bringen können“, er legte seinen Kopf schief und musterte mich,“Na wenigstens, hast du heute mehr an.“ -
Er nahm seine Jacke an, und legte sie sich gelassen über die Schultern.
“Ich wusste ja nicht, wann ich dich finden kann, und da dachte ich die selbe Uhrzeit wie gestern, wäre eine gute Idee. Außerdem ist mir beim Ablegen der Jacke, Schlüssel heraus gefallen, ich dachte vielleicht sind es deine Haustür Schlüssel und du bräuchtest sie“, log ich gekonnt. Ich wollte natürlich nicht zugeben, dass meine Neugier mich zwang seine Taschen zu durchwühlen. Wie sähe ich denn dann aus?
Er lauschte meinen Worten aufmerksam, und beim Wort Schlüssel konnte ich sehen wie sein Gesicht erhellte.
“Ouh, was ein Glück! Du hattest die Schlüssel, ich dachte schon, ich hätte sie verloren.“
“Also waren es deine Haustürschlüssel? Omg es tut mir wahnsinnig leid, wenn du wegen mir nicht in dein Haus konntest und“, weiter sprach ich nicht, weil Aaron plötzlich in ein großes Gelächter ausbrach.
“Ihr seid lustig“, sagte er dann.
“Ihr? Was meinst du damit?“, hakte ich nach, schließlich war ich die einzige die gerade mit ihm sprach, oder nicht?
Aaron schaute ein wenig verdutzt, doch verbesserte sich dann: “Nein, ich meine dich. Es waren meine Schlüssel, von da wo ich wohne. Zurzeit habe ich kein Haus.“
Nun war ich diejenige die ein wenig verdutzt guckte.
“Lebst du etwa auf der Straße?“, erkundigte ich mich.
“Nein nicht direkt, eher in einem kleinen Zelt. Ich komme nicht von hier. Zurzeit bin ich auf einer kleinen Reise“, ihn schien es zu freuen, dass ich mich so für ihn interessierte.
“Könntest du mir vielleicht sagen, wo ich hier eigentlich bin?“, schon wieder blickte er direkt in meine Augen. Man, warum tat er das, immer wieder? Es fiel mir schwer den Blick zu halten. Seine braunen, schiefen Augen hatten so eine Tiefe in sich, als könne man dadurch sein Inneres sehen.
“Weißt du das denn nicht?“, ein wenig erschrocken über seine Frage, erkundigte ich mich weiter. Er aber sprach nicht sondern schüttelte nur bedrückt seinen Kopf.
“Oakland, Kalifornien“, sagte ich dann leise. Sein Gesicht fing an zu strahlen. “Danke!“
Lange blieben wir so stehen und keiner von uns sagte mehr etwas. Zwischen uns, lag das Rauschen des Meeres, die Dämmerung der Nacht, und das Leuchten unserer Augen. Ich konnte ihn ansehen, in seine großen Augen blicken und irgendwie fühlte ich mich dadurch frei. Es war seine Art, seine Austrahlung, die er mit sich brachte. Sie hatte etwas magisches an sich, sodass ich das Gefühl bekam, nie mehr weg zu wollen.
“Wollen wir ein Stück gehen? Ich könnt dich nach hause begleiten“, flüsterte er und beenedete somit das Schweigen.
“Gerne“, ich wischte mir eine Strähne, meiner blonden Haare, aus dem Gesicht und so liefen wir los. Da wir die ganze Zeit schon in den Dünen, zwischen dem Strand und meinem Haus, standen, handelte es sich nicht mehr um einen weiten Weg. Ich hatte das Gefühl, wir würden extra langsam laufen, weil wir wussten, dass es sonst nicht lange dauern würde und dieser Moment verflog. Aaron und Ich sagten auf dem Weg nicht viel, doch ich bemerkte wie er oft zu mir rüber schaute und lächelte.

Als wir nach ein paar Minuten, das Haus erreichten, blieben wir vor der Eingangstür stehen.
“Hier wohnst du also?“, fragte er beeindruckt, ging einen Schritt zurück um sich dann das ganze Haus anschauen zu können. Ich nickte fröhlich. Ja, auf dieses Haus war ich wirklich stolz. Nicht nur von innen war es ein absoluter Traum, nein, auch die Umgebung passte perfekt. Ohne angeben zu wollen, meine Freunde und Ich waren einfach glücklich und dankbar hier sein zu  dürfen. Aaron kam zurück, und stellte sich direkt gegenüber von mir. Er war ein Stückchen größer als, was ich nun bemerkte. Unsere Augen trafen sich erneut. “Es hat mir gefallen, Laila. Aber ich muss jetzt gehen“, sagte er leise. Er legte seine Arme um mich und drückte mich leicht an sich. Mir wurde warm und kalt zugleich. Es war doch bloß eine kleine Umarmung. In seinem warmen Arm, spürte ich diese Ruhe noch mehr. Dieses Gefühl am richtigen Ort zu sein. Sein merkwürdiger Geruch stieg mir wieder in die Nase doch, dass war mir egal, ich glaube ich fing langsam an diesen strengen Geruch, als etwas positives wahr zunehmen.
Wir standen so, Arm in Arm, bloß ein paar Sekunden, die sich anfühlten wie die Ewigkeit.
Er war es, der sich von der Umarmung löste und los lief.
“Gute Nacht Laila!“, rief er noch, bevor er eins mit der Dunkelheit wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 05, 2020 ⏰

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