Der gestrige Tag, ging mir nicht mehr aus den Kopf, wer war dieser Junge gewesen? Warum kam er so plötzlich und ging auch so plötzlich wieder fort? Mein Blick fiel auf meinen kleinen weißen Stuhl, der vor meinem Schminktisch stand, auf dessen Lehne lag eine dunkelblaue Jacke, jene die ich in der gestrigen Nacht von einem wildfremden Jungen mitgenommen habe. Ich stand von meinem Bett auf und lief zum Stuhl. Der Stoff der Jacke, die nun vor mir lag, war kühl, doch das Innenfutter weich. Dazu hatte sie einen kleinen Kragen der ebenfalls mit weichem Stoff gefüttert war. Ich streichelte über einen kleinen weißen Stern, der am oberen Arm der Jacke aufgedruckt war. Wer war dieser Junge gewesen? Und warum ist er so einfach abgehauen? Eigentlich sollte es mich nicht wundern, ich war nicht gerade super freundlich gewesen. Ich habe ihm ja irgendwo gesagt, dass ich ihn für einen Mörder hielt. Ich schüttelte den Kopf und hoffte dabei auch meine Gedanken abzuschütteln. Gleich würde ich zwei Stunden Mathe haben, da brauch ich einen klaren Kopf.
Der Tag verlief ziemlich gut bis hierhin, jeden Kurs den ich heute besuchen musste, hatte ich mit meinen Freunden. Anders als Montags. Was ein Grund mehr ist weshalb ich Montags hasste.
Diesen Nachmittag musste ich damit verbringen, meiner besten Freundin Jil zu helfen, ein Kleid auszusuchen, welches sie für den Hochzeitstag ihrer Eltern benötigte. Ihre Familie, war eine typische “perfekte“ Familie. Zwei hübsche Töchter, einen lieben Hund, ein Haus, eine menge Geld und eine glückliche Ehe.
Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern jemals an ihrem Hochzeitstag feierten. Ganz früher haben sie sich, vielleicht mal was geschenkt oder sind teuer essen gegangen. Aber in zunehmendem Alter, haben sie es höchstens noch erwähnt aber nichts mehr an diesem Tag geplant. Sie waren nicht unglücklich, nur schätze ich, stand die Arbeit immer schon an ihrer ersten Stelle.
“Na, wie findest du dieses Kleid?“, Jil stand auf einem kleinen, roten Hocker und begutachtete sich selbst, an den großen Spiegeln, die an der Wand befestigt waren.
Ich staunte nicht schlecht.
“Wow, du siehst großartig aus, Jil! Nur denkst du nicht, es ist ein wenig zu viel, also ich meine ja nur, es ist bloß ein Hochzeitstag von vielen“, ich zuckte mit den Schultern, vielleicht steckte auch ein klein bisschen Neid dahinter, denn ich wusste so ein teures und prächtiges Kleid würde ich bestimmt nicht bei einer Feier tragen, wo ich nicht im Mittelpunkt stehe. Vielleicht bei meiner Hochzeit oder so etwas.
Doch sie nahm mich gar nicht richtig ernst und hörte gar nicht mehr auf zu strahlen.
“Ach Quatsch, du weißt doch, bei uns ist immer eine riesige Feier“, sie stieg von dem Hocker ab und setzte sich zu mir.
“Laila, ich werde meine Eltern fragen, ob du nicht auch kommen kannst. Sie sagten zwar, nur die Familie, aber mal ehrlich gesagt, du gehörst doch quasi schon zur Familie“, sie zwinkerte mir zu. Das es bei ihnen immer eine riesige Feier war, wusste ich natürlich. Ihr Angebot war nett und ich freute mich auch ein wenig, bis mir etwas einfiel was dagegen sprach. “Das ist lieb von dir... Aber was soll ich denn tragen?“- “Du kannst doch tragen, was immer du willst. Vielleicht nicht gerade in Jogginghose, ansonsten mach was du willst.“ - “Genau, du kommst im Designerkleid und ich soll in einem ganz gewöhnlichen Sommerkleid da antanzen?“ Genervt senkte ich meinen Kopf nach unten. Es war nicht so, dass ich kein Geld besäße, wir lebten schon ziemlich gut hier und es war auch nicht gerade billig. Aber für eine kleine Feier wie diese, würde ich niemals so viel Geld, für ein einziges Kleid ausgeben.
“Ach komm, Laila. So etwas ist dir doch auch sonst egal“, Jil versuchte mich mit Wörtern ein wenig auf zu heitern, was ihr aber ehrlich gesagt nicht so gut gelungen ist. Ich war ein wenig eingeschnappt, manchmal kam sie mir wirklich wie eine verwöhnte Göre, zweier reicher Geschäftsleute vor, die für jeden Anlass, Mengen von Geld ausgab. Doch das war sie natürlich nicht. Sie gab auch nie direkt an, dass sie einen Haufen Geld besaß. Doch bloß das Wissen daran, dass sie es besaß, ließ sie manchmal so verwöhnt scheinen.Als ich endlich wieder zuhause war, war ich heil froh. Es war so ein stechend, heißes Wetter gewesen und ich drohte zu verdursten. In schnellen Schritten lief ich also in die Küche. Wie ich so durchs Haus lief, fiel mir auf, dass es ungewöhnlich ruhig war. Wahrscheinlich waren sie mal wieder ohne mich abgehauen. Typisch.
Ich öffnete die große Tür des Kühlschrankes und mein Blick fiel direkt auf ein großes Glas Limonade, direkt auf Augenhöhe. Als ich es heraus nehmen wollte fiel mir auf, dass auf dem Glas ein kleiner Zettel klebte. Auf diesem Stand in einer hässlichen Schreibschrift mein Name Laila.
Ich musste grinsen. Vielleicht hatte ich doch die besten Freunde. Mit diesem Gedanken trank ich den ganzen Inhalt des Glases, in nur einem Schluck aus. Es war so erfrischend und belebte meinen ganzen Körper, der vor ein paar Sekunden erst total erschöpft gewesen war.Nachdem ich mir noch ein kleines Essen zubereitete, bei solchen Temperaturen hatte ich nie wirklich Hunger, machte ich mich auf den Weg in meinem Zimmer.
Es lag in der zweiten Etage unseres Hauses. Insgesamt waren dort drei Etagen, aber die dritte war nicht wirklich bewohnt.
Meiner Meinung nach, habe ich mir mein Zimmer echt schön eingerichtet. Überall standen Pflanzen und sogar an der Decke hingen ein paar. Mein Bett war groß, und es war mit so vielen Kissen und Decken ausgestattet, weshalb Lilly mich jedes mal beneidete, wodurch es richtig gemütlich wurde.
Vor meinem Schminktisch, der manchmal als Schreibtisch dienen musste, war ein riesen großes Fenster, welches den genauen Anblick aufs Meer hatte. Vom Sand konnte ich nicht ganz so viel sehen, bloß eine Ecke, da die Dünen zu hoch waren. Da fiel mein Blick wieder auf den Stuhl, der vor meinem Schminktisch stand. Noch immer lag die Jacke des Unbekannten Jungen darauf. Aaron war sein Name, und sein Alter war ungefähr meinem ähnlich, doch mehr wusste ich nicht. Vielleicht sollte ich schauen ob er wieder am Strand ist, bestimmt erwartete er, dass ich zur genau gleichen Uhrzeit wie gestern, dort aufkreuzen würde. Ich kramte mein Handy aus meiner Hosentasche und warf ein Blick auf die Uhrzeit. Es war erst 17 Uhr, dann hatte ich ja noch genügend Zeit.
Die Neugier überflutete meinen Verstand. Es wäre doch okay, wenn ich einen kleinen Blick in seine Jacken tasche werfe, ich hatte ja nicht vor irgendwas zu stehlen. Wenn man etwas findet, müsse man ja auch heraus finden, wem es gehört. Vielleicht war ja ein kleiner Hinweis in den Taschen. Ich dachte nicht mehr groß darüber nach und griff eilig zur Jacke. Mir war noch gar nicht aufgefallen, wie schwer sie in den Händen lag.
Vorsichtig griff ich in die linke Jackentasche. Ich fühlte mich wie ein schlechter Detektiv, der gerade heraus finden muss, wer das Verbrechen begangen hatten. Wie dumm von mir, ich wolle doch bloß wissen, wo der Junge wohnt um ihm seine Jacke wieder zu bringen und nichts weiter.
Genervt von meinen Gedanken, widmete ich mich also wieder meiner Handlung zu. Als ich meine Hand aus der Tasche zog, hatte ich bis auf eine leere Zigarettenschachtel nichts in der Hand. Na super, damit konnte ich nicht gerade viel anfangen. Ich begutachtete die Zigarettenschachtel, die nun auf meiner Handfläche lag. Ich kannte diese Marke nicht, aber ich bin auch kein Raucher, ich hatte vielleicht zwei oder dreimal auf der einen oder anderen Party ein paar Mal gezogen, aber nichts weiter. Seufzend steckte ich die Schachtel wieder zurück. Möglicherweise war in der anderen Tasche mehr drinnen. Und tatsächlich, ich tastete gerade die andere Tasche ab als ich erschrocken hochfuhr. Oh scheiße, war das etwa? Ich zog meine Hand heraus, und hielt einen Schlüsselbund zwischen meinen Fingern. Das ist doch nicht etwa, ein Haustürschlüssel? Aber nein, dass kann ja nicht. Er würde mir doch keine Jacke geben, wo solch etwas wichtiges drinne war? Oder etwa doch? In diesem Moment begann ich, mich schlecht zu fühlen, was ist wenn er die ganze Nacht ausgesperrt war? Und nicht nach Hause kam? Ich wäre Schuld an dem.
An dem Schlüssel baumelte ein kleiner Anhänger, auf diesem stand drauf Aaron. Es war definitiv sein Schlüssel.
Als ich den Schriftzug las, kam mir das ganze Bild von Aaron zu Auge.
Er sah definitiv anders aus. Besonders irgendwie. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Das wäre mir bewusst. Warte, dachte ich, ich habe ihn doch schonmal gesehen, ich versuchte meinen Kopf anzustrengen. Ich sah ihn am selben Tag, ein paar Stunden zuvor, von weiter weg, er war doch der Junge der uns beobachtet hatte, bevor Thomy mich unter döbte und mich aus meinen Gedanken riss.
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I'm yours, and you're mine forever.
RomanceDie 17-Jährige Laila führt eigentlich ein ganz normales Leben, sie besucht Strandpartys, hängt mit Freunden ab und genießt jede Sekunde. In dem kleinen Ort, in dem sie lebt, passiert für gewöhnlich nichts neues. Doch eines Tages trifft sie plötzlich...