1 - Ein Ort der Kindheit

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IDK You Yet - Alexander 23
,,I need you now but I don't know you yet."

Die schwarze Decke, die sich still schleichend über den Himmel ausgebreitet hat weht einen kühlen Nachtwind durch die leeren Straßen. Bloß das Laternenlicht wirft ab und zu einen leichten Lichtkegel auf den Unkraut umwuchertem Bürgersteig. Hier sollte dringend mal aufgeräumt werden. Da zahlt man schon Steuern und dann lässt der Statt alles vor sich hin faulen. Aber vielleicht übersehen sie uns einfach nur. Es kommt selten vor das man diesem kleine verschlafende Örtchen seine Aufmerksamkeit schenkt. Ich meine, dass interessanteste was in diesem Kaff jemals passiert ist, ist als die Katze von Miss Florenz nicht mehr vom Baum hinunter kam, und daraufhin die Feuerwehr gerufen werden musste. Irgendwie schon witzig. Schwarze Katzen sollen ja Pech bringen, aber Coco hat sich bisher immer nur selber in Schwierigkeiten gebracht.

Nun, jetzt weiß ich garnicht mehr was ich hier draußen wollte. Wie üblich sind meine Gedanken abgeschweift. Tief atme ich ein und lasse den neu gewonnenen Sauerstoff willkommen heißen. Mit einem etwas leereren Kopf biege ich die nächste Kreuzung rechts ab und entdecke da einen Ort meiner Kindheit. Die Alte Grundschule. Seltsam das sich mein Weg hier her verschlagen hat. Trotz des mulmigen Gefühls in meinem Bauch zieht mich der Spielplatz wie magisch an. Das Klettergerüst war immer noch das selbe. Genau so wie die Reckstangen in verschiedenen Höhen, die zwei kleinen schaukeln und die vielen kleinen Pferdewippen. Genau das brauchte ich jetzt! Alte Zeiten wieder aufblühen lassen und sich in der Sorglosigkeit meiner fröhlichen Kindheit fallen lassen. Noch einmal Kind sein. Lachen ohne Grund und weinen weil man traurig ist. Auch einfach so. Meine Hände greifen nach der starken Metallkette und mein hintern landet auf dem starken Holzbrett, dass mich in binnen weniger Sekunden hoch in die Luft trägt. Ein sachtes Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Der Wind zieht an mir vorbei und bläst mir die Haare aus dem Gesicht. Ungefähr zehn Minuten verbrachte ich damit lachend meinen Körper in die Luft zu schwingen und mich beim Fall zurück zu lehnen. Es machte Spaß. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte mal so sorglos gewesen war. Als ich genug von der Schaukel hatte, machte ich mich zum finalen Sprung bereit und flog durch die Luft als ich absprang. Schreiend lande ich im trockenen Sand und lachte mir den Bauch wund.

Mit leicht tränenden Augen stand ich auf und wanderte auf die andere Seite des Spielplatzes. Die riesige Nestschaukel lud mich quasi dazu ein mich ein wenig hinzulegen und vor mich einzudösen. Also zog ich meine Jeansjacke aus und warf ihn über meinen liegenden Körper, da dieser nur von einem blumengemusterten Kleid bedeckt war. Die langen Ärmel schützen mich vor dem kühlen Wind.

Ruhig lag mein Blick auf dem Sternenhimmel und betrachtete all die kleinen Punkte. Sie strahlten so schön hell und hatten eine unerklärliche beruhige Wirkung auf mich.
Auch wenn ich nicht vor hatte hier auf dem Spielplatz einzuschlafen, fielen mir meine Augen langsam zu. Doch ein Geräusch holte mich aus meiner Träumerei und rettete mich vor dem Dornröschenschlaf. Verschlafen stützt ich mich auf die Ellenbogen und reibe mir über die Augen. Dann erkenne ich eine Gestalt auf mich zu kommen. Eine männliche Gestalt. Leichte Panik bricht in mir aus. Verdammt! Was ist das auch für eine bescheuerte Idee Nachts draußen rumzulungern. Eigentlich hätte ich rennen sollen aber aus irgendeinem Grund war ich zu geschockt und saß ruhig auf dem Netzt. Bloß das Zittern meiner Hände, die sich in mein klein festkrallen, verrät was in mir vorgeht.

Doch als der Typ vor der Schaukel stehen blieb und mich genauso schweigen anstarrte, sah er garnicht mehr so bedrohlich aus. Es war bloß ein Junge. Vielleicht in meinem Alter oder etwas älter. Seine braunen Haare liegen verwuschelt auf seinem Kopf und sehen so aus als wehre er gerade erst aus dem Bett gekommen. Was sich auf einem zweiten Blick auch bestätigt da er eine blau schwarz und braun Kartierte lange Schlafhose trägt und ein weißes Shirt. Auch seine Augen sind noch ganz verschlafen. Aber so gut kann ich das auch nicht erkennen, denn die dunklen Augen sind hinter zwei Gläsern versteckt. Und außerdem ist es dunkel.

,,Hallo" gebe ich kleinlaut von mir und hoffe nur das er mich nicht gleich für bescheuert halten würde.

,,Hallo" sagt er und wagt es ein paar Schritte näher zu kommen. Jetzt fällt das Licht besser auf sein Gesicht und ich kann erkennen, dass er hübsch ist. Wieso macht mich diese Tatsache so nervös? Ich bin wirklich kein Mädchen das viel wert auf das äußere gibt aber wenn ich mich in der Nähe eines Jungen befinde der mir gutaussehend erscheint, ist es als würde in meinem Kopf eine Sicherung durchbrennen.

,,Das ist eigentlich mein Platz." setzt er an und deutet mit einem Kopfnicken auf die Netzschaukel, auf der immer noch sitze. Schnell springe ich ab und lande etwas wackelig auf den Beinen. ,, Tut mir leid, dass wusste ich nicht." verlegen schaute ich an ihm vorbei und spürte wie sich mein kopf erhitzte. Als ich wieder aufschaute bemerkt ich die Kuschelige Decke in seiner Hand und in der anderen das dazu gehörige Große Kissen. Man wehre ich nur auf diese geniale Idee gekommen! Mit einem geringen Abstand zu mir läuft er an mir vorbei und legt seine Sachen in die Nestschaukel. Das ist dann wohl das Zeichen. ,,Gut, ich wollte eh gerade gehen. Dann...schönen Abend noch." flüchtig hebe ich die Hand zum Abschied und will gehen als er wieder das Wort ergreift. ,,Du kannst doch jetzt nicht einfach nach Hause gehen! Es ist schon nach Mitternacht. Wer weiß wer sich draußen so rum treibt." sprudelt es aus ihm hinaus und lässt mich versteifen. Er hat recht. Die Chance Überfallen zu werden, war bei dieser späten Stunde für ein fünfzehn jähriges Mädchen nicht gerade gering. Ich drehe mich um und blickte ihm in die versteckten Augen. ,, Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?" zuckte ich fragend mit den Schultern und wartete auf eine Antwort die sogleich kam.
,,Bleib bei mir."

Als die Sterne in deinen Augen leuchteten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt