5 - Fels in der Brandung

8 2 0
                                    

scared - Jeremy Zucker
,,Don't move! There's a liar next to you."

Nervös Wippe ich auf meinen Beinen hin und her. Ich komme mir so dumm vor. Vielleicht bin ich es auch. Ach keine Ahnung! Das einzige das jetzt zählt ist, dass Charlie- dass er mich nicht verlässt. Nicht so wie alle anderen.

Da ich es schon kenne, schon genau weiß wie die Menschen darauf reagieren, wende ich seufzend den Blick von ihm ab und starre genau wie er auf das weiße Haus hinüber. Und ich warte auf diesen einen Gesichtsausdruck. Dieses abwertende Augenrollen und das spöttische schmunzeln auf den Lippen, das mir sagt, dass ich verloren habe. Und das ich immer und immer wieder verlieren werde. Egal Wer, egal was.

,,Ich verstehe nicht was du hast?" sagte er. Und genau das ist das Problem! Niemand versteht es! ,,Ist nicht schlimm Charlie, das musst du nicht." meine Stimme versagt. Ein Beben zieht durch meinen Körper. Ich schluchzte auf. Eine einsame Träne rollt über meine Wange. Ich glaube das ist endgültig mein Ende.

Plötzlich spüre ich Arme, die sich um mich legen. Ein Duft steigt mir in die Nase. Es ist etwas frisches, Zitroniges mit einem Hauch von Pfefferminz. Charlie lehnt sich an mich und hält mich in seinen Armen. Und ich weine. Weine bitterlich und Schlinge meine Armen um ihn, als wehre er mein Fels in der Brandung. Als wehre er das einzige was mich aufrecht hält. Aber genau das war er ja auch. Mein Fels in der Brandung.

,,Ich weiß nicht warum du so traurig bist und du brauchst es mir auch nicht zu erklären..." ich schaue aus glasigen Augen zu ihm auf und lehne meinen Kopf an seine Schulter. ,,...Aber Hailee, ich werde dir immer zuhören und für dich da sein! Also denk ja nicht ich würde jetzt einfach so gehen und dich alleine lassen!" ich schluchze noch stärker auf und vergrabe mein Gesicht in seinem T-Shirt. Die Erleichterung die mich gerade überflutet ist überdimensional groß. Erleichterung, weil er nicht einfach wegsieht wenn es mir schlecht geht, weil er nicht einfach weggeht und erst wiederkommt wenn ich gut drauf bin. Einfach weil er anders ist. Weil er bei mir bleibt und mich nicht alleine lässt.

,,Immer wenn ich Leuten davon erzähle wie ich mich fühle -ich wische mir die Tränen weg- sage sie es ist eine Phase -ich schluchze auf- und sie sagen es ist normal, dass man ab und zu traurig ist wenn man in der Pubertät ist und vielleicht schon seine Tage hat." ich schüttelte enttäuscht den Kopf über all die Leute, die mir nicht zu hören wollen. ,,Aber eigentlich, und da bin ich mir ziemlich sicher, wollen sie garnichts davon hören!" ich schaue wieder zu ihm auf. ,,Da ist einfach niemand der mir zuhören will wenn ich sage, dass es mir nicht gut geht. Immer wieder musste ich mir primitive Gründe für mein Verhalten anhören. Als würden sie wissen wie ich mich fühle, als würden sie mich kennen. Denken die ernsthaft ich ritze mich weil ich Aufmerksamkeit will?!"
Hab ich das gerade wirklich gesagt? Schon wieder? War ich wieder so dumm? Ich kann nicht immer sofort jedem mein Herz ausschütten! Gott bin ich dämlich!

Charlie löst sich langsam von mir. Sein durchdringender Blick durchlöchert mich. Ich starre wie gebannt auf den Boden und traue mich nicht ihn anzuschauen. Ich hab alles versaut. ,, Willst du denn Aufmerksamkeit?"

Ich stocke. Hat er das gerade wirklich gesagt? Versteht er mich doch nicht?

,,Hailee, Ich will dir wirklich nichts unterstellen aber-". ,, Dann tu es nicht!" sage ich beinahe flehend und schaue ihn an. Wegen der Umarmung von vorhin sind wir uns ganz nahe. Und irgendwie...will ich das nicht mehr. Die magische Anziehungskraft, die versucht mich wieder in seine Arme zu zwingen und seinen beruhigenden Duft einzuatmen, zerrt bei jedem Millimeter den ich mich von ihm entferne, an meinem Herzen. Es fühlt sich an als würde etwas fehlen.

Und genau das tut es. Etwas fehlt. Es fehlt das Verständnis, dass ich auf der Schaukel in seinen Augen gesehen habe. All das von dem ich dachte, dass es uns verbindet, ist auf einmal weg. Vielleicht war das schon immer so und ich habe mich von der idealen Vorstellung von einer Person, die mich versteht blenden lassen. Es ist meine Schuld. So wie immer. Wie konnte ich auch nur daran denken, jemanden so zu belasten. Mit mir zu belasten. Es tut mir so leid! Wehre ich bloß nicht so egoistisch! Aber ich kann das wieder hinbiegen.

Ich werde das wieder hinbiegen!

Als die Sterne in deinen Augen leuchteten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt