6 - Und weg!

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,,Vielleicht habe ich mich geirrt Charlie." ich gehe rückwärts auf das Gartentor zu und lasse ihn nicht aus den Augen. ,,Vielleicht bist du doch nicht der richtige mit dem ich reden kann." ,,Nein Hailee! Ich meine doch nur, dass-" ich schüttelte den Kopf. ,,Ist schon Ok, alles in Ordnung." ich Lächle. ,,Sag das nicht!" er blickt mir enttäuscht in die Augen. ,,Nein wirklich! Ich weiß auch nicht was heute mit mir los ist. Eigentlich hätte ich garnicht draußen sein sollen." ich spiele mit meinen Händen an dem Ende meiner ranzigen Jeans Jacke. Gleich ist es vorbei. ,,Ich wollte dich wirklich nicht mit unnötigen Sachen belästigen. Vergiss einfach was ich gesagt habe! War eh nicht so wichtig." ich lache auf und zuckte mit den Schultern.

Mit einer Geschwindigkeit, mit der ich nicht gerechnet hätte, kommt Charlie auf einmal auf mich zu gestampft und schubst mich gegen das Gartentor. Keuchend halte ich mich an dem Holz hinter mir fest und kucke ihm verwundert an. Er stellt sich direkt vor mich und presst mich regelrecht an das Tor. Ich glaub mir wird gleich schwindelig. Langsam lehnt er sich zu meinem Gesicht und haucht mir die nächsten Worte so ehrlich ins Gesicht, dass ich ihm, wehren da nicht die Selbstzweifel gewesen, fast geglaubt hätte.  ,, Alles was du sagst ist wichtig!" Er starrt mich an. Genau in meine Augen und gefühlt durch meine Seele. In diesem Moment der ununterbrochenen Nähe, kann ich auch seine Augenfarbe erkennen. Auch wenn es durch die dicken Brillengläser etwas schwammig zu erkennen ist, sehe ich genau das leuchtende Bernstein. Gelb und orange vermischt mit einer anderen Farbe, die den Großteil seiner Iris einnimmt. Ein dunkles rot-braun.

,,Hailee ich-"
,,Nein Charlie!" ich schlucke den Klos in meinem Hals hinunter.
,,Du brauchst dich nicht schuldig fühlen. Es ist ok das du dich nicht mit meinen Problemen auseinandersetzen willst, du hast bestimmt eigene. Ich weiß auch nicht warum ich das immer tue. Rum erzählen das es mir nicht gut geht obwohl ich eigentlich alles habe was ich so gebrauchen könnte. Ich meine schau mich mal an Charlie!" ich deute mit einem Kopfnicken auf das weiße Haus. ,,Ich sollte glücklich sein! Und ich werde glücklich sein! Auch ohne Hilfe." er schüttelt den Kopf. ,,Du kannst nicht alles alleine machen, nur weil du Angst hast fallen gelassen zu werden!" seine beiden Hände halten mich an meinen Schultern fest und rütteln leicht an mir, als würde ich dadurch zur Besinnung kommen. Seiner Meinung nach.

,,Doch kann ich! Bis her hab ich es auch alleine geschafft!" ,,Und wie lange willst du das noch aushalten?" ich versuche ihm standzuhalten. Aber es ist so schwer, dass ich den Blick abwende. Doch als ich seine raue Hand spüre, wie sie sanft über mein Kinn hoch zu meiner Wange fährt, überkommt mich ein wohltuendes Gefühl. ,,Du schreist förmlich nach Hilfe." flüstert er mir zu. ,,Also lass mich dir helfen!" eine Träne entflieht mir. ,,Ich kann nicht." ich reiße mich los und schiebe das Gartentor nach hinten. Kaum bin ich einen Meter von ihm entfernt spüre ich eine unerklärlich starke Sehnsucht.

Meine Füße laufen stolpernd auf die dunkle Haustür zu. ,,Hailee!" das war zu laut. Etwas panisch schaue ich zu den Nachbarn auf der rechten und linken Seite, bevor ich mich zu ihm umdrehe. Mittlerweile müsste es vier Uhr morgens sein, denn die Sonne geht gerade auf und bedeckt die Häuser der Silence Street mit einem gelb goldenen Schein. ,,Lass mich nicht allein!" Gequält. Ja, genau so hört er sich an.

,,Ich-" Was soll ich jetzt tun? Ihn alleine lassen? Was meint er damit? Ich lasse ihn doch nicht alleine! Ich- Wie automatisch tragen mich meine Füße weiter und umklammern die Tür, die ich in Lichtgeschwindigkeit aufschließe und da hinter verschwinde. Schwer atmend lehne ich mich an die Tür.

,,Verdammt Hailee!" Er klopft gegen die Tür. Schon wieder laufen mir die Tränen über meine Wangen. ,,Geh weg!" ,,Nein!" verdammte scheiße! Was passiert gerade?!
,,Hailee Es dreht sich nicht alles um dich! Du kannst nicht einfach gehen wenn ich dich jetzt erst gefunden habe! Ich brauch dich!" Ich schluchzte auf. ,,Du bist besser ohne mich dran und jetzt geh einfach!" das zittern in meiner Stimme ist kaum zu überhören. ,,Hailee bitte-"
Er bricht ab. Ein trampeln ist zu hören, es kommt von oben. ,,Verschwinde einfach!" sage ich diesmal deutlich leiser. ,,Hailee?" höre ich die fragende Stimme meiner Mom. ,,Ja?" versuche ich meine Stimme ruhig zu halten und das aufkommende schluchzten zu unterdrücken. ,,Was machst du da unten?" ruft sie die Treppe hinunter. Ich wische mir den Tränenschleier aus den Augen. ,,Ich hab mir nur kurz was zu trinken geholt. Ich gehe jetzt aber wieder schlafen." Das quietschen einer Tür die sich schließt, deutet mir, dass meine Mom wieder schlafen gegangen ist. Ich seufzte.
,,Charlie kannst du jetzt bitte gehen?" frage ich ruhig und drehe mich zur Tür damit er mein Geflüster besser hören kann. Aber es kommt keine Antwort. ,,Charlie?" frage ich nach und öffne die Tür.

Er ist nicht mehr da.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2020 ⏰

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