Jimin verweigerte sich stur, trotz jedem gutgemeinten Zureden seiner Freunde. Laut ihm könne er seine Familie nicht im Stich lassen und könne das Pandemonium daher nicht verlassen. Namjoon, der sowieso nicht begeistert war von der Idee, blieb mit Jin und Hoseok bei ihm, um auf ihn aufzupassen. Yoongi sah den Ausflug als eine Chance, um vor seiner Familie zu fliehen, die sich inzwischen häuslich im Palast einrichteten und Taehyung und Jungkook waren sowieso nicht mehr von der Idee einer Poolparty abzubringen. Dementsprechend war die Todsünde des Hochmuts nun unser Gastgeber. „Willkommen in Superbia der Erde!", verkündete Jungkook stolz und breitete symbolisch die Arme aus. Er hatte Recht. Das riesige moderne Haus aus Stahl, Glas und weißem Kunststoff war einem Zweitsitz des Adelshauses würdig. Fehlten nur noch die goldenen Kronenleuchter und die milliardenteuren Kunstwerke, die niemand verstand. „Nicht schlecht." Sera nahm ihre Sonnenbrille ab und betrachtete anerkennend die helle Inneneinrichtung. Ach wie hatte sie das vermisst. „Wollt ihr was essen oder gleich in den Pool?", wollte der Gastgeber wissen, der bereits weiter zur Küche gezogen war. „Ich nehm' ein Bier." Yoongi schlurfte einem begeisterten Taehyung hinterher, der nach Eiscreme verlangte. Gerade wollte Sera den anderen hinterher, als ihr Blick auf ein gerahmtes Foto fiel, dass nicht zwischen die zwei kubistischen Skulpturen passte. Auch der schlichte Rahmen schaffte es nicht, die Extravaganz des Bildes einzufangen und zur Ordnung zu rufen. Andächtig strich das Mädchen über das staubfreie Glas und bewunderte die Legerität, die die sieben Jungs darauf ausübten. Vorsichtig nahm sie es in die Hand. Das Papier war schon etwas vergilbt und die Farbe etwas verblasst. „Wie alt ward ihr da?" Sie sah zu Yoongi auf, der mit seiner Flasche Bier zurückgekommen war. „Ist schon ein paar Jahrzehnte her.", antwortete er und fuhr sich über den Nacken. „Ich glaub da war ich ungefähr 210 oder 220." Erstaunt starrte Sera ihn an. „Ihr seid so viel älter als ich?" Er zuckte mit den Schultern, nahm ihr das Bild ab und stellte es zurück. „Ich weiß nicht, wie alt du bist, aber nach deinem 100. Lebensjahr spielt diese Zahl kaum noch eine Rolle." Das Mädchen nickte verständnisvoll. „Hey, willst du Schwimmen gehen? Kookie und Tae sind schon draußen." „Ja, klar. Dafür sind wir schließlich hier." Sie warf den lachenden Todsünden, die sich glücklich aneinander gelehnt hatten, noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zu, ehe Yoongi sie an der Hand, die sie unbewusst ergriffen hatte, wegzog.
-
„Wieso wolltest du wirklich hierherkommen? Wolltest du die Auszeit oder hast du dich wirklich um Jimin gesorgt?" Das beklemmende Schweigen der Prinzessin verriet ihm die Antwort. Sie wollte sich nicht ständig mit der hoffnungslosen Frage der Verteidigungsstrategien in den unteren Zirkeln auseinandersetzen müssen. Sie hatte Spielzeug zugeschickt bekommen und das wollte sie auch nutzen. Aber warum war ihr das auf einmal peinlich? Sie hatte doch sonst nie ein Problem damit, offen ihre Gedanken auszulegen und den Leuten um ihr herum klar zu verstehen zu geben, dass sie sie nicht wertschätzte. Doch jetzt blieben ihr die Worte aus. Und sie wusste nicht warum. „Ich war sowieso überrascht, als du dein Versprechen gehalten hast und mit deinem Vater gesprochen hast." Auch wenn Yoongi Recht hatte, schmerzten seine Worte wie ein strafendes Schwert. Er hielt ihr die Tür auf und gemeinsam betraten sie die Terrasse. Taehyung und Jungkook vergnügten sich bereits lautstark im Wasser und spritzen um sie herum alles nass. Abschätzend betrachtete Yoongi die zwei und fand seinen Platz schließlich im Schatten einer der großen Sonnenschirme. „I-ich wollte ihn nicht enttäuschen.", brachte Sera endlich hervor und gesellte sich zu dem Jungen in den Schatten. „Das wirst du spätestens, wenn sein Haus überrannt ist und seine Eltern geschlagen vor den König treten müssen." Er hob seine Flasche an und fügte leise hinzu: „Falls sie es dort überhaupt lebend rausschaffen." Erschrocken fuhr Sera auf. Glaubte er das wirklich? „Hör zu, es tut mir leid, falls du enttäuscht bist, dass Acedia verloren ist, aber dafür bin ich nicht verantwortlich." Yoongi setzte die Flasche ab und sah sie kühl an. „Und für was willst du dann die Verantwortung übernehmen?" Er setzte sich auf und rutschte an die Kante vor, sodass er ihr näher war. „Bisher hast du dich immer an die Spitze gestellt und so getan, als wäre niemand wichtiger als du als wäre niemand mächtiger als du. Du hast Jimin versprochen, dass du dich um den Aufstand kümmerst, wenn sie den sechsten Zirkel erreicht haben. Sie haben ihn erreicht und du wirfst mit ein paar wütenden Worten um dich, die dir nicht zustehen und meinst der Sache genüge getan zu haben." Yoongi lehnte sich zurück und sah zu seinen Freunden. „Du hast Jimin bereits enttäuscht." Ungläubig ließ sich Sera zurückfallen. Sie wusste nicht, was sie fühlen sollte. Wut? Trauer? Verzweiflung? Er verstand einfach nicht in welcher Lage sie war! Sie konnte ihrem Vater nicht einfach ins Handwerk pfuschen. Er gab die Befehle. Er würde sie niemals mit der Lösung dieses Problems beauftragen. Wenn sie wirklich ins Feld ziehen würde, um der Sache selbst ein Ende zu setzen, dann müsste sie schon ihren Vater entthronen. Und das hatte sie definitiv nicht vor. „Es tut mir leid.", murmelte sie so leise, dass Yoongi sie nicht hören konnte.
-
Wenigstens Taehyung und Jungkook konnten den Tag genießen und sich von den düsteren Ereignissen der vergangenen Tage erholen.Doch kaum hatten sie die dämmernde Menschenwelt verlassen und Fuß in die düsteren Hallen der Hälle gesetzt, verklang auch ihr Lachen. „Was ist denn hier los?" Verwirrt beobachtete Sera, wie viele Dämonen unterschiedlichen Rangs aufgeregt hin und hereilten. Ihre aufgeregten Rufe wurden von entfernten Schreien und großem Lärm verschluckt. Entschlossen packte Sera den nächsten Bediensteten. „Was ist hier los?" Mit angstgeweiteten Augen klammerte sich die Frau an ihren Arm. „Euer Hoheit! Etwas ganz schreckliches ist passiert! Der sechste Zirkel ist gefallen und ihr Vater hat beschlossen gegen die Seelen in den Kampf zu ziehen." Dem Mädchen wich alle Farbe aus dem Gesicht. Acedia hatte Jahrhunderte standgehalten. Und Invidia war innerhalb eines Tages an den Feind gefallen? „Eure Hoheit, halten sie sich bloß von dem Portal im Ballsaal fern!" Die Frau riss sich los und verschwand in der aufgebrachten Menge. „Hyung, wir sollten sie in ihre Gemächer bringen.", schlug Jungkook in voller Alarmbereitschaft vor. „Danach können wir die anderen suchen und sie unterstützen." Sera schüttelte den Kopf. Sie musste sich konzentrieren. Sie stellte sich einem vorbeieilenden Krieger in den Weg. „Wo ist der König?" „Euer Hoheit! Er ist in Gula euer Hoheit!" Sie schluckte. „Ihr solltet nicht hier sein Prinzessin. Geht in eure Gemächer!" Und damit war auch dieser Dämon verschwunden. „Er hat Recht, wir bringen dich hier weg!" Ärgerlich riss sie sich von Yoongi los. Sie dachte nicht mal dran! „Folgt mir oder bleibt hier,aber ich verstecke mich nicht." Zielstrebig drehte Sera sich um und rannte los zu der Quelle der Energie, die ihr schon die ganze Zeit entgegenschwappte. Zum Ballsaal hin tauchten immer mehr Krieger auf, doch im Saal selbst herrschte Chaos. „Heilige Scheiße.", fluchte Yoongi neben ihr, als er das riesige Portal erblickte, das sich mit einer erschreckenden Sicht auf ein Schlachtfeld durch den ganzen Raum zog. Krieger und Helfer, die zivile Personen aus der Zone sicherten, tummelten sich um das Portal. „HYUNG!" Jimin landete schweratmend und in verschrammter Rüstung vor ihnen. „Sie haben Invidia überrannt und Gula ist auch am Verlieren." „Wo ist Jin?", fragte Taehyung besorgt. „Er hat seine Familie in Sicherheit gebracht." Yoongi nickte erleichtert. „Wo ist mein Vater?" Jimin sah dem Mädchen unsicher entgegen. „Er ist eben wiedergekommen."Oh. Das konnte nichts Gutes heißen. Sera blickte zurück zum Portal. Sie würde dem ganzen jetzt ein Ende setzen. Sicheren Schrittes ging sie auf dass schimmernde Feld zu. „Sera!" „Was hast du vor!?" Sie ignorierte die Rufe. Kurz bevor sie die Trennlinie erreichte, streckte sie den Arm aus und, ballte eine Faust und zog sie zu sich. Augenblicklich schrumpfte das Portal zusammen. Zischend und schreiend fielen Gliedmaßen und Körperteile zu Boden, die sich noch zwischen den Welten befunden haben, ehe das Portal ganz geschlossen und von den grausamen Kämpfen nichts mehr zu sehen oder zu hören war. Nur das aufgebrachte Gewimmer und Schluchzen der verbliebenen Flüchtigen war zu vernehmen. Sera senkte den Blick. Zu ihren Füßen lag ein abgetrennter Flügel. Sacht stupste sie ihn mit der Spitze an und sofort löste er sich in Rauch auf. Sie würde die Seelen dafür bitter bezahlen lassen.
YOU ARE READING
Selection || BTS
FanfictionDie Königin der Nacht Im Schatten wird sie reifen In Furcht wird sie leben Im Jenseits regieren Schwarz und Schwarz wird sich spalten Und Rauch steigt auf Blumen werden blühen Das Gut der reinen Seele wird siegen In Dunkelheit wird sie liegen Die K...