Mercedes fahrender Otto

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13:49
Fuck. Schon wieder zu spät dran.
Wenn du Heute wieder nicht pünktlich bist wird Nereos dich umbringen Peia, sagt diese kleine Stimme in meinem Kopf.
Nereos ist mein Chef/Onkel und wohl der einzige pünktliche Grieche auf dem Planeten.
Um 14:00 ist Lagebesprechung im Restaurant für irgendeine Grossveranstaltung am Wochenende und wenn seine Küchenchefin nicht mindestens fünf Minuten vorher auf der Matte steht würde sie wohl ein paar neue Fluchwörter lernen.

Ich. Ich bin die Küchenchefin, nur falls das nicht klar sein sollte.
Und so wie jeden Tag war der Verkehr in Stuttgart zum kotzen und meine Laune schon wieder so im Keller das ich am liebsten umdrehen würde.

„Mann fahr doch du Penner!" schrie ich den Lackaffen vor mir an als könnte er mich hören.

10 Minuten später, auf 180 und mit zerzausen Haaren biege ich in meinem Mini Cooper Cabrio in die Schwabstrasse ein und gerade als ich parken wollte schneidet mir ein schwarzer Mercedes den Weg ab und schnappt sich meinen Parkplatz.
„Alter, willst du mich verarschen?" sage ich zu mir selbst und blicke den Fahrer böse an als er aussteigt.

„Jo! Du Vollspaten ich parke hier gerade ein! Bist du blind oder dämlich?" er blickt zu mir hoch und sieht sich um.
„Ja ich rede mit dir, ach egal was solls." ich drücke aufs Gas und fahre um die Ecke.
Laufe ich eben, mir egal.

Im Achillion angekommen steht mein Chef schon in der Tür und schaut mich grimmig an.
„Nai, to xero (Ja, ich weiss) ich bin zu spät. Tut mir leid aber so ein reicher Schnösel hat mir den Parkplatz geklaut." entschuldige ich mich knapp und gehe an ihm vorbei.
„Cassiopeia, unsere Kunden sind schon da und du siehst aus als hättest du dir mit dem Staubsauger die Haare gekämmt. Panta to idio pragma mazi soy (Immer das selbe mit dir)." er schüttelt den Kopf aber kann sich wie immer ein Lachen nicht verkneifen.

Ohne ein weiteres Wort betreten wir den Sitzungsraum und setzen uns oben an den langen Tisch.
Als ich durch die Runde schaue bleibt mir kurz die Luft weg und ich schnaube laut.
„Fusika (Natürlich)." flüstere ich zu mir selbst als ich den Mercedes fahrer am Ende des Tisches sehe.
„Meine Herren entschuldigen Sie die Verspätung, meine Küchenchefin ist so wie es sich bei uns Griechen gehört niemals pünktlich." Nereos sieht mich an und ein Lachen geht durch die Runde.

Eine Ewigkeit an Menubesprechungen beginnt und zwei Stunden später verabschiede ich mich von den sieben Männern mache mich auf den Weg in die Küche.
„Leon, wie sieht das Tsatsiki aus?" frage ich meinen Lernenden als ich mir die Schürze umbinde.
„Besser als du Chef, siehst scheisse aus muss ich sagen. Langer Tag?" lacht er und raspelt weiter die Gurken.
„Langes Leben mein Junge, langes Leben." ich klopfe ihm auf die Schulter und beginne die Knoblauchzehen zu schneiden.

„Und hier meine Herren kommen wir in unsere Küche, ah Frau Basdeki ist wieder in ihrem Element." höre ich Nereos hinter mir und verdrehe die Augen.
Ja mein Element und meine Küche, was will er mit den Typen hier, ich hab zu tun.

Mit dem wohl künstlichsten Lächeln das ich jemals aufgesetzt habe drehe ich mich zu ihm um und nicke.
„Kann ich dir irgendwie helfen Nereos?" er schüttelt den Kopf und kneift die Lippen zusammen.
Er weiss ganz genau wie sehr ich es hasse wenn Leute in unserer Küche stehen die nicht rein gehören.

„Nein, aber Herr Otto," er deutet auf den Mercedes Typen.
„Wollte sich einmal ansehen wie es im Hintergrund bei uns so abläuft.
„Na dann soll er sich doch um eine Praktiumsstelle bewerben. Ti anoitos (Was für ein Idiot.)" Leon bleibt die Gurke im Hals stecken die er sich gerade in den Mund gesteckt hatte und er geht mit gesenktem Kopf aus der Küche während er versucht nicht vor Lachen in Tränen auszubrechen.

Baron - BausaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt