Fellas

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Es ist schon dunkel als ich das Restaurant verlasse und um die Ecke zu meinem Wagen gehe.
Heute war viel los, für einen Donnerstag eher untypisch aber eine willkommene Ablenkung vom Nachmittag.
Alles was ich jetzt will ist eine kalte Dusche, heissen Tee und den roten Afghaner in einem Papier fein säuberlich mit Tabak gerollt.

Gerade als ich meine Autotür aufmachen will bemerke ich auf der anderen Strassenseite einen Schatten.
Wer auch immer es ist starrt mich direkt an und rührt sich keinen Millimeter.
Heute ist wohl echt nicht mein Tag was?
„Na was denn? Gibts was interessantes zu sehen?" gebe ich laut von mir und die Person beginnt sich zu bewegen.
Ein Gefühl von Unmut durchfährt mich für eine Sekunde aber ich wiederstehe dem Drang einzusteigen und loszufahren.

„Du bist interessant anzusehen Baby." die Stimme lässt das Blut in meinen Adern wieder aufkochen.
„Muss ich eine Kontaktsperre beschliessen lassen das du mich in Ruhe lässt du Penner?" er steht direkt vor mir und sieht auf mich herunter.
Mir ist gar nicht aufgefallen wie gut er aussieht als er versucht hat mich anzumachen.

„Hör mal Kleines," sein Gesicht ist für meinen Geschmack etwas zu nah an meinem also will ich einen Schritt zurück treten, mein Auto kommt mir aber leider in der Quere.
Er lacht bei meinem kläglichen Versuch ihm auszuweichen und legt seine Hände links und rechts neben meine Schultern auf das Dach meines Autos.
Mein Herz pocht so laut ich bin sicher das er es hören kann.

„Bist du nervös Baby?" er grinst, ekelhaft.
„Nein, du machst mir Angst." antworte ich ehrlich in der Hoffnung das er einen Hauch Menschlichkeit besitzt.
Er neigt seinen Kopf zu Seite und mustert mich von oben bis unten.
„Ich will dir keine Angst machen Bambi, aber ich weiss was ich will. Und wenn ich nicht kriege was ich will werd ich unangenehm." seine Augen blicken direkt in meine und auch wenn ich versuche nichts zu fühlen klappt es nur mässig.

Diese Situation ist so abartig, dieser fremde Typ steht im dunkeln, für wer weiss wie lange, nur um einen wegzustecken?
Hat er es so nötig?
„Was genau ist denn jetzt der Plan? Willst du mich vergewaltigen?" kann ich denn nie meinen Mund halten verdammt nochmal.
„Nein Baby, du kommst von selbst zu mir. Das tut ihr Weiber doch immer." sein Grinsen verschwindet als ich ihm das Knie direkt in die Kronjuwelen haue.

Er zuckt zusammen und macht einen Schritt zurück.
Ich nutze den Moment um einzusteigen und die Tür abzuschliessen.
„Kleine Schlampe, na warte nur!" er versucht die Tür aufzumachen und ich kann mein Grinsen nicht mehr zurück halten.
Ich lasse die Scheibe einen Zentimeter runter und lache, „Wenn du denkst ich würde jemals in meinem Leben mit einem schmierigen, arroganten Arschloch wie dir etwas anfangen hast du dich geschnitten. Und jetzt tritt zurück oder ich überfahr dich, deine Entscheidung." er ballt die Fäuste und noch bevor er einen Mucks von sich geben kann fahre ich davon.

Heilige Scheisse, was habe ich mir gerade dabei gedacht? Der Typ weiss wo ich arbeite und wird sicher keine Ruhe geben.
Ich biege einige Minuten später in meine Strasse ein und fahre den Wagen auf meinen Parkplatz.
Gerade will ich die Tür aufmachen als mein Handy klingelt.

Andreia

Na toll, die hat mir gerade noch gefehlt.
Da ich genau weiss wie unser Gespräch gleich ablaufen wird gehe ich schon wieder Richtung meines Autos.

„Andreia, was gibts?" grinse ich als ich die Tür zuknalle.
„Peia, die geiles Stück wie gehts dir?" meine beste Freundin lacht am anderen Ende der Leitung und ich höre schon im Hintergrund das Gelächter unserer Truppe.
„Du weisst wenn ich mit dir rede gehts mir immer Scheisse." antworte ich trocken und starte den Motor.

„Ey, du liebst mich." schnaubt sie laut und ich kichere.
„Wir sitzen in der Shishabar und fragen uns ‚wo ist diese arbeitswütige Griechin nur' wie können wir ohne sie feiern?" ich schüttle den Kopf und halte an einer roten Ampel.
„Ich bin schon unterwegs Andi, bin gleich da." ein Grölen geht durch die Runde und ich lege auf.

Keine 15 Minuten später betrete ich das Fellas und gehe direkt auf unsere Stammlounge zu.
„Ooh sieh sich einer das an, Cassiopeia Basdeki am Donnerstag Abend nicht zu Hause auf der Couch." Luis kommt auf mich zu und tätschelt mir den Kopf.
„Alter bin ich dein Hund oder was?" lachend stosse ich ihn weg und setze mich neben seine Schwester.

„Andi, ich muss dir nachher was erzählen. Du glaubst nicht was mir Heute passiert ist." die Portugiesin grinst nur frech, oh nein.
„Bist du endlich mal wieder flachgelegt worden oder was is los?" angeekelt drücke ich sie von mir weg.
„Nein, gott nein. Aber es war genau so abartig wie dein Gesichtsausdruck." ich bestelle mir kurzerhand einen Amaretto Sour und lehne mich entspannt zurück.

Die Geschichte kann warten, erst will ich diesen Tag hinter mir lassen.
„Yo Leute!" die schrille Stimme meiner Cousine dröhnt in mein Ohr und ein Lachen breitet sich automatisch auf meinem Gesicht aus.
„Fuxia, lilithio kotopoylo (du dummes Huhn) schrei hier nicht so rum." ich nehme sie in den Arm und drücke sie fest.

Wir waren wie Schwestern aufgewachsen als mein Onkel mich nach dem Tod meiner Eltern bei sich aufgenommen hatte und genau so verhielten wir uns nun auch.
„Skase eisai ilithia gunaika (Halt die Klappe du blödes Weib), sonst kriegst gleich eine." mit einem Kuss auf meine Wange lässt sie sich in den Sessel fallen.

„Leute ich hoffe es ist in Ordnung ich hab noch zwei Freunde eingeladen." Luis schaut uns erwartungsvoll an und wir alle nicken.
„Hey Peia, hab gehört Baba hatte Heute Stress im Laden?" verdammt nochmal.
„Was war denn los?" will auch Ekim nun wissen der mir gegenüber sitzt.

„Ach es war halb so schlimm, können wir bitte nicht darüber reden?" mit einem Hundeblick schaue ich durch die Runde und alle nicken langsam.
Ja ich würde nicht drumrumkommen es zu erzählen aber jetzt gerade habe ich keinen Kopf dafür.

Ich höre wie die Tür sich öffnet und eine Sekunde später kommt ein Typ auf uns zu.
„Oh Leute, dass ist Renato." Luis steht auf und macht eine äusserst dramatische Handbewegung.
„Rin das sind Ekim, Fuxia, Andreia und Cassiopeia." er zeigt mit dem Finger auf die einzelnen Köpfe und alle nicken zur Bestätigung.

„Freut mich sehr Luis' Freunde kennenzulernen." er lächelt kurz und dreht sich zur Tür.
„Wo ist denn Baui nur Mann, der Kerl kriegt Heute nichts auf die Reihe." er kratzt sich am Hals und zuckt die Schultern.
Baui, was soll das denn bitte für ein Name sein?
Als hätte Ekim meine Gedanken gelesen grinst er.

„Sag nicht du weisst nich' wer Bausa ist?" verwirrt drehen sich alle Köpfe zu mir und ich schüttle den Kopf.
„Ne, wer soll das sein?" Fuxia lässt ihren Kopf auf die Tischplatte fallen und Andi lacht.
„Sag mal, hörst du kein Radio oder lebst du hinter dem Mond?" will Ekim wissen und will gerade sein Handy zücken als die Tür erneut aufgeht.

„Na also Alter was war denn los?" Renato klopft einem Typen auf die Schulter und als er sich zu uns umdreht bleibt mir mein Cocktail im Hals stecken.
Sagmal wollen mich Heute alle verarschen?!

„Yooo Peia, dachte du kennst ihn nicht?" lacht Luis und deutet auf den Platz neben mir.
„Setz dich Baui, sie beisst schon nicht." seine Augen liegen auf mir als er sich neben mich setzt.
„Hey Baby, lange ists her." flüstert er mir ins Ohr und ich unterstehe dem Drang ihm direkt eine reinzuhauen.

Ich sehe ihn an und kneife die Augen zusammen.
„Was soll die Scheisse? Stalkst du mich jetzt oder was?" er lacht leise und lehnt sich zurück.
„Nein, dass hier ist nur ein wirklich schöner Zufall." er grinst und wüsste ich es nicht besser könnte es schon fast als Lächeln durchgehen.
„Ist wohl eher Ansichtssache." schnaube ich und drehe mich zu Andreia um.

Baron - BausaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt