Innerhalb weniger Sekunden hatten Lilly und ich die Distanz zwischen uns verkleinert und vielen uns stumm in die Arme. Als wir uns wieder aus der Umarmung lösten, blickte ein vor Verwunderung lächelnder Michael zu uns.
„Ich sehe, wir hatten beide schon unsere Zeremonie", sagte Lilly grinsend und deutete auf meine Augen.
„Ja, ich dachte mir, dass es Zeit ist für ein Makeover!", gab ich lächelnd zur Antwort.
„Gefällt mir!"
„Danke. Ich finde deine Flügel auch nicht schlecht!", nun mussten wir beide lachen und ich konnte Lucifers böse Blicke förmlich spüren. Mit einem entschuldigenden Blick ging ich wieder an die Seite Lucifers, der besitzergreifend meine Hand nahm. Ist der Herr etwa eifersüchtig?
„Nun, Bruder, was wollt ihr?", frage Luce mit einer gefährlich ruhigen Stimme, wobei er das Wort „Bruder" ausspuckte, wie einen alten Kaugummi.
„Wer ist denn da so grimmig, Brüderchen? Und das zu deinem Lieblingsbruder", antwortete Michael und Lilly musste grinsen. Ich spürte, wie sich Lucifers Aura aufbaute und groß genug wurde, um alles um uns herum zu verschlingen. Seine Augen verfärbten sich rot und seine Finger verformten sich zu Klauen.
„Ich habe keine Brüder mehr!", antwortete er kalt und mit unterdrückter Wut.
„Also gut, wenn ich nicht als dein Bruder mit dir spreche, dann eben als Vertreter des Himmels. Meine Gefährtin und ich sind heute erschienen, um mit dir und „deiner Königin" einen Friedensvertrag auszuhandeln", sagte Michael mit einem charmanten Lächeln.
„Nach dem, was ihr mir damals angetan habt, bittet ihr mich um Frieden?! Einen Scheiß könnt ihr haben!", brüllte ihm Luce entgegen. Aus seinem Kopf begannen Hörner zu wachsen und ich hatte ihn noch nie, wirklich noch nie, so wütend gesehen. 'Ich weiß, es ist schwer, aber versuch dich zu beruhigen, Luce', sagte ich ihm in Gedanken und es schien tatsächlich ein bisschen zu wirken. Die Hörner auf seinem Kopf hörten auf zu wachsen, doch er konnte sie nicht zurückziehen, dafür war er viel zu aufgebracht.
„Immer noch so impulsiv wie früher!", witzelte Michael weiter. Wieso tat er das? Ich dachte, er wollte einen Friedensvertrag mit Luce ausarbeiten?
„Falls du heute noch einen Vertrag ausarbeiten willst, solltest du aufhören mit deinen Sticheleien und zur Sache kommen!" Ich versuchte diplomatisch zu bleiben, doch die Sorge um Luce wuchs in mir. Ich konnte mich selbst fast nicht zusammenreißen, doch musste ich dies versuchen, um Lucifers Willen.
„Ganz die Diplomatin, wie ich sehe! Eine gute Eigenschaft für eine Königin, vielleicht schaffst du es, deinen Gefährten zur Vernunft zu bringen", Michael grinste mir charmant entgegen und ich konnte in Lillys Aura erkennen, dass sie nicht wusste, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Meine Kräfte wuchsen durch den Sturm an Emotionen, der in mir tobte und ich konnte sie kaum mehr zurückhalten. Lucifer ging es ähnlich. Seine Aura spiegelte seine Wut und den Wunsch nach Rache wieder.
„Stell deine Forderungen oder wir verschwinden!", brüllte Luce. Lilly zuckte ängstlich und überrascht zusammen. Nun war ich diejenige, die grinsen musste. Ich war wirklich stolz auf Luce, dass er zumindest versuchte, seinem Temperament Einhalt zu gebieten und die Sache diplomatisch zu lösen. Ich meine, mit seinen Kräften hätte er Michael schon längst in tausend Stücke zerfetzen können. Michael schien dies auch zu wissen. Seine Sticheleien waren bestimmt eine Probe, ob sich Luce verändert hatte. Nun räusperte sich Michael und Lilly überreichte ihm eine Schriftrolle.
„Der Himmel fordert, einen Friedensvertrag, der mindestens die nächsten 500 Jahre andauern sollte sowie die Auflösung der Höllenarmee und das Durchtrennen des Bandes zwischen Lucifer Morgenstern und Kerubim Black!" Am Ende des Satzes wurde Michael immer leiser und sein Grinsen wurde nur noch breiter. Lilly neben ihm schien über die Forderungen genauso entsetzt zu sein wie ich, was wohl bedeutet, dass sie ebenfalls zum ersten Mal davon hörte.
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Schattenwesen - Die Hölle ruft dich
FantasiaDie 17 Jährige Kerubim, auch Ruby genannt, würde am Liebsten alleine in ihrem Zimmer hocken, lesen und Musik hören - sie möchte ein normales Leben führen. Doch ihr Heimatort macht es ihr schlichtweg unmöglich an Normalität zu denken. Alle Mädchen zw...