Epilog

136 10 2
                                    

Zuhause erwarten uns Esteban und Isabella, sie fällt ihrem Bruder glücklich um den Hals.
Ich habe mich die ganze Zeit auf den Beinen gehalten und versucht, mir nichts anmerken zum lassen.
Aber jetzt kann ich nicht mehr. Als Isabella mich umarmt, breche ich zusammen, ich werde von unkontrollierten Weinkrämpfen geschüttelt. Die Panik und Angst der letzten Stunden bahnt sich ihren Weg. Sebastian nimmt mich hoch und trägt mich ins Schlafzimmer.
„Bleib hier liegen, ich bin gleich wieder da."
Ich rolle mich im Bett zusammen und lasse meinen Tränen freien Lauf. Die Bilder der letzten Stunden stürzen über mich herein. Drogo wollte mich auf Viktors Befehl hin vergewaltigen, ohne Sebastian... Oh mein Gott, ich will gar nicht weiter denken. Ich stehe auf und gehe ins Bad, ich muss die letzten Stunden abwaschen.
Nach 30 Minuten steige ich endlich aus der Dusche. Sebastian sitzt auf dem Bett und hat ein Buch auf dem Schoß. Auf dem Tisch steht ein Tablett mit dampfendem Tee und einem Sandwich.
„Hey", sage ich vorsichtig, „was liest du da?"
Er sieht mich forschend an: „Ich möchte herausfinden, was das für ein Kristall war, den Viktor dir gegeben hat."

„Oh", sage ich und setze mich neben ihn auf das Bett. Ich rolle mich sofort zusammen und lege meinen Kopf auf seinen Schoß.
„Möchtest du darüber reden?"
„Was steht da über den Kristall?", frage ich, ohne auf ihn einzugehen. Ich möchte nicht reden, noch nicht.
„Nicht wirklich was interessantes. Nur dass es verschiedene Kristalle gibt, die unterschiedliche Energieformen bündeln können."
„Mh, die Energie war dunkel und beängstigend. Wo ist der Kristall jetzt?"
„Sarah hat ihn eingesteckt, sie möchte ihn ihrer Großmutter zeigen."
„Das ist gut."
„Wie fühlst du dich?", möchte er wissen.
„Wenn ich hier liegen darf, dann fühle ich mich besser."
Er streicht mir über meinen Rücken. Ich beginne erneut zu weinen. Es hat mich viel mehr mitgenommen, als ich das wahrhaben will. Sebastian legt das Buch zu Seite, legt sich neben mich und nimmt mich in den Arm.
„Es tut mir leid, ich kann nicht aufhören", schluchze ich.
„Du musst dich nicht entschuldigen, ich würde mir viel mehr Sorgen machen, wenn dich die Ereignisse kalt lassen würden."

„Ich glaube ich stand vor einem Höllentor. Es war gruselig und die dunkle Energie, die mich durchströmte kam direkt aus dem Tor. Ich konnte sehen, wie sie auf mich zufloss. Irgendetwas hat mich gerufen, ich sollte die Pforte öffnen. Viktor hat es versucht, aber sie bewegten sich nicht. Ich weiß nicht warum, aber mir war klar, dass sie sich öffnen würden, sobald ich diese berühre", ich rede einfach darauf los. Sebastian hört nur zu, ohne mich zu unterbrechen.
„Diese dunkle Energie hat von mir Besitz ergriffen, es war, wie bei der Kraftlinie, nur dass es sich einfach falsch anfühlte. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, dass erst beste, was mir einfiel, war diese Energie loszuwerden, sie an Viktor abzugeben." Ich muss schlucken, denn mich plagt die ganze Zeit ein schrecklicher Gedanke.
„Was ist, wenn noch ein Teil dieser dunklen Energie in mir ist. Was ist, wenn ich böse bin."
„Du bist nicht böse Schatz!
Stur, manchmal streitlustig, wunderschön, hilfsbereit, aber auf keinen Fall böse."
Ich lächle ihn matt an.
„Du solltest jetzt schlafen, der schwierigste Teil steht uns noch bevor." Ich reiße meine Augen auf und starre ihn an.
„Was meinst du?", frage ich panisch.
Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsst meine Nasenspitze.

„Der Rest unseres Lebens und mit dir an meiner Seite wird es nie langweilig."
„Ach du Idiot", sage ich und gebe ihm einen leichten Klaps auf die Schulter, „Du hast mir einen Riesen Schrecken eingejagt. Auf dieses Abenteuer lasse ich mich gerne mit dir ein!"

Im Auge des Wolfs 🐺 Band 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt