Das Blut rauschte in meinen Ohren und als ich die Augen öffnete und mich verwundert umsah, wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr in Antons Zimmer befand.
Ich hockte in einem dunklen, nein, tiefschwarzen Raum.
Ich konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen, konnte nicht sagen, wo Anfang und wo Ende waren.
Alleine kauerte ich mit mir und meinen Gedanken in dieser endlos scheinenden, schwarzen Leere.
Würde ich hier je wieder rauskommen? Und wenn ja, wie sollte ich das anstellen?
Anton war der einzige, der sich mit Ritualen dieser Art befasste und sich dementsprechend damit auskannte.
Ich schrie nach Anton, nach Hilfe, nach Freya, aber niemand würde mich hier hören. Ich war allein.
Mein Puls erhöhte sich um ein Vielfaches und ich konnte meinen Herzschlag in meinem ganzen Körper spüren.
Ich bekam Angst um mich, um mein Leben und um Anton. Was, wenn er in einer ähnlichen Situation war? Wie auch immer ich hier reingekommen bin, musste ich auch wieder herauskommen.
Stellt sich nur die Frage: Wie bin ich hier gelandet? Und vor allem: Wo?
Angestrengt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte nichts dabei. Keine Taschenlampe, kein Telefon, einfach nichts.
Der Angstschweiß lief mir mittlerweile eiskalt den Rücken herunter.
Ich war hier gefangen und würde hier nie wieder rausfinden, da war ich mir sicher.
Ich rief mir die Erinnerung an Freya ins Gedächtnis. Ich konnte ihre Gestalt vor meinem inneren Auge erkennen. Ihre langen dunklen, fast schwarzen Haare fielen ihr in Locken über die Schultern. Eine Brise kam auf, ihr dünnes gelbes Sommerkleid wehte um ihren schmalen Körper und einzelne Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht. Sie strich sie sich hinters Ohr und lächelte mich warm an. Ihre wunderschönen grauen Augen glitzerten fröhlich in der Nachmittagssonne.
Ihre schön geschwungenen Lippen bewegten sich und mein Herz machte einen Satz, als ich meinen Namen hörte:„Friedo!"
Freyas süße und zarte Stimme kam mir vertraut vor. Sie sang meinen Namen in glücklichem Übermut und mir wurde sofort wärmer, die Angst fiel von mir ab, aber als ich meinen Namen ein weiteres Mal hörte, wirkte ihre Stimme verzweifelt, flehend, hilflos. Ihre Miene hatte sich nicht verändert, doch in ihren Augen spiegelte sich die pure Angst wider.
Augenblicklich zog sich alles in mir zusammen, ich bekam Panik, mein Atem wurde flacher.
Was war es, das ihr solche Angst bereitete?
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Freya
Short Story[Abgeschlossen] Meine Schwester starb vor einem halben Jahr. Ich vermisse sie sehr. Anton ist schon seit ich denken kann mein bester Freund. Er vermisst sie auch. Er kam auf eine Idee, die irgendetwas in mir brechen ließ...