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Ich öffnete die Augen und wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten. Doch alles, was ich erblickte, war Anton.
Er kniete auf dem Boden, seinen Kopf hatte er in seinen Hände vergraben. Er gab einen merkwürdigen Laut von sich, welchen ich erst nicht einzuordnen wusste, doch als er ihn wiederholte, erkannte ich es als leises Schluchzen.
Auch ich gab ein ersticktes Wimmern von mir, worauf er mich bemerkte und auf mich zukam und mir einen Arm um die Schultern legte.
„Freya", stotterte ich. Mittlerweile liefen meine Tränen wie Sturzbäche meine Wangen hinunter. „Ich habe sie gesehen."
Verstohlen wischte ich mir mit dem Handrücken über meine Augen.
„Du hast plötzlich nicht mehr auf mich reagiert. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.", flüsterte er.
Verwundert blickte ich zu ihm auf: „Du hast sie nicht gesehen?"
Durch vom Weinen gerötete Augen sah er mich an. „Nein, meine Bindung zu ihr ist nicht so stark wie deine, deshalb habe ich nur ihre Stimme hören können."
Ich nickte beklommen. Eine Weile starrten wir schweigend auf das verwischte Pentagramm bis die Kerzen erloschen.
„Sollte Freya nicht eigentlich durch das Ritual zurückkommen?", fragte ich leise.
Anton nickte. „Ich hätte die Tansmutation zuerst an einem Tier probieren sollen." Schuldig sah er auf seine Knie bevor er sich langsam erhob und den Lichtschalter betätigte. „Eigentlich ist das Ritual der Transmutation eines Meschen verboten. Wir hätten das nicht tun dürfen.", flüsterte er leise, seine Stimme verriet seine Reue. Das grelle Licht brannte in meinen Augen und ich musste mehrmals blinzeln bis ich mich daran gewöhnt hatte.
Mein Blick fiel auf ein kleines Aschehäufchen zentral des Pentagrammes. Ich kniff die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können. Hauchdünne gelbe Fäden waren zu erkennen.
Ich schluchzte laut auf und versuchte die erneut aufkommenden Tränen herunterzuschlucken. Warum? Warum ausgerechnet Freya? Ich saß genauso vorne. Es hätte ebenso gut mich treffen können.
„Scheiße!", rief ich plötzlich aus und schlug mit aller Kraft auf den harten Boden. Ein dumpfer Ton war zu hören und sofort breitete sich der Schmerz in meinem Handgelenk und den Fingerknöcheln aus.
Anton sah mich verwirrt an, doch bevor er etwas sagen konnte, sprach ich weiter, diesmal leiser und eher zu mir selbst.
„Warum musste dieser Unfall überhaupt passieren?"
Anton blickte mich weiterhin verwirrt an. „Was? Was hast du gerade gesagt?"
Die Erkenntnis traf mich wie ein harter Schlag mitten ins Gesicht, als mir klar wurde, was den verfluchten Unfall verursacht hatte.
Unser Streit!
Ich kramte in meinem Gedächtnis und versuchte mich zu erinnern, was genau vor knapp einem halben Jahr passiert war.

An dem Tag fuhr uns Freya zu einer Party, wie sie es aufgrund ihrer Gutherzigkeit schon oft getan hatte. Auf dem Hinweg musste Anton unbedingt wieder von Emilia anfangen, die mich erst vor kurzem verlassen hatte. Er wusste, dass es ein außerordentlich empfindliches Thema war, aber er legte es schließlich darauf an, mich zu provozieren.
Schmerzlich wurde mir bewusst, dass Freya schon immer ein umsichtiger Mensch gewesen war und somit hätte mir klar sein müssen, dass sie zwischen unseren Streit gehen wird.
In dem Moment, in dem sie sich von der Straße abgewendet hatte, kam ein Auto.
Meine arme Freya, schoss es mir durch den Kopf.
Ich blickte auf und sah mein Gegenüber wutentbrannt an.
„Das ist alles deine Schuld!"

FreyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt