Kennt ihr noch diesen halb-berühmten Song von Adel Tawil (das hier ist keine, ich wiederhole: keine Werbung) "Das ist alles nur in meinem Kopf"? Er hat seine Gedankenwelt so schön wunderbar besungen, ich dagegen würde meine gerne verwünschen. Manchmal habe ich Tage, an denen ich mir sprichwörtlich den Kopf abschrauben und wenigstens einmal abschalten können möchte. Denn: Egal wie müde, abgekämpft, verheult oder glücklich ich bin, mein Kopf schaltet einfach nicht ab. Meine Gedanken wirbeln munter durcheinander, zerkauen jeden und alles, was sie zwischen die Synapsen kriegen und lassen mich einfach nicht in Ruhe! So finde ich auch im schönsten Moment einen Haken, eine Macke, eine Tatsache, die einen Schatten auf ihn wirft. Und die abgrundtiefste Situation wird unerträglich.
Gerade eben, um ehrlich zu sein, fühle mich abscheulich. Im Moment bricht gefühlt mein ganzes Leben auseinander und fällt in sich zusammen: ich werde in meinem FSJ mit Arbeit überschüttet, sodass ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht und wann ich diesen Berg an ganz dringlichen Aufgaben abarbeiten soll. Zuhause wartet ein Hund auf meine Familie und mich, der es ausnutzt, dass wir alle zu sanftmütig und inkonsequent sind, und sich wie im Himmel auf Erden vorkommt - bei dem jetzt aber grundlegend ALLES geändert werden soll: Von heute auf morgen sollen wir arrogant sein, ihm strikte Grenzen aufzeigen, klarmachen, dass er das unterste Glied in der Kette und nicht der Anführer des Rudels ist. Wenn wir das nicht schaffen, kommt er weg. In meiner WG, in der ich eigentlich lebe, kann ich nicht mehr bleiben, weil ich einen immensen Konflikt mit meiner einzigen Mitbewohnerin am Laufen habe, der nun so weit führt, dass wir in getrennten Büros arbeiten und uns nicht mehr ansehen. Eigentlich müsste ich mich an eine Bewerbung für meine Zukunft setzen, doch habe gar keinen gedanklichen Platz dafür. Mein Auto ist heute gestorben und nimmt mir damit meine Möglichkeit schnell und auch spontan zu Terminen zu kommen, für die ich sonst in die Corona verseuchte U-Bahn steigen oder Bus fahren müsste. Ach ja, und dann wäre da noch Covid-19, DAS Virus, das mir den Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten hat, mir untersagt mich mit den einzigen Menschen zu treffen, die mir im Moment noch ein gutes Gefühl geben, und mich innerlich gefangen hält. Herzlichen Glückwunsch, hiermit wäre das Chaos komplett - und gerade eben habe ich nur an der Oberfläche gekratzt. Vielleicht klingt das alles jetzt auch gar nicht mal so schlimm, aber es reicht für drei Nervenzusammenbrüche in meinem Urlaub letzte Woche, einem Geduldsfaden, der kürzer ist als alles, was ich bisher gesehen habe, und einem so angeschlagenen Nervenkostüm, dass ich bei jeder Neckerei, jeder kleinsten Kritik oder jeder Situation, die mir ein unangenehmes Gefühl beschert, in Tränen ausbreche.
Hiermit verleihe ich also einen Preis an meinen Kopf, denn er hat es tatsächlich geschafft: meine Gedanken haben mir den Rest gegeben, mich in die Knie gezwungen. Vielleicht gibt es Lösungen für all meine Probleme, vielleicht ist eigentlich alles nur halb so wild, vielleicht sitzt neben mir eigentlich die Person, die mir am allerbesten helfen könnte, aber: ich sehe gerade nur den Dreck in meinem Kopf. Die Trümmer, die sich vor mir auftürmen, die Wellen, die über mir zusammen brechen und mich spektakulär verschlucken. Da ist nichts mehr, das mich hält, weil alles wackelt und bricht. Und vermutlich ist das alles nur in meinem Kopf... Kann man ihn abschrauben?
DU LIEST GERADE
Aus dem Leben einer Introvertierten
Teen FictionTeenager zu sein ist scheiße. Introvertiert zu sein ist scheiße. Einen Laptop und eine funktionierende Verbindung zur weiten Welt des Internets zu haben ist geil, aber in Kombination mit den anderen beiden Punkten die beschissene Krönung. Das hier...