Kapitel 5 - vulneratus

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Unruhig tigerte er auf und ab. Warum kam sie denn nicht wieder? War doch etwas geschehen?

Plötzlich segelte ein Haufen Stoff aus dem Loch in den Schnee, neugierig fixierte er das Flugzeug, doch sie lies sich nicht blicken. Sie hatte doch was sie wollte, wo blieb sie dann? Auf einmal ertönte ein Schuss und er zuckte heftig zusammen.

Ein Schuss?! Das bedeutete, dass doch noch jemand am Leben war! ...aber das bedeutete wiederum, dass jemand auf sie geschossen hatte.

Ging es ihr gut? Plötzlich ging ein Ruck durch das Flugzeug und er beobachtete voller entsezten, wie das Wrack sich dem Abgrund entgegen neigte und langsam zu rutschen begann.

Und noch immer keine Spur von ihr! Merkte sie es am Ende gar nicht und würde ahnungslos in den tod stürzen? Er wollte schreien, sie warnen, doch kein Laut entwich seinen Lippen.

Zu tiefst entsetzt und doch unfähig sich zu rühren starrte er auf das Loch, das Flugzeug war bereits fatal nah am Abgrund, als sie im letzten Moment doch noch einen Satz hinaus in den Schnee machte.

Zusammen mit einem seiner Männer! Erleichtert sank er auf den Schnee. Es ging ihr gut. Gott sei dank. Er konnte keine Wunde erkennen. Auch wenn sie im Schnee kauern blieb, konnte er doch sehen, wie ihr Schwanz unruhig zuckte, als sie beobachtete, wie das Flugzeug neben ihr im Abgrund verschwand.

Und beinahe im selben Moment wurde er zeuge der nächsten Katastrophe: Denn der mann, den sie eben grade erst aus dem Wack gerettet hatte, hob jetzt eine Waffe an und zielte auf sie.

Sie drehte sich zwar beinahe Augenblicklich um, hatte jedoch nicht mehr genügend Zeit um zu reagieren, bis er schoss. Ein scharfes fauchen drang durch die Luft bis zu ihm herüber, dann gingen sie und der Mann zeitgleich zu Boden und Blut sickerte rot in den Schnee.

Was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht erkennen, ob sie nur leicht verletzt oder gar nicht mehr am leben war. Was tat er, wenn der Mann sie getötet hatte.

Und es war auch noch einer seiner eigenen Männer gewesen! Den Schmerz in seiner Schulter ignorierend raffte er sich vorsichtig auf. Zuerst einmal musste er jetzt auf jeden Fall einen klaren Kopf bewahren.

Wenn er jetzt einen falschen Schritt machte und in den Tod stürzte, war ihr damit uch nicht geholfen. Und wer wusste schon, was dieser Mann mit ihr tat, wenn er vor ihr aufwachte. Vorsichtig sah er in den Abgrund zu seinen Füßen.

Es musste doch einen Weg hinüber geben, ohne zu springen, oder nicht? So weit wie sie, würde er nie springen können. Vorsichtig jeden seiner Schritte austestend ging er am Abgrund entlang und tatsächlich fand er schon nach wenigen Metern eine kleine Aushölung im Berg, so dass er hinüber gehen konnte.

Schnell beeilte er sich zu ihnen zu laufen und kniete zuerst neben ihr nieder. Sie hatte vorrang, immerhin hatte der Mann sie angeschossen, während sie versucht hatte, ihn zu retten.

Behutsam untersuchte er ihren Körper auf die Wunde. Doch noch bevor er sie finden konnte, regte sie sich schon wieder. Abrupt öffneten sich ihre Augen und sie wich mit einem Fauchen vor ihm zurück.

"Hey, hey, ich bins nur."

Augenblicke noch legte sie die Ohren an und bleckte die Zähne, dann richtete sie sich auf. Sie schien zu wissen, wer er war und schenkte ihm jetzt kaum noch beachtung. Stattdessen begann sie jetzt mit ihrer Zunge über die Wunde zu fahren.

Unter seinem erstauntem Blick schloss der Streifschuss sich langsam aber sicher, bis in ihrem Fell nichts mehr zu sehen war, außer ein paar Spuren des Blutes.

"Das ist ja interessant..." murmelte er.

Ganz automatisch und ohne groß darüber nachzudenken, streckte er die Hand aus und fuhr durch ihr weiches dichtes Fell, als ein tiefes Grollen ihn die Hand wegnehmen lies.

Er hätte sie nicht einfach so berühren sollen, es hätte immerhin sein können, dass sie ihn gebissen hätte. Auch wenn er das insgeheim nicht gleubte, dazu wirkte sie viel zu stolz.

Jetzt wiederrum wandte er sich von ihr ab und ging zu dem Mann herüber. Gut, er atmete noch. Dann sah er auf die Wunde herab. Von wegen gut. Eine menge Blut sickerte in den Schnee und seine Lippen waren bereits blau angelaufen.

Misstrauisch blickte er auf die Schneeleopardin, die sich inzwischen wieder in eine Frau verwandelt hatte und sich zu ihm gesellte.

"Kannst du ihm helfen?"

Silversoul and Dragoneyes {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt