Er hatte es schon wieder getan. Mein Spiegelbild ein Schlachtfeld. Auf meiner linken Augenbraue eine neue Platzwunde über einer alten Narbe. Er hatte mich zerstört. Meine Augen im Spiegel. Mein Auge immer geschwollener und dunkler. Mein Nasenblut unaufhaltbar über Lippen und Kinn. Er hatte mich ganz vernichtet. Meine Tränen auf den Wangen. Im Spiegel eine Tote.
Ich liebe ihn. Ganz egal, was er mir antut. Ich liebe, weil ich nicht anders kann. Ich liebe einfach.
Meine blauen Augen. Lange war es her, dass ich sie glücklich oder gesund sah. Meine goldenen Haare. Lange war es her, dass meine Seele fühlte.
Ich will ihn glücklich machen. Ich brauche ihn, ganz egal, was er mir antut.
Seine Liebe, meine Liebe unser Glück - das wollte ich. Nie mehr. Nie hatte ich mir mehr gewünscht. Nie hätte ich mehr verlangt. Nie mehr würde ich ihm entkommen. Nie mehr könnte das Zerbrochene werden, wie es einmal war.
Ihm bin ich egal, er schlägt, er drängt, er vergewaltigt mich, wie es nur geht.
Ich liebe, ich leide, ich lasse.
Auf dem Boden mein Blut.
Im Spiegel eine Trauerfrau.
Auf dem Boden mein Blut.
Im Spiegel mein Augenblau.
In meinen Händen mein Blut.
In seiner Hand meine Liebe.
In meinen Händen mein Blut.
Die Spuren seiner Triebe.
...
Nein.
Was tue ich nur mit meinem Leben?
Wie konnte es so weit kommen?
Was hat mich hierher geführt?
Wo war mein Fehler?
Meine Augen im Spiegel. Im Spiegel eine Tote.
Nein.
Meine Augen im Spiegel. Im Spiegel eine Frau.
Ich will leben. All meine Liebe will ich ihm nicht geben. Ich hasse ihn so sehr, wie ich ihn brauche. Ich liebe ihn als Einzigen. Als Einziges auf der Welt. Er ist mein Leben.
Nein. Nein.
Meine Faust gegen den Spiegel. Er splittert. Schmerz in meiner blutenden Faust. Im Spiegel eine Frau.
Es endet hier. Es endet. Es ist vorbei. Ich werde fliehen. Ich werde leben.
Im Spiegel ein Lächeln. Auf dem Lächeln mein Blut.
Sieh mich an. Mein Gesicht ein Schlachtfeld. Eine Frau im Spiegel. Glücklich, wie lang nicht mehr. Entschlossen. Mein Gesicht zerfetzt.
Ich werde fliehen und meine Gefühle besiegen.
Mein Gesicht ein Schlachtfeld.
Ich frage mich: war ich jemals schöner als jetzt?
