Rumors

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Er konnte sie tuscheln hören. Doch er ignorierte die Worte. Schließlich hörte er sie jeden Morgen aufs neue.

"Was sagst du?"

"Ja, es stimmt wirklich! Er verschwindet total oft in dem Büro von..."

Farlan knallte sein Schließfach zu und zog sich die Schuhe an. "Wie kannst du das einfach ignorieren, Levi?! Willst du dich nicht dazu äußern?"
"Es sind doch nur Gerüchte." Wie an jedem Morgen war Farlan wieder mal etwas aufgebracht. Im Gegensatz zu Levi konnte er es nicht mehr hören. Alle Schüler sprachen davon, er würde was mit einem Lehrer haben. Das ging schon seit Wochen so.
"Nur Gerüchte. Dass ich nicht lache. Was sagt dieser Herr Smith überhaupt dazu? Wenigstens er sollte klarmachen, dass daran nichts stimmt. Und dass es gefährlich ist,-..."
"Wir kommen noch zu spät." Levi eilte zu seinem Klassenraum. Er wusste, er sollte bald sagen, dass das alles nicht stimmte. Jedoch war es ihm relativ egal was fremde Schüler von ihm dachten, bisher hatte er noch nie die Notwendigkeit dafür gesehen. Da sollten ihn die Kinder lieber direkt ansprechen anstatt zu tuscheln.

Er blickte aus dem Fenster. Es war immer noch so hell wie am morgen. Eigentlich sollte er sich gerade dem Mathetest widmen, aber seine Gedanken schweiften einfach ab. Bald würden die Sommerferien anfangen. Bald musste er eine Entscheidung treffen. Wie sollte er das denn so schnell tun? Er fühlte sich, als wäre sein ganzes Leben bisher an ihm vorbeigeschwiffen, ohne dass er Einfluss hätte nehmen können. Und jetzt sollte er im Alter von 17 Jahren über sein restliches Leben entscheiden?

"Levi!"

Er schreckte auf, der Stift fiel zu Boden und er blickte nach vorne.

"Du solltest deine Augen auf das Blatt richten." Die Tonlage von Herrn Smith war streng. Er setzte seine Lesebrille ab und beobachtete den stummen Schüler.
Schnell hob Levi seinen Stift auf und tat so, als würde er etwas auf das Blatt schreiben. Er konnte den Blick des Lehrers jedoch immer noch auf sich spüren. Dann widmete er sich wirklich dem Mathetest.

~*~

Zuhause fühlte er sich nicht wohl. Und doch war es ein Ort, an den er immer wieder zurück musste.
Auf dem Bett sitzend blickte er auf sein Handy, in der Hoffnung, irgendjemand würde ihn anrufen oder schreiben und er sollte nach draußen. Das tat er jeden Tag. Oder eher gesagt, ziemlich oft am Tag.

Es klopfte. "Schatz, ich geh heute aus."
"Ja, Mutter."
Die Tür öffnete sich und eine Schönheit mit schwarzem Haar und rotem Kleid trat in die Türschwelle.
"Sag mal, in letzter Zeit höre ich die Leute über dich reden."

"Ja, ich auch."

"Levi, ich will... Ich will dich nur wissen lassen, dass du mit mir über alles reden kannst. Ist irgendwas vorgefallen?"

"Nicht wirklich."

Die Frau blickte kurz zu Boden, schien zu überlegen. Ihr Blick wirkte bedrückt. "Ich muss jetzt los. Bis später, Levi."

Sie schloss die Tür, nachdem sie gegangen war und Ruhe kehrte ein. Seine Mutter versuchte oft, an ihn heranzukommen, und er schätzte das auch, aber andererseits konnte er seinen Unmut doch nicht zurückhalten. Er mochte es nicht, wenn sie ausging. Und wenn sie die ganze Nacht wegblieb, nur um mit einem Haufen Geldscheinen nach Hause zu kommen.
Aber er mochte es am wenigsten, wenn sie ihre Arbeit bei sich Zuhause verrichtete. So direkt konnte er es ihr nicht sagen. Nicht, solange er hier wohnt. Sie würde es nicht verstehen.

Er blickte ein weiteres Mal auf das Handy und genau in dem Moment klingelte es auch. Etwas überrascht nahm er an.

"Hallo."

"Na, vermisst du mich?"

"Sehr sogar. Sonst würde ich nicht anrufen."

"Meine Mutter ist gerade gegangen. Ich bin die ganze Nacht allein."

"Du könntest sicher etwas Gesellschaft gebrauchen."

"Ich komm zu dir, ja?"

"Bis gleich."

~*~

Am nächsten Tag ging das ganze prozedere weiter. Er wurde angeschaut, die Münder bewegten sich. Er ging zum Spind. Er zog die Schuhe um. Bloß weg hier. Warum war das auf einmal so eine Last, wo er sie doch sonst immer ignorieren konnte?

Auf dem Weg zum Klassenraum wurde ihm etwas mulmig. Heute war definitiv kein guter Tag. Denn heute war die Abgabefrist für den Bescheid, zu welcher Uni oder Arbeitsstelle man geht. Er hatte sich nicht darum gekümmert.

Als er den Raum betrat, waren die Augen der Schüler auf ihn gerichtet.
"Guten Morgen, Levi.", lächelte Herr Smith.

"Ich brauche noch deine Papiere. Hast du sie dabei?"

"Nein."

Er setzte sich auf seinen Platz. Herr Smith schaute ihn nun nicht mehr so fröhlich an.

"Du solltest dich wirklich darum kümmern."

"Ja."

"Ach, und würdest du mir nach dem Unterricht mit den Papieren helfen?"

"Ja, Herr Smith."

In der Pause nahm er die wichtigen Unterlagen. Als er rausging, spürte er wieder der Blicke der Schüler. Ein wenig ertappt fühlte er sich schon.

Denn die Gerüchte stimmten. Der Gang war hell erleuchtet, als Levi mit Papieren zu Erwins Büro lief. Als Beratungslehrer hatte man sein eigenes, was sich jetzt als ziemlich vorteilhaft erwies.
Er klopfte nicht mal, kam einfach rein.

"Hallo, Levi.", lächelte ihm Erwin entgegen. Levi schloss die Tür ab, (den Schlüssel hatte er schon länger von seinem Liebsten bekommen),
und die Papiere landeten schnell auf dem Tisch.

"Gestern war dir wohl nicht genug, hm?"

"Da liegst du richtig."

Levi machte einen Bogen um den Schreibtisch und setzte sich prompt auf den Schoß seines Lehrers.

"Die anderen haben schon was mitbekommen."

"Lass sie nur reden."

Und schon zog er Levi an den Haaren zu sich und küsste ihn innig. Dieser Moment war kostbar. Sie lösten sich erst nach einer Weile wieder.

"Ich hoffe du kannst es verzeihen, wenn mein Schreibtisch jetzt ein bisschen chaotisch wird."

Mit diesen Worten schlang er die Arme um Levi, stand auf, und legte ihn auf den Schreibtisch.

"Diese Uniform steht dir so gut." Er knöpfte sie auf und bekam Levis nur allzu bekannten Körper zu Gesicht. Sein Hals wurde sofort beschlagnahmt, darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen. Levi legte augenblicklich den Kopf nach hinten.
Wie sehr er das liebte.

Beide bemühten sich, leise zu sein. Erwins Schwanz war groß, keine Frage, und beim ersten Mal hatte Levi auch bedenken. Jetzt allerdings freute er sich auf den Riesen.
Erwin konnte gut mit ihm umgehen, das beweiste er wann immer die Zeit dafür blieb.

"Jetzt kratz mich endlich.", flehte der Lehrer schon fast. Seine blonden Haare fielen ihm in die Stirn, bei jedem Stoß mehr und mehr. Levi benutzte seine Nägel kräftiger und musste gleichzeitig darauf achten, nicht zu laut zu werden.

Sonst würde es nicht nur bei einem Gerücht bleiben.

Rumors ~ EruRi OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt