"Okay, like..."

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Wenn ich mir den Tag so ansah, dann sollte man meinen, dass er nie ein Ende haben würde... aber endlich lag ich in einem Bett, und starrte an die dunkle Decke.
Edmund und Lucy schliefen auf dem Sofa, Jadis lag neben mir, und Helen hatte mir geschrieben, als wir vier Essen waren, dass wir erstmal bei Jadis bleiben sollten...

Jadis... seufzend drehte mich mich zur Seite, und tastete mit einer Hand und fand sie auch recht schnell...
,,Alles okay?" flüsterte sie, und drückte meine Hand sanft.
,,Hab ich dich geweckt...?"
,,Nein, nein..." versicherte sie mir, und ich flüsterte: ,,Ich hab nur das Gefühl, dass der Tag heute einfach kein Ende nehmen will... ich meine erst du in der Schule, dann die Sache mit Peter, dann der Streit..." ich seufzte, und spürte ihre zweite Hand an meiner Wange: ,,Ich weiß was du meinst, ich hatte auch schon solche Tage, die schier endlos waren..."
,,Wie hast du die durch gestanden?"
,,Alleine, heulend im Bett..." sagte sie, und ich musste schmunzeln. ,,Aber der Unterschied zwischen dir und mir ist, du bist nicht alleine..."
,,Ich wäre gern für dich da gewesen..." flüstere ich, und rutschte näher zu ihr.
,,Das is süß von dir... jetz versuch zu schlafen, okay?"
Ich nickte, und schmiegte mich an sie...

Der nächste Tag begann recht ruhig... Edmund und Lucy holten von unten ihre Schulsachen, und wurden mit dem Bus abgeholt, und ich hatte zwei Freistunden, in denen Helen und ich ins Krankenhaus zu Peter fuhren.
,,Danke, Susan..." sagte sie, als wir an einer Ampel standen, und ich sah sie fragend an.
,,Das ihr Edmund und Lucy gestern geholt habt..."
,,Wann lasst ihr euch endlich scheiden?!" fragte ich einfach frei raus, und sie seufzte: ,,Gar nicht. Susan, ich schaff das nicht allein mit euch vier."
,,Mom, Peter und ich sind 20 und 19, denkst du nicht, dass wir alt genug sind?!"
Sie schwieg zu diesem Thema... mal wieder, und ich beließ es dabei, denn ich wusste, dass ich hier einfach gegen eine Wand reden würde...

,,Am besten ich zieh einfach aus..." sagte ich, und wie erwartet, sagte sie nichts darauf, und parkte nur vor dem Krankenhaus. Ich stieg aus, ohne auf sie zu warten, und betrat das Krankenhaus, fragte nach meinem Bruder, und mir wurde gesagt, dass er gleich entlassen werden konnte, und so wartete ich.
Kurz darauf kam er auch schon zu mir, und ich umarmte ihn vorsichtig.
,,Hey, wie geht's dir?"
,,Geht..." sagte er, und ich musterte ihn... sein Gesicht sah nicht mehr ganz so schlimm aus wie gestern, aber sein Arm war gebrochen.
Ich verließ das Krankenhaus mit ihm... erst draußen fragte ich ihm'n, was passiert sei, und es war meinem Problem gar nicht mal so unähnlich: ,,Na ja, ein paar Jungs haben mich eben gefragt, ob ich was besseres sei, weil ich nicht auf dem Campus wohne, und dann hab ich..." er zögerte, bevor er fortfuhr: ,,Ich hab die Freundin von so'nem Typen angebuggert."
,,Peter..."
,,Ja ich weiß, aber es sah wirklich so aus, als würde es von ihr ausgehen... na ja, egal... ich hab eh keine Lust mehr, auf dieses verdammte College."
,,Peter, unsere Eltern haben eine Menge Geld dafür bezahlt, dass wir auf die besten Colleges gehen können."
,,Ja, und dann müssen wir zuhause bleiben." und ich wusste, dass er damit absolut recht hatte... aber wir wussten beide, dass ein Wechsel jetzt schier unmöglich war.
,,Das einzige was mir einfällt wäre, dass wir die beiden auseinander bringen." sagte er, und ich erzählte ihm von meinem kurzen Gespräch mit Helen...

Nachdem ich Jadis nur hier und da mal flüchtig auf den Gängen gesehen hatte, und endlich nach Hause kam, schrien sich Peter und unser Vater gerade einfach nur an, und das wollte ich mir nicht unbedingt geben.
Ich verließ das Haus also wieder, und lief die Straße runter, bis mir ein weißer Mustang entgegen kam.
Sie parkte neben mir, und ließ das Fenster runter.
,,Alles okay?"
,,Peter und unser Dad streiten sich, und da wollte ich nicht dabei sein..." sie nickte, und dachte kurz nach, bevor sie mich wieder ansah: ,,Ich muss ein paar Dinge erledigen, treffen wir uns im Starbucks?"
,,Ja..."
Sie nickte, und gab mir $20, die ich erst ablehnen wollte, doch dann sah sie mich mit diesem unwiderstehlichen Blick an, und zog dazu noch eine Augenbraue hoch.
Ich nahm also das Geld, und lief weiter...

,,Ich weiß nicht mal so genau wann das eigentlich angefangen hat, dass er so wurde... ich meine, ich hab dir ja gesagt, dass er in der Army war, bzw ist, aber so schlimm war es noch nie..." sagte ich, als sie etwas später neben mir im Starbucks saß, und ich hatte einfach angefangen zu reden.
,,Und als ich ihm mal so die Meinung gesagt habe... das hat sich verdammt gut angefühlt, auch wenn ich keine Ahnung habe, woher das so plötzlich kam, aber... ich sehr da irgendwie eine Verbindung zu dir..."
,,Zu mir...?"
,,Ja... du... ich weiß, dass hört sich jetzt wahrscheinlich richtig abgedroschen an, aber du gibst mir ein Gefühl von Stärke, und dass ich ihm die Stirn bieten kann... das war vorher nie so wirklich möglich... und ich weiß nicht warum..."
Jadis lächelte, und nahm meine Hand: ,,Vielleicht ist es nicht unbedingt nötig, dass du den Grund dafür kennst. Vielleicht solltest du es einfach geniesen..."
Ja, vielleicht hatte sie recht damit...

Ich sprach also weiter, über unsere Eltern, und das ich mit dem Gedanken spiele, aus zu ziehen...
,,Ich meine, ich bin 19, und ich will nicht für immer so weiter machen... das College kann und will ich nicht abbrechen, oder wechseln, dass wäre meinen Eltern gegenüber nicht richtig, ich meine so ein College ist nicht gerade billig, und auch wenn mein Vater ein Arsch ist... er hat das meiste für unsere Schulbildung gezahlt."
,,Ich verstehe dich sehr gut, und um ehrlich zu sein, wenn ich als Schülerin auf diesem College sein könnte, würde ich auch nicht einfach abgehen... und als Lehrerin verdien ich eben auch nicht schlecht dort... aber ich möchte dir auf jeden Fall helfen... du bedeutest mir sehr viel, Susan..."
,,Du mir auch..." sie errötete etwas, und lächelte mich an, bevor sie sagte: ,,Auf dem Campus können wir dich eher schlecht jetzt noch unterbringen, weil dein Platz sicher schon längst vergeben wurde, aber wenn du es schaffst, diejenigen zu ignorieren, die behaupten, dass du nicht auf dem Campus lebst, weil du was besseres bist, dann hätte ich da eine Lösung."
,,Welche...?" fragte ich, und irgendwie kannte ich die Antwort... oder vielleicht wollte ich die Antwort auch kennen... oder ich wollte einfach nur diese eine Antwort, aber sie gab sie mir: ,,Du könntest zu mir."
,,Sicher? Ich meine du bist meine Lehrerin..." sicher, sie hatte mir genau das gesagt, was ich hören wollte, und ich freute mich auch riesig, aber das war einfach ein Punkt, den ich nicht einfach ignorieren konnte.
,,Süße... erstens, es ist süß, dass du dir darüber Gedanken machst, aber wir haben uns ja streng genommen lange vorher kennen gelernt... bevor ich offiziell deine Lehrerin wurde... außerdem wohnen wir sowieso in einem Haus, und darauf wurde ich auch schon angesprochen... und ich habe klipp und klar gesagt, dass wir uns kaum sehen, oder eben kaum mit einander sprechen... so wie normale Nachbarn eben..."
,,Okay..." sagte ich nach ein paar Minuten, in denen ich nicht wirklich nach dachte, mich aber dabei erwischte, wie ich mir vorstellte sie zu berühren... mit ihr auf dem Sofa, oder im Bett zu liegen...
,,Okay, wie... okay, du überlegst es dir, oder...?"
,,Okay, wie... ich würde gern zu dir..." sagte ich, und es fühlte sich genau richtig an... vielleicht könnte ich... oder sogar wir beide... besser heraus finden, was das zwischen uns eigentlich war...

tbc...

Rules were made to ignore them...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt