Ich will hier raus!
Ich halte es fast nicht mehr aus.
Jeden Moment springe ich auf und flüchte nach draussen. Meine Hände zittern und mein Bauch rumort. Schnell lege ich meine rechte Hand beruhigend auf meinen Pullover und schaue mich peinlich berührt um, ob es jemand gehört hat. Meine Mitschüler achten nicht auf mich. Können sie auch das laute Klopfen meines Herzens nicht hören? Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her. Komm schon Sed, beruhige dich. Es geht nur noch einen halbe Stunde, dann kannst du raus. Ich stöhne. Tränen steigen mir in die Augen. Ich halte diese innere Anspannung nicht mehr aus. Sie zerreisst mich fast. Ich muss loslassen. Ich kann nicht mehr! Meine linke Hand fliegt nach oben, die rechte liegt immer noch beruhigend auf meinem Bauch. Ich fühle jedoch das Zittern, das von ihr ausgeht. "Ja Sedra?" Mein Chemielehrer blickt mit seinen blassen Augen in meine Richtung. Er ist es von mir nicht gewohnt, dass ich mich in seinem Unterricht melde. "Mir ist schlecht. Darf ich bitte raus gehen? " Das ist eine Lüge. Ich fühle so ziemlich alles Üble aber schlecht ist mir nicht. Noch nicht? Herr Diesel nickt. Ich springe auf, packe meine Sachen zusammen und stürme aus dem Zimmer. Meine Freundin Jelena folgt mir. "Sed alles okay. Musst du erbrechen?" Sie schaut mich besorgt an und jetzt kann ich mir meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sie rinnen in dicken, heissen Tropfen über mein Gesicht. Jelena macht ein bestürztes Gesicht und nimmt meine Hand. "Jelly, ich will einfach nur nach Hause. Es geht mir nicht so gut! Ich weiss nicht, was mit mir los ist. Ich fühle mich einfach so scheisse. Verdammt scheisse."Hilflos schaue ich in die Augen meiner Freundin. Obwohl ich nicht mehr im Klassenzimmer bin, fühle ich mich nicht viel besser. Meine Hände zittern immer noch und mein Herz pumpt Blut durch meine Bahnen, als würde ich einen 100 Meter Lauf rennen. Mitleidig schaut mich Jelena an. Das gibt mir den Rest und ich laufe in Richtung meines Spindes. Ich will mein Zeug holen und dann einfach so schnelle wie es geht nach Hause. Da wird es mir besser gehen. Ganz sicher!
Als ich meiner Mutter anrufe, um ihr zu sagen, dass es mir schlecht geht und ich nach Hause komme, weine ich immer noch. Und ich kann, bis ich sicher zu Hause bin, nicht damit aufhören. Stille Schluchzer schütteln meinen Körper und die Tränen fallen in meinen Schoss. Ich hoffe, dass sie niemand sieht.
Was ist nur mit mir los?

DU LIEST GERADE
Mein lavendelfarbenes Schneckenhaus
Teen FictionSed ist siebzehn. Sie ist ganz gut in der Schule, hat entspannte Freunde und datet einen hübschen Jungen. Doch von einem Moment auf den andern fühlt sie sich im Klassenzimmer immer wieder beengt und unwohl. Sie überwindet sich und geht weiter zur...