Part 54. Der einzige Weg ist Liebe!

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Die nächsten Tage oder besser gesagt, die nächste Woche, wurde schwierig. Rider musste noch im Krankenhaus bleiben und ich zur Schule gehen. Ich besuchte ihn so oft wie möglich. Nach und nach verschwanden die Verbände und ich konnte seine Wunden sehen. Jeden Tag kam eine neue für mich dazu. Wie erwartet weigerte Rider sich, mit einem Psychologen zu sprechen und auch der Polizei sagte er nichts. Ich hatte ihn versucht zu überreden, sich jemanden anzuvertrauen, doch er wollte einfach nicht. Er war verdammt stur. Es war also nicht gerade eine leichte Woche. Jetzt war ich froh, das wir sie dennoch ohne Tote überstanden hatten.

Rider würde heute nach Hause kommen. Meine Brüder fuhren mich nach der Schule sofort ins Krankenhaus. Sie hatten Rider mittlerweile akzeptiert. Wenn er es nur lassen würde, so zu sticheln. Aber das gehörte wohl dazu. >>Jetzt macht schon.<< Sagte ich ungeduldig. >>Man, Saphira. Die Ampel ist noch ROT!<< Jay verdrehte seine Augen. Mir doch egal. Hauptsache ich war wieder bei Rider. Als wir schließlich ankamen wartete ich nicht bis das Auto stand, sondern riss die Tür auf und lief auf Rider zu, der mitsamt Rollstuhl vor der Tür auf mich wartete. Er trug eine graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt. Dies zusammen mit der neuen Frisur, ließ ihn irgendwie noch gefährlicher und noch anziehender wirken.  >>Baby, nicht so stürmisch.<< Lachte er mich aus, als ich fast auf die Fresse viel. Meine Brüder kamen hinterher und lachten mit Rider auf meine Kosten. Mir egal. Hauptsache er kam endlich hier raus. Der Arzt wollte ihn noch länger da behalten, doch dann hätte Rider wirklich Depressionen bekommen. In einem Krankenhaus konnte man einfach nicht gesund werden. Aiden fragte Rider, ob er alleine laufen konnte und er nickte zögernd. Sein Stolz hinderte ihn mal wieder, Hilfe an zu nehmen. Irgendwie schaffte er es tatsächlich bis zum Auto. Ich hatte ihn aber vorher noch gezwungen, sich von mir stützen zu lassen. Also hatte er einen Arm locker um meine Schulter gelegt. Im Auto zog er mich sofort an seine Seite und ließ mich auch nicht los, als wir bei ihm zu hause ankamen. >>Ein gutes hat das ja, Rider. Ich muss mir bei deinem Zustand wenigstens keine Sorgen machen, das du Scheiße baust.<< Typisch Jay. Aiden schlug seinem Bruder auf den Kopf und meinte dann lachend. >>Glaub mir Bruder, den werden wir nicht mehr los.<<

Adriana wartete schon auf uns und hatte für uns gekocht. Wir saßen zusammen und lachten viel. Es war schön. Adriana merkte aber wohl, das wir alleine sein wollten und verdrückte sich mit der Ausrede, dringend noch zu Josies Mutter zu müssen. Sie gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange und drückte ihren Sohn an sich. >>Deine Mutter ist toll.<< Sagte ich gerührt. Rider schüttelte lachend den Kopf. >>Ich habe sie mindestens zehn mal an gestupst, bis sie verstanden hat, das ich mit dir meine Ruhe haben möchte.<< Dieser Idiot. Aber mein Idiot.

Es war gar nicht so leicht, ihn die Treppe hoch zu bringen. Aber er wollte unbedingt baden. Das war nach einer Woche Krankenhaus verständlich. >>Soll ich dir helfen?<< Rider sah mich mit einem Blick an, der so viel sagte wie >wehe du tust jetzt einen auf Mutter.< Also ging ich in sein Zimmer und wartete dort. Als ich nach fünfzehn Minuten immer noch kein Lebenszeichen von ihm bekam, machte ich mich auf den Weg. Ich hatte nicht mal Wasser plätschern hören. Angekommen sah ich, wie er auf dem Boden saß und... weinte. Ich habe ihn noch nie weinen sehen und das machte mir angst. >>Rider?<< Er schluchzte nicht. Es liefen einfach nur Tränen über sein Gesicht und er strich über seinen kahl rasierten Schädel. Er reagierte nicht. Wahrscheinlich hatte er mich nicht gehört. Ich hockte mich neben ihn und nahm ihn einfach in den Arm. Seine Arme schlangen sich von selbst um meinen Bauch und er weinte an meiner Brust. >>Scht... Ich bin hier, Rider.<< Ein Geräusch, als würde er ersticken, entrang seiner Kehle. >>Warum bist du noch hier, Saphira? Nach all der Scheiße. Ich bin nicht mal in der Lage, mich eigenständig aus zu ziehen. Alles tut mir weh.<< Brachte er irgendwie heraus. Ich küsste seinen Kopf, seine Stirn und dann seine Wange. >>Was hast du erwartet Rider? Keinen Rückzug, weißt du noch?<< Tatsächlich, meine Worte beruhigten ihn. Wir blieben noch ein wenig so sitzen. Dann zog ich ihm sein Shirt aus. >>Was tust du da?<< Fragte er verwirrt. >>Dir helfen.<< Ich zog ihm auch noch die Jogginghose und Boxer aus. Socken trug er nie. Ich ließ Wasser in die Wanne und zog mich dann selbst aus und bemerkte dabei Riders Blicke auf mir. Sagen tat er aber nichts. Ich half ihm hoch und in die Wanne, ließ mich dann hinter ihn in das warme Wasser gleiten. Und erstarrte. Sein Rücken war voller Schnitte. Tiefer Schnitte und mir war das Mal an seiner Schulter vorher nicht aufgefallen. Sie mussten es ihm eingebrannt haben. LG für les Garcias. Rider wusste, das ich seinen Rücken begutachtete und ließ mich gewähren. Als ich mir das gröbste angesehen hatte, nahm ich ihn fest in den Arm und küsste seinen Hals. >>Ich liebe dich Rider und ich wünschte, ich hätte das verhindern können. Für dich da sein können.<< Er schüttelte den Kopf. >>Du bist für mich da. Obwohl ich so Scheiße aussehe.<< Dieses mal schüttelte ich den Kopf. >>Du bist wunderschön. Narben sind nichts hässliches. Sondern eine Erinnerung daran, das wir menschlich sind und gelebt haben. Außerdem bist du viel zu sexy und keineswegs hässlich. Die Narbe an deiner Augenbraue betont deine Augen.<< Sein Lachen überraschte mich. >>Du bist die einzige Frau, die selbst an Narben noch etwas schönes findet.<<

In dieser Nacht lagen wir eng umschlungen in seinem Bett und er erzählte mir von seinen Albträumen und  auch ein bisschen von dem, was sie mit ihm gemacht hatten. Ich beschrieb ihm meine neuen Albträume. Dieses Mal war Rider immer der, dem etwas geschah und ich nicht helfen konnte. Es war befreiend zu reden und ich denke, wir brauchten das beide. Nur so würden die Träume weg gehen. Wir waren vielleicht noch jung, aber zusammen würden wir alles schaffen. Auch wenn es keiner geglaubt hätte. >>Saphira, wenn du volljährig wirst heirate ich dich noch am selben Tag. Ich möchte nicht, das du deinen Geburtstag nicht feierst, weil du das egoistisch findest. Du hast mir mal gesagt, das du ein schlechtes Gewissen hast, wenn sich deine Brüder um dich kümmern müssen und an deinem Geburtstag nicht um den Tod ihrer Mutter trauern können. Aber weißt du, du liegst falsch. Es ist nicht egoistisch, seinen Geburtstag zu feiern und du kannst nichts für den Tod deiner Mutter. Und ab deinem einundzwanzigsten Geburtstag darfst du den Tag für den Rest deines Lebens mit mir verbringen und feiern, das du lebst, das deine Mutter gelebt hat und das wir uns gefunden haben.<<

How to love a BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt