Die Koffer standen unten am Treppenabsatz. Darin hatten wir alles Nötige verstaut, auch was uns noch im letzten Moment eingefallen war. Den Pokal und alles andere, was Marvin verlangt hatte, hatten wir unter den Klamotten versteckt. Den Stick hatten wir nicht zurück in den Pokal gesteckt.
Wer auch immer den Anruf gehört hatte, würde den Pokal verlangen.
Der Stick allerdings war von Tampons umhüllt sicher in einer separaten Tasche um meine Hüfte geschnürt. Die Tür zum Garten öffnete sich, Valeria trat ein mit Mrs. Gabriella auf dem Arm. Sie schnurrte glücklich, während Valeria sie kraulte.
„Wie viel Geld haben wir?"
„Ich kenne beide Kreditkartennummern meiner Eltern. Falls wir keines mehr haben, kann ich ihre sperren lassen.Glaube ich zumindest", ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an,„Ansonsten habe ich mein Erspartes und alles Geld, was ich finden konnte, in diese Tasche gepackt", auch Valeria hatte eine Tasche um.
Die Idee mit den Kreditkarten würde nicht vollkommen aufgehen, aber das würde ich ihr erklären, wenn es soweit war.
„Wir müssen die Taschen verstecken", ich nahm zwei Pullover vom Geländer und hielt ihr ihren hin. Sie waren Oversize und ihrer war von mir. Sie war einen halben Kopf kleiner als ich,also würde er für sie mehr als Oversize sein, aber das war nur gut.
Wir beide stülpten sie über, die Taschen verschwanden.
„Du guckst zu viele solcher Filme", bemerkte Valeria dann, bevor sie Riri unter ihrem Arm festklemmte und einen der Koffer nahm. Ich schnappte mir den anderen und wir trugen sie die Treppe herunter in den Keller. Von dort aus gelangte man in die kalte Garage.
„Apropos Filme. Brauchen wir Waffen?", nachdenklich blickte ich sie an, bevor wir die Tür zur Garage öffnen konnten, „Ich weiß, dass deine Familie wohl keine Pistolen oder so hier hat, aber-", wir wüssten nicht, worauf das alles hinauslaufen würde. Ob der Anruf nun fake war oder nicht, das könnten Schüsse im Hintergrund gewesen sein. Und wenn uns jemand von denen begegnete, wollte ich nicht leer da stehen.
„Oh doch, haben wir", sie reichte mir Mrs. Gabriella. Entgeistert sah ich sie an, sie zuckte mit den Schultern. „Wir sind Russen"
Das hieß jetzt jeder Russe hatte eine Knarre unterm Bett liegen?
„Und das fällt dir jetzt erst ein?", überspielte ich meine Verwirrung. Da Valeria schon die Treppe wieder hoch war, sprach ich ein wenig lauter, wodurch ich Riri erschrak. „Entschuldige", hauchte ich und streichelte ihren Kopf.
„Dass wir Russen sind?", rief sie zurück.
Ich verdrehte die Augen. „Hol einfach die Waffen"
Natürlich tat sie genau das nicht. Ihre Schritte verhallten, im nächsten Moment steckte sie ihren Kopf übers Geländer. „Glaubst du,wir kommen mit denen beim Hauptbahnhof durch?"
Gute Idee, hatte nur noch nie jemanden gesehen, der einen Passagier am Bahnhof abtastete. Nur wenn der Verdacht bestand und bei sechzehn Jährigen war der erst einmal nicht gegeben. Nicht aus heiterem Himmel.
„Das ist nicht wie im Flugzeug"
„Okay, meine nur", sie zuckte mit den Schultern, wandte sich und verschwand aus meinem Sichtfeld, als mir noch etwas einfiel. „Bring Messer mit"
Ihre Turnschuhe quietschten, als sie sich zurück über das Geländer beugte. „Hola, alles klar"
„Was denn?", unbeholfen zuckte ich mit den Schultern, „Besser du hast nachher noch ein Messer,wenn die Kugeln alle sind, als gar nichts"
Es würde uns Sicherheit geben. Vor allem könnten wir nicht jeden, dem wir begegneten, direkt einen Kugel verpassen. Abstechen ging natürlich auch nicht, aber das war legaler als Waffen in Deutschland, so lange man die Person dabei nicht umbrachte. Dann war alles dasselbe.
„Ich will aber nicht jeden erschießen, den wir treffen", sagte sie das, was ich mir eben gedacht hatte.
„Keine Sorge. Die sind nur für die gedacht, die auch eine Pistole auf uns richten", bemerkte ich noch, bevor ich ihr mit den Händen bedeutete hoch zugehen. Sie verdrehte die Augen und stiefelte weiter.
„Welchen Wagen nehmen wir denn mal, hm?", murmelte ich in Riris Richtung, „Ich meine, ich bin sechzehn, ich kann keinen Wagen fahren. Sie noch weniger. Wir beide besitzen keinen Führerschein, strafbar machen wir uns...also welcher Wagen fällt nicht auf?"
In dem Moment fiel mir noch etwas ein. „Bring Hüte und Sonnenbrillen mit!", schrie ich nach oben.
„Okay!", brüllte sie zurück.
Sie würden uns als Schutz dienen.
In Gedanken ging ich, während Valeria oben herumkramte, alle vier Autos durch, die ihre Familie dort unten stehen hatte. Ihnen gehörten nicht alle vier, eines war von ihrem älteren Bruder hier zurückgeblieben und ein altes von ihren Großeltern.
Letztendlich entschied ich mich für den Familienwagen. Der war etwas größer und breiter, silberner VW und fiel absolut nicht auf. Wenn man durch die Gegend fuhr, besaß jede fünfte Familie so einen.
Zwar waren wir nur zu zweit und was sollten zwei Menschen mit einem Familienwagen anstellen? Trotzdem war er die beste Wahl. Wir mussten ja nur zum Bahnhof.
Den Schlüssel nahm ich mir vom Brett neben der Garagentür, drückte diese auf und trug jeden Koffer einzeln mit einer Hand zum Auto und stopfte sie in den Kofferraum. Dann schloss ich diesen und in dem Moment erschien Valeria neben mir. „Wohin kommen die?"
Sie hielt mir zwei Pistolen vor die Nase. In der anderen Hand hielt sie fünf Messer und in der Hose steckten noch weitere.Auf dem Kopf balancierte sie vollen Magazine.
„Untern Sitz",ich öffnete die Autotür für sie, „Jeder bekommt eine und die Messer kommen ins Handschuhfach. Ich will nicht, dass mir eines im Fuß steckt, wenn wir bremsen"
„Stimmt auch wieder", sie verstaute alles, während ich die Katze kraulte,„Wer fährt?"
„Ich", bemerkte sie sofort und wollte gerade einsteigen, als es oben an der Tür klopfte.
Ich riss die Augen auf und drehte mich zu ihr. „Wer ist das?"
„Luke, er holt die Katze, beruhig dich"
„Du hast ihn hier hin bestellt? Er ist dein Nachbar!"
Eigentlich hatte ich erwartet, dass wir die Katze vor seine Tür ablegen und wegfahren, nachdem wir geklingelt haben. Sie lief sowieso jeden Tag in der Nachbarschaft herum.
„Ich weiß", sie zuckte mit den Schultern, „Ersoll Chips mitnehmen, das fällt nicht so sehr auf"
Entgeistert schüttelte ich den Kopf. „Okay, dann komme ich aber mit"
Sie seufzte und mit der Katze in meiner Hand machten wir uns auf den Weg.
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Vielen Dank, Ihr myownsparrow!
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Bad girls got new adventures
حركة (أكشن)Ronja besucht an einem Dienstag Abend in den Sommerferien ihre Freundin Valeria. Die beiden haben sich lange nicht mehr gesehen und freuen sich auf eine elternfreie Zeit mit reden, essen und faul herum liegen. Dieser Plan wird allerdings kurz darauf...